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Leitartikel:

Gebrochener Vorsatz

 

Ein neues Jahr bricht an und manch einer macht sich anlässlich dessen gute Vorsätze. Einige mit Erfolg, andere ohne. Das Phänomen, sich ein Jahresabo im Fitnesscenter zuzulegen, um dann fast nie hinzugehen wurde ebenso oft in Zeitungsartikeln und dergleichen diskutiert, wie das erfolglose Geloben, dem Rauchen abzuschwören oder mehr Bücher zu lesen. Die alten und liebgewonnenen Gewohnheiten lassen sich offensichtlich nicht so leicht überwinden, wie wir es gerne hätten.

 

Dass Vorsätze scheitern, ist keineswegs eine neue Erscheinung. Bereits in der Bibel lesen wir von guten Vorsätzen, die nicht in die Tat umgesetzt wurden. Als Jesus beim letzten Abendmahl den Jüngern ankündigt, dass er bald sterben und von allen verlassen werde, schwört Petrus beharrlich, dass er ihn niemals verleugnen werde, selbst wenn er mit ihm sterben müsste (Mt 26, 31-35). Jesus prophezeit ihm, dass er dieses Versprechen noch bevor der Hahn krähe, dreimal brechen werde. Dies trifft dann auch so ein. Obschon Jesus diesen Verrat vorhergesehen hatte, baute er aber vollkommen auf Petrus und verlieh ihm gar eine Leitungsposition in seiner zukünftigen Kirche (Mt 16, 18-19). Nachdem Petrus diese Verleugnung bereut, wird er gemäss dem Zeugnis der Bibel diese Führungsrolle dann auch tatsächlich einnehmen.

 

Petrus am Kreuz

Eine schöne Fortsetzung der Geschichte zwischen Petrus und Jesus findet sich in den apokryphen Petrus-akten. Dort wird erzählt, wie Petrus aus der Stadt Rom flieht, weil ihm nach dem Leben getrachtet wird. Auf dem Fluchtweg begegnet er dem Sohn Gottes und fragt ihn, wohin dieser gehe. Jesus antwortet: «Nach Rom, um mich abermals kreuzigen zu lassen». Petrus realisiert, dass dies seine Aufgabe wäre und kehrt beschämt nach Rom zurück. Nachdem er zum Tod am Kreuz verurteilt wird, bittet er die Vollstrecker, dies kopfüber zu tun.

 

Seien Sie nicht zu streng mit sich

Diese Erzählungen zeigen uns auf, dass anscheinend sogar der bedeutendste Jünger Jesu in seinen Vorsätzen mehrmals gescheitert ist. Wir mögen mit grossen Erwartungen und voller Elan ins neue Jahr starten. Oft überschätzen wir uns aber, ähnlich wie Petrus, und es macht sich dann Ernüchterung breit, wenn wir auf dem Boden der Tatsachen zurückgekehrt sind.

Insofern empfehle ich Ihnen, machen Sie sich besser kleinere Vorsätze, die dann auch eher gelingen und wenn Sie sich doch an grössere wagen, verzagen Sie nicht, wenn sie misslingen. Meist können Sie es erneut versuchen und, wie schon der römische Dichter Ovid schrieb:

Steter Tropfen höhlt den Stein.

Seien Sie sich gewiss, auch wenn Ihnen mal etwas nicht gelingt, vom kleinsten Fehler bis zu einer grossen moralischen Verfehlung, dass Gott es mit uns immer wieder aufs Neue versucht. Wenn es sein muss, nimmt er das Kreuz sogar selbst auf sich.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Start ins neue Jahr.

 

Dominik Arnold