Pfarreiblatt April

Schöpfen Sie neue Kraft im Garten der Hoffnung.
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Ostern

Besuch im Garten der Hoffnung

 

Ich lade Sie, werte Lesende, ein zu eine Fantasiereise. Wir gehen zusammen in einen Garten. Lassen Sie sich überraschen.

Wir treten ein. Doch zuerst müssen wir das Gartentor öffnen. Es quitscht ein wenig, der Gärtner müsste es wieder einmal ölen. Wir treten also in diesen Garten ein. Es ist ein grosser Garten mit vielen Bäumen. Alles im Garten sieht sehr gepflegt aus. Das muss ein guter Gärtner sein, denken wir. Dann gehen wir weiter und entdecken ein Felsengrab. Das ist nichts Besonderes. Das kennen wir. Wir wissen, dass es tatsächlich Gräber in der Nähe eines Gartens gab und dass man Tote sogar im eigenen Garten begraben hat. Wir setzen uns auf eine Bank, denn vor dem Grab steht eine Frau. Sie weint. Wir wollen sie nicht stören. Sie muss erst vor kurzem einen geliebten Menschen verloren haben.

Die Schritte des Gärtners
Dann hören wir Schritte. Ah – der Gärtner. Er geht an uns vorbei, nickt uns kurz zu und geht zur weinenden Frau. „Ah, der Gärtner kennt sie“, denken wir. Und wir hören, wie sie miteinander sprechen, verstehen aber die Worte nicht. Sie kommen von weit her – von sehr weit her. Dann hören wir doch etwas – einen Namen. Ah, die Frau heisst Maria. Der Gärtner kennt sogar ihren Namen. Sie vertraut ihm, dem Gärtner, sie spricht immer noch mit ihm. Dann plötzlich dreht sie sich vom Grab weg. Und dann geht sie mit raschem Schritt weg, geht an uns vorbei – sie beachtet uns nicht. Auf ihrem Gesicht ein Staunen und ein scheues Lächeln. Sie weint nicht mehr. Auch der Gärtner ist fort.

Und dann finden wir uns wieder auf der Bank und es ist, als würden wir aufwachen und wir merken: Wir waren für kurze Zeit fort, weit fort, sehr weit fort – im Garten der Hoffnung.

Hüter und Hüterin des Lebens
Vielleicht gehen Sie wieder einmal in den Garten der Hoffnung, wenn Sie traurig oder müde sind. Dabei entdecken Sie, dass der Gärtner immer schon der Hüter Ihres Lebens war. Und Sie haben jetzt den Mut, viel Mut und Energie auch, selbst Hüter oder Hüterin des Lebens zu sein. Und Sie spüren, dass Tödliches in jenen Momenten überwunden wird, in denen Menschen das Leben wählen – für das Leben einstehen.

Wir sind auf der Suche
nach der Kraft,
die uns aus den Häusern,
aus den zu engen Schuhen
und aus den Gräbern treibt.

(Luzia Sutter Rehmann)

Im Garten der Hoffnung werden wir diese Kraft suchen und auch entdecken. Ein hoffnungsvolles Osterfest wünsche ich Ihnen.

 

Regina Osterwalder,
Pastoralraumleiterin

 

Pfarreiblatt März

Dieses Glasfenster zeigt die Fusswaschung aus der Passion Christi.
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Fastenzeit

Stärken und Schwächen

 

«Was sind Ihre Stärken und Schwächen?» – Eine typische Frage für ein Bewerbungsgespräch. Die Fastenzeit mit all ihren Gegensätzen kann eine Gelegenheit sein, dieser Frage aus einer etwas anderen Perspektive einmal wieder nachzugehen.

 

Asche und Freude
Die Fastenzeit ist voller Spannungen: Trübe Nebeltage wechseln sich ab mit den letzten weiss-blauen Wintertagen und der Morgenfrost kämpft gegen die unaufhaltsamen Boten des Frühlings. Auch der Verlauf des Kirchenjahres fühlt sich zuweilen an wie eine Achterbahnfahrt: Wurden wir am Aschermittwoch noch an unsere Herkunft und Zukunft im Staub erinnert, ist der vierte Fastensonntag eine Ermutigung zur Freude. «Laetare! – Freu dich!» ergeht der Aufruf an das biblische Jerusalem. Auch an uns? Papst Franziskus erinnert uns in seinem Schreiben «Freut euch und jubelt» an den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute, der an uns alle geht:

Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir
in der Liebe leben und
im täglichen Tun unser
persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz,
an dem er sich befindet.»
(GE 14)

Wie kann ich diesem Ruf mit Freude begegnen? Was kann ich besonders gut? Und was mache ich besonders gerne? Womit kann ich anderen eine Freude bereiten? Wo kann ich in diesem «täglichen Tun», ohne mich zu verstellen, ein Licht im Frühlingsnebel sein?

 

Mut, sich dienen zu lassen
«Niemals sollst du mir die Füsse waschen!», rief Petrus gegenüber Jesus aus, als dieser nach einigen anderen Jüngern auch ihm sinnbildlich den Staub von den Sohlen waschen wollte. (Joh 13,8) Jahr für Jahr erinnern wir uns in den Gottesdiensten an Gründonnerstag an diese Szene.

Traute Petrus Jesus das Füssewaschen etwa nicht zu? Wohl kaum. Oftmals wird angesichts dieser Szene die Demut Jesu hervorgehoben. Schliesslich machte er sich damit den Jüngern gegenüber zum Diener, ging vor ihnen in die Knie und machte sich klein. Doch wie steht es um die Demut des Jüngers? Eine, zugegeben, eher unvertraute Definition bestimmt Demut eben gerade nicht als die Bereitschaft zu dienen, sondern als den Mut, sich dienen zu lassen. Dazu bedarf es, sich seiner Schwächen und Grenzen bewusst zu werden und Hilfe zuzulassen. Wo also bin ich schwach? Was kann ich etwas weniger gut als andere? Was beansprucht zu viel von meiner Zeit und meiner Energie? Wo kann ich, gerade in meiner Schwäche, anderen den Weg bereiten, auf dass sie kleine Zeichen der Heiligkeit vollbringen können?

Besinnen wir uns in diesen Tagen auf unsere Stärken und Schwächen – sie machen uns aus! Und vielleicht ermöglicht gerade die Asche, ganz ähnlich wie beim Phönix, ein Aufsteigen in Heiligkeit.

 

Silvan Wyss
Religionspädagoge RPI, Buchrain

Pfarreiblatt Februar

Der Pfarreileiter in Root Lukas Briellmann möchte Betroffene und Kirche ermutigen, über Missbrauch zu reden. Bild: Roberto Conciatori

 

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«Die positive Erfahrung war stärker»

Lukas Briellmann, Pfarreileiter in Root, hat als Kind eine bestärkende Kirche kennengelernt. Als Student erlebte er einen sexuellen Übergriff durch einen Priester. Das änderte nichts an seinem Weg in einen kirchlichen Beruf.

Sie sind einen langen Weg mit der Kirche gegangen. Was verbinden Sie mit der Kirche Ihrer Kindheit?

Lukas Briellmann: Meine Kindheit ist stark mit der Bruder Klausen-Kirche in Basel verbunden, eine runde, moderne Kirche aus den 60er Jahren. Die drei Sektionen von Bänken betonten die Gemeinschaft stärker als ein klassisches Kirchenschiff. Wenn die Sonne durch die Glasfenster von Ferdinand Gehr schien, bekamen die Leute vor mir farbige Köpfe: gelb, rot, blau. Ich habe so auf kindliche Weise die Vielfarbigkeit der Kirche kennengelernt. Geprägt hat mich zudem das Engagement meines Vaters im ersten Pfarreirat der Stadt Basel.

Was führte dazu, dass Sie Theologie studiert haben?

Für meine Studienwahl entscheidend war die Jugendarbeit in Basel. Am Gymnasium musste ich zweimal eine Klasse repetieren und wechselte daraufhin die Schule. Nun hatte ich einen Jesuiten als Religionslehrer. Dieser fragte mich, ob ich in der Liturgiegruppe mitmachen wolle. Dieses Zutrauen war für mich wie eine Berufung: Schulisch fühlte ich mich als Versager, doch von diesem Jesuiten kam mir ein solches Vertrauen entgegen! Das Mitwirken in Gottesdiensten war für mich neu. In dieser Jugendarbeit habe ich mich sehr engagiert, bis zu sieben Tage pro Woche.

Sie haben auch dunkle Seiten der Kirche kennen gelernt. Mögen Sie davon erzählen?

Nicht nur in der Kirche: Schon als Primarschüler habe ich die Erfahrung gemacht, dass Männer auf mich reagierten, ausserhalb des kirchlichen Kontextes. Einmal hat mich ein fremder Mann im Auto mitgenommen. Zum Glück ist dabei nichts passiert. Als ich Student war, hat sich im Zug der Minibarverkäufer neben mich gesetzt und mir die Hand aufs Knie gelegt.

Und im kirchlichen Kontext?

Im Studium in Fribourg habe ich erlebt, dass Dominikaner mir und anderen Studenten extrem lange die Hand gehalten haben. Sie haben mich dann zu sich gezogen oder zu sich ins Zimmer eingeladen. «Grooming» nennt man das im Fachjargon. Ich bin nie aufs Zimmer mitgegangen, andere schon. Was in den Zimmern passiert ist, weiss ich nicht. Darüber sprach man nicht.

Sie haben auch einen sexuellen Übergriff erlebt.

Ja, konkret im Ausland. In Elne, Südfrankreich, wollte ich die Kathedrale mit dem bekannten romanischen Kreuzgang besichtigen. Ich war alleine im Kreuzgang, als plötzlich die Tür zur Kirche aufging. Heraus kam ein Hochzeitspaar mit einer Hochzeitsgesellschaft, hinter ihnen der Priester. Er war noch in voller Priesterkleidung und sprach mich an. Während des Gesprächs kam er immer näher, legte mir die Hand auf den Nacken, zog mich zu sich. Ich dachte zuerst: «Naja, südländisches Temperament.» Plötzlich griff er mir in den Schritt. Das war ein Schock. Er hatte unmittelbar davor eine Hochzeit gefeiert, kam gerade von diesem Fest der Liebe. Und dem nächsten jungen Mann, den er trifft, greift er zwischen die Beine. Das war ein markantes Erlebnis.


Wie haben Sie reagiert?

Ich habe ihn von mir gestossen und bin möglichst schnell weggerannt. Ich wollte nur weg. Heute würde ich sagen, ich hätte zum Bischof gehen und den Fall melden sollen. Doch daran denkt man in so einem Moment nicht.


Das Erlebte hat Sie nicht von Ihrem Weg in einen kirchlichen Beruf abgebracht.

Die positive Kraft, wie ich Kirche in meiner Jugend erfahren habe, war stärker. Dieses Zutrauen der Jesuiten, das berührt mich bis jetzt, wenn ich davon erzähle. Ich habe bei ihnen eine grosse Freiheit erfahren. Ich war anderthalb Jahre Novize, weil ich überlegte, selber in diesen Orden einzutreten. Ich habe mit mir gerungen, für mich gab es nur eine richtige oder falsche Entscheidung. Da sagte mir der damalige Provinzial: «Manchmal gibt es eben richtig und richtig. Wähle das, was für dich stimmig ist.» Sie liessen mir die völlige Freiheit, wirklich zu wählen, was ich spürte. Diese Freiheit, die mir hier gegeben wurde, hat mich begleitet, auch in meiner Seelsorge. Das ist für mich ein Grundwert des Menschseins, der durch Vertreter der Kirche gestärkt wurde.

Sie sind heute verheiratet und haben Familie. Weshalb wurden Sie nicht Priester?

Die Beziehung zu einer Frau ist mir zu wichtig. Gleichzeitig würde ich sagen: Ich bin Priester, auch wenn die Kirche das so nicht anerkennt. Die Kirche versucht hier meiner Meinung nach künstlich etwas zu trennen.

Was macht denn für Sie Priester-Sein aus?

Im Studium habe ich als Seelsorger regelmässig eine Frau besucht, die keinen Geschmackssinn mehr hatte. Einmal sagte sie zu mir: «Vous êtes un homme de Dieu.» (deutsch: Sie sind ein Mann Gottes) Dieses «homme de Dieu» war sozusagen meine Priesterweihe. Die Seelsorge, sie auf ihrem Weg zu begleiten, über Gott und die Welt zu reden, ihre Sorgen zu hören, Brot zu teilen, wenn ich ihr die Kommunion brachte, das war für mich das Priesterliche. Das hat nichts mit Amt zu tun, sondern damit, mit Menschen auf dem Weg zu sein, an wichtigen Momenten ihres Lebens dabei zu sein.

Im Herbst wurde die Pilotstudie zu Missbrauch in der katholischen Kirche Schweiz publiziert. Wie haben Sie darauf reagiert?

Das Resultat hat mich nicht überrascht. Erschreckt hat mich jedoch, dass es Kongregationen gab, die immer noch nicht bereit waren, Zugang zu den Archiven zu gewähren. Ich verstehe nicht, dass manche immer noch nicht verstanden haben, dass alles offengelegt werden muss.

Wie erleben Sie den Umgang der Schweizer Bischöfe mit dem Thema Missbrauch?

Sehr unterschiedlich. Die Statements von Bischof Felix Gmür, in denen er seine Betroffenheit ausdrückt, halte ich für ehrlich. Im Bistum Basel wird seit Jahren viel für Prävention getan: Alle Mitarbeitenden müssen regelmässig Kurse in «Nähe und Distanz» besuchen. Ich halte diese Sensibilisierung für absolut nötig. Sie ist nicht einfach gegeben und muss geschult werden.


Kommen auch Betroffene zu Ihnen als Seelsorger?

Ja, ich habe das in allen Pfarreien, in denen ich gearbeitet habe, erlebt. Frauen, die Kinder von Priestern bekommen haben. Priester, die Kinder in die Welt gestellt haben, und das nicht offen kommuniziert haben. Auch Missbrauch. Das sind sehr schwierige Erfahrungen. Es gibt Meldestellen, aber es braucht viel, bis Betroffene sich an diese wenden. Ich bin beim erwähnten Übergriff relativ milde weggekommen. Aber auch mir war es erst nach etwa zwei Jahren möglich, darüber zu sprechen.  Mit zunehmender Lebenserfahrung habe ich gelernt, dass Schweigen nicht weiterführt. Ich möchte, auch mit diesem Interview, Betroffene und die Kirche allgemein ermutigen, über sexuellen Missbrauch zu reden.

Was wünschen Sie der Kirche für Ihre Zukunft?

Die Kirche muss lernen, den Menschen Freiheit zu geben. Den Menschen im Einzelnen, in ihrer Art zu glauben, in ihrem Umgang mit Sexualität. Die Weltkirche muss den Lokalkirchen Freiheiten geben, dass sie je anders mit Zölibat und Frauenpriestertum umgehen. Wenn es nicht spürbar wird, dass da eine Freiheit hineinkommt, wird die Kirche in Zukunft keinen grossen Einfluss mehr haben. Ich wünsche der Kirche eine solche Freiheit.

von Sylvia Stam
«Die positive Erfahrung war stärker» | Aktuell | Kantonales Pfarreiblatt Luzern

 

 

Zeitzeug:innen gesucht

Die Forschung zu Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche Schweiz geht weiter. Wer bereit ist, beim Forschungsprojekt 2024-26 über sexuellen Missbrauch zu berichten, kann sich melden unter:
forschung-missbrauch@hist.uzh.ch

Anlaufstellen für Betroffene:

Frohes neues Jahr 2024

Ausschnitt Glasfenster Pfarrkirche Ebikon: Gott ist uns nahe. Jederzeit. Darum ist er Mensch geworden. (Foto: marabu-fotografik.ch)

 

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Ein gutes neues Jahr?

 

Vor einem Jahr habe ich in einer Tageszeitung diesen «Brief» gelesen: «Sehr geehrter Herr Silvester. Hiermit mache ich Gebrauch von meinem Rückgaberecht und retourniere das Jahr 2022. Es weist erhebliche Mängel auf. Ich möchte es gegen ein neues, besseres Jahr austauschen. Vielen Dank!»

Diese Zeilen waren in einer Glosse zu lesen. Da schaut die «Briefschreiberin» mit Humor auf das zu Ende gegangene Jahr zurück, das sie als schwierig und bedrückend erlebt hat. Zwölf Monate später ist im vergangenen Jahr 2023 ebenfalls viel Schwieriges und Bedrückendes geschehen. Dazu kommt stets auch Privates, das in diese Kategorie fällt. Wie damit umgehen – gerade wenn sich Krisen immer schneller aneinanderreihen?

«Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!»
Dag Hammarskjöld war von 1953 bis 1961 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Nach seinem Tod ist dem Schweden der Friedensnobelpreis verliehen worden. Anfang 1953 hat er in sein Tagebuch geschrieben: «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!» Dag Hammarskjöld lebte in einer unsicheren Zeit. Schon damals: Spannungen zwischen Ost und West. Angst vor Eskalationen. Es herrschte Kalter Krieg. Und doch schreibt er zu Beginn des Jahres: «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!»

Die erste Hälfte der Notiz lese ich als Ermunterung, nie das Gute aus den Augen zu verlieren. Davon auszugehen, dass auch das Schwierige einen – wenn auch verborgenen – Sinn hat und zur menschlichen Reifung beiträgt. Nichts ist letztlich sinnlos.

Die zweite Hälfte empfinde ich als Einladung, ja als Aufforderung, dem noch unbekannten Jahr mit bewusst positiven Gedanken entgegenzugehen. Wie bei der Begegnung mit einem fremden Menschen ist die Einstellung entscheidend. Wenn ich Gutes suche, werde ich Gutes entdecken.

Auf ein gutes neues Jahr!
«Dem Vergangenen Dank?» Das ehrlich sagen zu können, ist eine Herausforderung. Aber so kann ich Frieden und Zufriedenheit finden. «Dem Kommenden Ja?» Auch hier habe ich Einfluss. Bin ich bereit, dem neuen Jahr, meinem Umfeld, der Kirche, mir selbst eine Chance zu geben? Versuche ich, «trotz allem» den Humor nicht zu verlieren?

Ich vertraue dabei Gott. Einem Gott der Liebe und des Lebens, der sagt:

Ich bin da – bei dir,
bei euch. Jederzeit.
Mag kommen, was will.

Ein gutes neues Jahr?
Auf ein gutes neues Jahr!

 

Die Katholische Kirche Rontal wünscht Ihnen ein frohes neues Jahr 2024!

 

Andres Lienhard,
Pfarreiseelsorger

Pfarreiblatt Dezember

(Fotos: pixabay.com)

 

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Im Dunkel scheint das Licht

 

Die Worte «Mehr Licht!» werden oft Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter, Natur-forscher und Politiker, in den Mund gelegt. Es soll sein letzter Ausruf auf dem Sterbebett gewesen sein. Ob das tatsächlich so war, ist umstritten. Der Satz «Mehr Licht!» passt jedoch gut in die Advents- und Weihnachtszeit. In der dunklen Jahreszeit wird jeden Sonntag eine Adventskerze mehr angezündet und so erfreuen wir uns schliesslich über immer mehr Licht.

Seit der Herbst-Tag- und Nachtgleiche, die jeweils auf den 22., 23. oder 24. September fällt, werden die Tage kürzer und es wird früher dunkel. Den kürzesten Tag, also die Wintersonnenwende, erwarten wir in diesem Jahr am 22. Dezember um 04:27 MEZ. (Quelle: https://weltzeituhren.info/wintersonnenwende-wann-ist-wintersonnenwende/)

Adventszeit
In der dunklen Jahreszeit zünden die Menschen wieder vermehrt Kerzen an. Auch das christliche Brauchtum hat’s mit dem Licht und den Kerzen. Mit jeder angezündeten Kerze am Adventskranz rückt das Weihnachtsfest näher und näher. Advent, vom Lateinischen adventus, heisst Ankunft. In dieser Zeit, in der immer mehr Kerzen angezündet werden, warten wir auf die gute Nachricht: «Ein Kind ist uns geboren». Wir nehmen uns Zeit und warten auf Weihnachten. Das kommt im Brauch des Adventkalenders gut zum Ausdruck, wenn die Kinder jeden Abend ein weiteres Türchen am Kalender öffnen können.

Licht für die, die nicht gesehen werden
Sie kennen vermutlich die Sätze aus der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht (1898-1956), deutscher Lyriker: «Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.» Wir wissen es alle. Immer mehr Menschen leben im Dunkeln – und das nicht nur in Krisengebieten. In der Adventszeit können wir unsere inneren Antennen ausrichten auf jene, die Licht so bitter nötig haben. Da haben wir alle Ideen und Möglichkeiten, mit kleinen oder grösseren Aufmerksamkeiten Licht ins Dunkel zu bringen.

Und jetzt dann Weihnachten
Wir feiern die Geburt Jesu am 25. Dezember. Das Fest beginnt aber bereits mit dem Dunkelwerden, also am Abend vor dem eigentlichen Festtag. Es ist der «Heilige Abend». Erst im Jahre 354 legte Papst Liberius den Weihnachtstermin auf den 25. Dezember. Bis ins Mittelalter war dies der Termin der längsten Nacht. In der dunklen Nacht wird uns ein Kind geboren, das erwachsen geworden, von sich selbst sagt: «Ich bin das Licht der Welt»
(Joh 8,12).

Wenn einer dem anderen Licht scheint, wenn die Not des Unglücklichen gemildert wird,
wenn Herzen zufrieden und glücklich sind, steigt Gott herab vom Himmel und bringt das Licht:
Dann ist Weihnachten.

Mit diesen Liedzeilen aus Haiti aus einem Weihnachtslied wünsche ich allen viel Lichtvolles in der Advents- und Weihnachtszeit und frohe Festtage.

 

Regina Osterwalder,
Pastoralraumleiterin Rontal

Pfarreiblatt November

(Fotos: Christa Grünenfelder)

 

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Das volle Leben

 

Der November bietet sich gerade in Zusammenhang mit Allerseelen, aber auch mit der beginnenden Winterruhe der Natur dafür an, über das Thema Tod und Sterben nachzudenken. Auch wenn es nicht immer ein einfaches Thema ist, spreche ich eigentlich gerne über den Tod.

Vor einiger Zeit beim Spazieren am See bin ich zum Beispiel einem Bekannten begegnet. Weil er wusste, dass ich Theologin bin, hat er mich auf das Thema angesprochen. Er hat sich damals Sorgen gemacht, weil seine Nachbarin gestorben war und er wusste, dass sie keine Kinder oder sonstigen näheren Angehörigen hatte, die sich darum kümmern konnten. Wie ist das in der Schweiz geregelt? Konnte er da irgendwie helfen? Er selbst stammt aus Indien. Beim Gespräch hatte er Tränen in den Augen. Seit er hier in die Schweiz gezogen war, hatte er sich fast täglich mit der älteren Frau unterhalten und sie sehr ins Herz geschlossen. Er hat von ihr viel über Stadt, Land und Leute gelernt.

Auch kann ich mich noch an den Mittelstufenunterricht meiner ersten Pfarreistelle erinnern. Dort stand bei den 5. und 6. Klässlern das Thema Tod und Sterben auf dem Programm. Ich weiss noch, wie ich vor der ersten Lektion zu diesem Thema etwas nervös war. Aber dann war es total schön zu erleben, wie offen die Kinder darüber gesprochen haben. Besonders ein Moment hat sich mir eingeprägt, als ein Kind davon erzählt hat, dass es auch nach der Beerdigung des geliebten Grossvaters dessen Gegenwart weiterhin gespürt und diese ihm viel Kraft gegeben hat.

Als Heimseelsorgerin und im Zusammenhang mit Beerdigungen habe ich natürlich ebenfalls regelmässig mit diesem Thema zu tun. Es ist immer wieder beeindruckend, vom Tod her aufs Leben zu blicken. Einerseits auf das Leben eines ganz konkreten Menschen, der jetzt im Sterben liegt oder bereits verstorben ist. Aber oft kommt dadurch bei mir auch die Frage auf, wie es gerade um mein Leben und um das Leben meiner Mitmenschen steht und wie es in der Welt im Allgemeinen so läuft.

Vom Tod her das volle Leben in den Blick nehmen.

Da scheinen mir gewisse Dinge plötzlich wichtiger oder weniger wichtig als sonst so mitten im Hamsterrad des Alltags. Mir hilft es, mich zwischendurch wieder bewusster auszurichten und Prioritäten zu setzen.
Wie sieht es bei Ihnen aus?

 

Christa Grünenfelder