Auf dieser Seite finden Sie Pastoralraumanlässe. Gottesdienste und weitere Anlässe finden Sie auf den Websites der Pfarreien und im aktuellen Pfarreiblatt.

Gottesdienste

Aktuelle Anlässe

Ostern in der katholischen Kirche Rontal

Ostern in der katholischen Kirche Rontal

Klage und Freude, Tod und neues Leben


(Foto: Lukas Briellmann)

 

Ostern steht vor der Tür. Zuerst aber – gemäss biblischer Geschichte – das letzte Abendmahl, Leiden, Klagen und Zweifel – und der Tod. Und dann das Geheimnis der Auferstehung. Ein Weg von der Klage zum Osterlob. Ja – diese Tage schicken uns auf einen anspruchsvollen und dicht gefüllten Weg. Erleben Sie diese Reise und die unterschiedlichen Gefühle mit der katholischen Kirche Rontal. In verschiedenen Feiern, die wir für unterschiedliche Menschen, schon ab Kleinkindalter, mit verschiedenen Interessen und Bedürfnissen gestalten. Wir freuen uns auf Sie in Buchrain-Perlen, Ebikon oder Root!

Genauere Informationen zu den einzelnen Feiern finden Sie im März- oder April-Pfarreiblatt oder auf www.kathrontal.ch/gottesdienste

 

Hoher Donnerstag, 28. März
18.00 Uhr: Feier im Pfarreiheim Root, anschliessend Nachtwache in der Pfarrkirche von 21.00 bis 06.00 Uhr
18.30 Uhr: Gottesdienst mit Erstkommunion-Familien in der Pfarrkirche Buchrain
19.00 Uhr: Abendmahlgottesdienst in der Pfarrkirche Ebikon mit Projektchor und Erstkommunionkindern

 

Karfreitag, 29. März
11.00 Uhr: Kreuzwegandacht in der Kirche Perlen
15.00 Uhr: Karfreitagsliturgie in der Pfarrkirche Buchrain
15.00 Uhr: Karfreitagsliturgie in der Pfarrkirche Root
16.30 bis 17.30 Uhr: Beichtgelegenheit in der Pfarrkirche Ebikon
18.00 bis 20.30 Uhr: Kreuzweg in Ebikon: Besinnlicher Stationen-Spaziergang für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Schlangenbrot am Feuer im Pfarrhaus-Garten. Start auf dem Kirchenplatz.
18.30 Uhr: «Wort und Musik: Karfreitagsfeier» in der Pfarrkirche Ebikon mit Texten aus der Bibel, mit einem Bild von Sieger Köder, Texten von Petra Fietzek und Musik (Julia Stadelmann, Orgel, und Judith Müller, Geige)

 

Karsamstag, 30. März
17.00 Uhr: Auferstehungsfeier für (Klein-) Kinder bis 6 Jahre und ihre Familien im Pfarrhaus-Garten Ebikon, bei schlechtem Wetter im UG des Pfarreiheims Ebikon. Osternestsuchen und Apéro.
21.00 Uhr: Feier der Osternacht in der Pfarrkirche Buchrain, mit Flöte und Orgel, anschl. Apéro und «Eiertütschen», Beginn beim Osterfeuer
21.00 Uhr: Feier der Osternacht in der Pfarrkirche Ebikon, mit Orgel und Trompete, anschl. Apéro und «Eiertütschen», Beginn am Osterfeuer auf dem Kirchenplatz

 

Ostersonntag, 31. März
06.00 Uhr: Ostermorgenfeier in der Kirche Dierikon – mit der aufgehenden Sonne und Symbolen aus der Osternachtliturgie, anschl. einfaches Osterfrühstück
09.30 Uhr: Festgottesdienst in der Pfarrkirche Ebikon, mit Chor Santa Maria, Instrumentalquartett „Musica la roccia“ und Gesangssolist/innen, anschl. Osterapéro und «Eiertütschen»
10.00 Uhr: Festgottesdienst in der Pfarrkirche Root, Albor Rosenfeld, Violine, und Andrea De Moliner, Piano, anschl. Osterapéro
10.45 Uhr: Festgottesdienst in der Pfarrkirche Buchrain, Kirchenchor mit frohem Gesang, anschl. Osterapéro

Karfreitagsfeier

Karfreitagsfeier

(Sieger Köder, Am Ölberg © Sieger Köder-Stiftung Kunst und Bibel, Ellwangen www.verlagsgruppe-atmos.de/rights/abdrucke)

 

«Wozu Dein Verstecken?
Wozu Dein Schweigen?
Antworte mir!
»

aus: Petra Fietzek, Ins eigene Leben geschrieben. Psalmen für heute
(Topos Taschenbücher, Band 823) (c) Matthias Grünewald Verlag.
Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2012.

 

Wir laden Sie herzlich ein, mit uns zu feiern:
Karfreitag, 29. März, um 18.30 Uhr, in der Pfarrkirche Ebikon

 

Mit Regina Osterwalder und Pia Kuhn
Orgel: Julia Stadelmann
Geige: Judith Müller

 

Texte von Petra Fietzek und ein Bild von Sieger Köder begleiten uns durch die Karfreitagsfeier.

Eine Bitte oder mehr ein Schrei in einer dunklen Zeit,
in der Licht und Hoffnung – so scheint es zuweilen –
kaum auffindbar oder zu sehen sind.

Die Bitte um eine Antwort – sie liegt dem Karfreitag
zugrunde. Am Ende bleiben doch das Licht und die Sanftheit eines jungen Mannes mit dem Namen Jesus.

HIer geht es zum Veranstaltungsflyer.

Fastenzeitaktion:  7 Wochen Lebens(t)räume für Paare und Familien

Fastenzeitaktion: 7 Wochen Lebens(t)räume für Paare und Familien

 

Aktion in der Fastenzeit: «7 Wochen Lebens(t)räume»

Erneut beteiligt sich das Bistum Basel während der Fastenzeit an der Aktion «7 Wochen» für Paare und Familien. Dieses Jahr steht die Aktion unter dem Motto
«7 Wochen Lebens(t)räume».
Paare oder Familien erhalten während der Fastenzeit wöchentlich gratis einen bunten Mix aus Impulsen fürs Zusammenleben. Die Briefe erhalten Sie per E-Mail oder per Link auf Ihr Smartphone. Die Kosten übernimmt das Bistum Basel.

7 Wochen…

… Anlässe für interessante Gespräche

… neue Impulse für die Partnerschaft/das Familienleben

… genussvolle Momente der Nähe

… Ideen zum gemeinsamen Ausprobieren

 

Informationen und Anmeldung:
www.7wochenaktion.de

Pfarreiblatt März

Pfarreiblatt März

Dieses Glasfenster zeigt die Fusswaschung aus der Passion Christi.
Foto: pixabay.com

 

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Fastenzeit

Stärken und Schwächen

 

«Was sind Ihre Stärken und Schwächen?» – Eine typische Frage für ein Bewerbungsgespräch. Die Fastenzeit mit all ihren Gegensätzen kann eine Gelegenheit sein, dieser Frage aus einer etwas anderen Perspektive einmal wieder nachzugehen.

 

Asche und Freude
Die Fastenzeit ist voller Spannungen: Trübe Nebeltage wechseln sich ab mit den letzten weiss-blauen Wintertagen und der Morgenfrost kämpft gegen die unaufhaltsamen Boten des Frühlings. Auch der Verlauf des Kirchenjahres fühlt sich zuweilen an wie eine Achterbahnfahrt: Wurden wir am Aschermittwoch noch an unsere Herkunft und Zukunft im Staub erinnert, ist der vierte Fastensonntag eine Ermutigung zur Freude. «Laetare! – Freu dich!» ergeht der Aufruf an das biblische Jerusalem. Auch an uns? Papst Franziskus erinnert uns in seinem Schreiben «Freut euch und jubelt» an den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute, der an uns alle geht:

Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir
in der Liebe leben und
im täglichen Tun unser
persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz,
an dem er sich befindet.»
(GE 14)

Wie kann ich diesem Ruf mit Freude begegnen? Was kann ich besonders gut? Und was mache ich besonders gerne? Womit kann ich anderen eine Freude bereiten? Wo kann ich in diesem «täglichen Tun», ohne mich zu verstellen, ein Licht im Frühlingsnebel sein?

 

Mut, sich dienen zu lassen
«Niemals sollst du mir die Füsse waschen!», rief Petrus gegenüber Jesus aus, als dieser nach einigen anderen Jüngern auch ihm sinnbildlich den Staub von den Sohlen waschen wollte. (Joh 13,8) Jahr für Jahr erinnern wir uns in den Gottesdiensten an Gründonnerstag an diese Szene.

Traute Petrus Jesus das Füssewaschen etwa nicht zu? Wohl kaum. Oftmals wird angesichts dieser Szene die Demut Jesu hervorgehoben. Schliesslich machte er sich damit den Jüngern gegenüber zum Diener, ging vor ihnen in die Knie und machte sich klein. Doch wie steht es um die Demut des Jüngers? Eine, zugegeben, eher unvertraute Definition bestimmt Demut eben gerade nicht als die Bereitschaft zu dienen, sondern als den Mut, sich dienen zu lassen. Dazu bedarf es, sich seiner Schwächen und Grenzen bewusst zu werden und Hilfe zuzulassen. Wo also bin ich schwach? Was kann ich etwas weniger gut als andere? Was beansprucht zu viel von meiner Zeit und meiner Energie? Wo kann ich, gerade in meiner Schwäche, anderen den Weg bereiten, auf dass sie kleine Zeichen der Heiligkeit vollbringen können?

Besinnen wir uns in diesen Tagen auf unsere Stärken und Schwächen – sie machen uns aus! Und vielleicht ermöglicht gerade die Asche, ganz ähnlich wie beim Phönix, ein Aufsteigen in Heiligkeit.

 

Silvan Wyss
Religionspädagoge RPI, Buchrain

Stellungnahme der Katholischen Kirche Rontal

Stellungnahme der Katholischen Kirche Rontal

Stellungnahme der Gemeindeleitenden und der Pastoralraumleiterin der Katholischen Kirche Rontal zur Veröffentlichung des Schlussberichtes «Wissenschaftliche Erforschung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Schweiz»

 

Höchste Zeit

Am 12. September 2023 wurde der Bericht zum «Pilotprojekt zur Geschichte sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts» veröffentlicht. Dieser Bericht war überfällig, wurde doch in der Vergangenheit systematisch weggeschaut. Die Historikerinnen und Historiker der Universität Zürich belegen 1002 Fälle, die Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige begangen haben. Der Bericht bildet die Grundlage für die weitere Forschung in den kommenden drei Jahren.

Es ist entsetzlich und bitter, wie an konkreten Fällen sichtbar wird, welch furchtbares Leid den Opfern angetan wurde. Zudem wurden diese nicht gehört, ihr Leiden nicht anerkannt und sie sogar zum Schweigen gebracht. Im Pilotprojekt wird auch aufgezeigt, dass «zahlreiche Fälle verschwiegen, vertuscht oder bagatellisiert» wurden, so die Forschenden.

Wir sind sprachlos und entsetzt über die vielen Fälle sexuellen Missbrauchs und die Vertuschungsstrategien und verurteilen diese aufs Schärfste. Unsere Gedanken sind bei den unzähligen Opfern, denen furchtbares Leid angetan wurde.

Wir verstehen die Wut, den Zorn und das Entsetzen unserer Pfarreiangehörigen sehr gut. Es ist höchste Zeit. Wir erwarten konsequente Massnahmen zur Umsetzung einer neuen Kultur in der Kirche. Dazu gehört zuerst einmal die ehrliche und schonungslose Aufarbeitung der Vergangenheit und die Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber den Opfern von sexuellem Missbrauch. Weiter müssen auch Fragen wie z. B. die Aufhebung des Pflichtzölibats, die wahre Gleichstellung von Mann und Frau in allen Ämtern und Aufgaben und eine befreiende und lebensbejahende Sexualmoral dringend angegangen werden.

Wir danken allen Pfarreiangehörigen, wenn Sie nicht aus der Kirche austreten. Sie sind eine Stimme, die mit uns zusammen einsteht für eine Kirche, die nicht wegschaut, wenn Unrecht geschieht. Wir wollen weiterhin unseren Dienst tun auf der Grundlage des Evangeliums, das für uns Quelle der Kraft ist. Die Kirche besteht nicht nur aus dem Papst und den Bischöfen. Wir alle sind Kirche.

Wenn Sie ein persönliches Gespräch möchten – wir stehen gerne zur Verfügung.

 

Leitungsteam Katholische Kirche Rontal:
Regina Osterwalder, Gemeindeleiterin Ebikon und Pastoralraumleiterin,
Lukas Briellmann, Gemeindeleiter Root,
Felix Bütler-Staubli, Gemeindeleiter Buchrain

Kirchgemeinden Katholische Kirche Rontal: Buchrain, Ebikon, Root

 

Mehr zum Thema

Mehr zum Projekt: www.missbrauch-kath-info.ch

Anlaufstellen für Missbrauchsopfer:
Anlaufstellen für Betroffene von sexuellen Übergriffen
Kirchliche Anlaufstellen Bistum Basel
Flyer IG-MikU und Selbsthilfegruppe

Online-Dossier kantonales Pfarreiblatt Luzern:
Link zum Online-Dossier sexueller Missbrauch im kirchlichen Umfeld
Pfarreiblattartikel zum Thema Missbrauch

Auszug Medienspiegel:
Beitrag SRF: Deshalb bleiben junge Katholiken der Kirche treu

Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Kirche

Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Kirche

Den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche aufarbeiten

 

Die drei nationalen kirchlichen Institutionen der Schweiz – SBKRKZ und KOVOS – haben 2021 gemeinsam entschieden, die Geschichte des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Erwachsenen durch katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige in der Schweiz seit den 1950er Jahren von unabhängiger Seite von der Universität Zürich wissenschaftlich erforschen zu lassen. Die Resultate des einjährigen Pilotprojekts (2022–2023) wurden am 12. September 2023 veröffentlicht. Die Zusammenarbeit mit dem historischen Seminar der Universität Zürich wird in einem Folgeprojekt 2024–2026 im Umfang von 1.5 Mio. Franken fortgesetzt. Zudem haben die drei kirchlichen Auftraggeberinnen weitere schweizweite Massnahmen beschlossen.

Es geht darum, dass die Kirche ihre Verantwortung gegenüber den Betroffenen und der gesamten Gesellschaft wahrnimmt und ihre Vergangenheit aufarbeitet. Zentrales Anliegen ist, den Missbrauch in den eigenen Reihen und dessen Ursachen noch entschiedener zu bekämpfen und weitere Opfer zu verhindern.

Mehr zum Projekt: www.missbrauch-kath-info.ch

Stellungnahme Leitungsteam Katholische Kirche Rontal:
Stellungnahme

Medienmitteilungen: 
Medienmitteilung und Statements SBK, RKZ, KOVOS
Medienmitteilung Universität Zürich

Anlaufstellen für Missbrauchsopfer:
Anlaufstellen für Betroffene von sexuellen Übergriffen
Kirchliche Anlaufstellen Bistum Basel
Flyer IG-MikU und Selbsthilfegruppe

Online-Dossier kantonales Pfarreiblatt Luzern:
Link zum Online-Dossier sexueller Missbrauch im kirchlichen Umfeld
Pfarreiblattartikel zum Thema Missbrauch

Auszug Medienspiegel:
Beitrag SRF: Deshalb bleiben junge Katholiken der Kirche treu

 

Pfarreiblatt Februar

Pfarreiblatt Februar

Der Pfarreileiter in Root Lukas Briellmann möchte Betroffene und Kirche ermutigen, über Missbrauch zu reden. Bild: Roberto Conciatori

 

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«Die positive Erfahrung war stärker»

Lukas Briellmann, Pfarreileiter in Root, hat als Kind eine bestärkende Kirche kennengelernt. Als Student erlebte er einen sexuellen Übergriff durch einen Priester. Das änderte nichts an seinem Weg in einen kirchlichen Beruf.

Sie sind einen langen Weg mit der Kirche gegangen. Was verbinden Sie mit der Kirche Ihrer Kindheit?

Lukas Briellmann: Meine Kindheit ist stark mit der Bruder Klausen-Kirche in Basel verbunden, eine runde, moderne Kirche aus den 60er Jahren. Die drei Sektionen von Bänken betonten die Gemeinschaft stärker als ein klassisches Kirchenschiff. Wenn die Sonne durch die Glasfenster von Ferdinand Gehr schien, bekamen die Leute vor mir farbige Köpfe: gelb, rot, blau. Ich habe so auf kindliche Weise die Vielfarbigkeit der Kirche kennengelernt. Geprägt hat mich zudem das Engagement meines Vaters im ersten Pfarreirat der Stadt Basel.

Was führte dazu, dass Sie Theologie studiert haben?

Für meine Studienwahl entscheidend war die Jugendarbeit in Basel. Am Gymnasium musste ich zweimal eine Klasse repetieren und wechselte daraufhin die Schule. Nun hatte ich einen Jesuiten als Religionslehrer. Dieser fragte mich, ob ich in der Liturgiegruppe mitmachen wolle. Dieses Zutrauen war für mich wie eine Berufung: Schulisch fühlte ich mich als Versager, doch von diesem Jesuiten kam mir ein solches Vertrauen entgegen! Das Mitwirken in Gottesdiensten war für mich neu. In dieser Jugendarbeit habe ich mich sehr engagiert, bis zu sieben Tage pro Woche.

Sie haben auch dunkle Seiten der Kirche kennen gelernt. Mögen Sie davon erzählen?

Nicht nur in der Kirche: Schon als Primarschüler habe ich die Erfahrung gemacht, dass Männer auf mich reagierten, ausserhalb des kirchlichen Kontextes. Einmal hat mich ein fremder Mann im Auto mitgenommen. Zum Glück ist dabei nichts passiert. Als ich Student war, hat sich im Zug der Minibarverkäufer neben mich gesetzt und mir die Hand aufs Knie gelegt.

Und im kirchlichen Kontext?

Im Studium in Fribourg habe ich erlebt, dass Dominikaner mir und anderen Studenten extrem lange die Hand gehalten haben. Sie haben mich dann zu sich gezogen oder zu sich ins Zimmer eingeladen. «Grooming» nennt man das im Fachjargon. Ich bin nie aufs Zimmer mitgegangen, andere schon. Was in den Zimmern passiert ist, weiss ich nicht. Darüber sprach man nicht.

Sie haben auch einen sexuellen Übergriff erlebt.

Ja, konkret im Ausland. In Elne, Südfrankreich, wollte ich die Kathedrale mit dem bekannten romanischen Kreuzgang besichtigen. Ich war alleine im Kreuzgang, als plötzlich die Tür zur Kirche aufging. Heraus kam ein Hochzeitspaar mit einer Hochzeitsgesellschaft, hinter ihnen der Priester. Er war noch in voller Priesterkleidung und sprach mich an. Während des Gesprächs kam er immer näher, legte mir die Hand auf den Nacken, zog mich zu sich. Ich dachte zuerst: «Naja, südländisches Temperament.» Plötzlich griff er mir in den Schritt. Das war ein Schock. Er hatte unmittelbar davor eine Hochzeit gefeiert, kam gerade von diesem Fest der Liebe. Und dem nächsten jungen Mann, den er trifft, greift er zwischen die Beine. Das war ein markantes Erlebnis.


Wie haben Sie reagiert?

Ich habe ihn von mir gestossen und bin möglichst schnell weggerannt. Ich wollte nur weg. Heute würde ich sagen, ich hätte zum Bischof gehen und den Fall melden sollen. Doch daran denkt man in so einem Moment nicht.


Das Erlebte hat Sie nicht von Ihrem Weg in einen kirchlichen Beruf abgebracht.

Die positive Kraft, wie ich Kirche in meiner Jugend erfahren habe, war stärker. Dieses Zutrauen der Jesuiten, das berührt mich bis jetzt, wenn ich davon erzähle. Ich habe bei ihnen eine grosse Freiheit erfahren. Ich war anderthalb Jahre Novize, weil ich überlegte, selber in diesen Orden einzutreten. Ich habe mit mir gerungen, für mich gab es nur eine richtige oder falsche Entscheidung. Da sagte mir der damalige Provinzial: «Manchmal gibt es eben richtig und richtig. Wähle das, was für dich stimmig ist.» Sie liessen mir die völlige Freiheit, wirklich zu wählen, was ich spürte. Diese Freiheit, die mir hier gegeben wurde, hat mich begleitet, auch in meiner Seelsorge. Das ist für mich ein Grundwert des Menschseins, der durch Vertreter der Kirche gestärkt wurde.

Sie sind heute verheiratet und haben Familie. Weshalb wurden Sie nicht Priester?

Die Beziehung zu einer Frau ist mir zu wichtig. Gleichzeitig würde ich sagen: Ich bin Priester, auch wenn die Kirche das so nicht anerkennt. Die Kirche versucht hier meiner Meinung nach künstlich etwas zu trennen.

Was macht denn für Sie Priester-Sein aus?

Im Studium habe ich als Seelsorger regelmässig eine Frau besucht, die keinen Geschmackssinn mehr hatte. Einmal sagte sie zu mir: «Vous êtes un homme de Dieu.» (deutsch: Sie sind ein Mann Gottes) Dieses «homme de Dieu» war sozusagen meine Priesterweihe. Die Seelsorge, sie auf ihrem Weg zu begleiten, über Gott und die Welt zu reden, ihre Sorgen zu hören, Brot zu teilen, wenn ich ihr die Kommunion brachte, das war für mich das Priesterliche. Das hat nichts mit Amt zu tun, sondern damit, mit Menschen auf dem Weg zu sein, an wichtigen Momenten ihres Lebens dabei zu sein.

Im Herbst wurde die Pilotstudie zu Missbrauch in der katholischen Kirche Schweiz publiziert. Wie haben Sie darauf reagiert?

Das Resultat hat mich nicht überrascht. Erschreckt hat mich jedoch, dass es Kongregationen gab, die immer noch nicht bereit waren, Zugang zu den Archiven zu gewähren. Ich verstehe nicht, dass manche immer noch nicht verstanden haben, dass alles offengelegt werden muss.

Wie erleben Sie den Umgang der Schweizer Bischöfe mit dem Thema Missbrauch?

Sehr unterschiedlich. Die Statements von Bischof Felix Gmür, in denen er seine Betroffenheit ausdrückt, halte ich für ehrlich. Im Bistum Basel wird seit Jahren viel für Prävention getan: Alle Mitarbeitenden müssen regelmässig Kurse in «Nähe und Distanz» besuchen. Ich halte diese Sensibilisierung für absolut nötig. Sie ist nicht einfach gegeben und muss geschult werden.


Kommen auch Betroffene zu Ihnen als Seelsorger?

Ja, ich habe das in allen Pfarreien, in denen ich gearbeitet habe, erlebt. Frauen, die Kinder von Priestern bekommen haben. Priester, die Kinder in die Welt gestellt haben, und das nicht offen kommuniziert haben. Auch Missbrauch. Das sind sehr schwierige Erfahrungen. Es gibt Meldestellen, aber es braucht viel, bis Betroffene sich an diese wenden. Ich bin beim erwähnten Übergriff relativ milde weggekommen. Aber auch mir war es erst nach etwa zwei Jahren möglich, darüber zu sprechen.  Mit zunehmender Lebenserfahrung habe ich gelernt, dass Schweigen nicht weiterführt. Ich möchte, auch mit diesem Interview, Betroffene und die Kirche allgemein ermutigen, über sexuellen Missbrauch zu reden.

Was wünschen Sie der Kirche für Ihre Zukunft?

Die Kirche muss lernen, den Menschen Freiheit zu geben. Den Menschen im Einzelnen, in ihrer Art zu glauben, in ihrem Umgang mit Sexualität. Die Weltkirche muss den Lokalkirchen Freiheiten geben, dass sie je anders mit Zölibat und Frauenpriestertum umgehen. Wenn es nicht spürbar wird, dass da eine Freiheit hineinkommt, wird die Kirche in Zukunft keinen grossen Einfluss mehr haben. Ich wünsche der Kirche eine solche Freiheit.

von Sylvia Stam
«Die positive Erfahrung war stärker» | Aktuell | Kantonales Pfarreiblatt Luzern

 

 

Zeitzeug:innen gesucht

Die Forschung zu Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche Schweiz geht weiter. Wer bereit ist, beim Forschungsprojekt 2024-26 über sexuellen Missbrauch zu berichten, kann sich melden unter:
forschung-missbrauch@hist.uzh.ch

Anlaufstellen für Betroffene:

Frohes neues Jahr 2024

Frohes neues Jahr 2024

Ausschnitt Glasfenster Pfarrkirche Ebikon: Gott ist uns nahe. Jederzeit. Darum ist er Mensch geworden. (Foto: marabu-fotografik.ch)

 

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Ein gutes neues Jahr?

 

Vor einem Jahr habe ich in einer Tageszeitung diesen «Brief» gelesen: «Sehr geehrter Herr Silvester. Hiermit mache ich Gebrauch von meinem Rückgaberecht und retourniere das Jahr 2022. Es weist erhebliche Mängel auf. Ich möchte es gegen ein neues, besseres Jahr austauschen. Vielen Dank!»

Diese Zeilen waren in einer Glosse zu lesen. Da schaut die «Briefschreiberin» mit Humor auf das zu Ende gegangene Jahr zurück, das sie als schwierig und bedrückend erlebt hat. Zwölf Monate später ist im vergangenen Jahr 2023 ebenfalls viel Schwieriges und Bedrückendes geschehen. Dazu kommt stets auch Privates, das in diese Kategorie fällt. Wie damit umgehen – gerade wenn sich Krisen immer schneller aneinanderreihen?

«Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!»
Dag Hammarskjöld war von 1953 bis 1961 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Nach seinem Tod ist dem Schweden der Friedensnobelpreis verliehen worden. Anfang 1953 hat er in sein Tagebuch geschrieben: «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!» Dag Hammarskjöld lebte in einer unsicheren Zeit. Schon damals: Spannungen zwischen Ost und West. Angst vor Eskalationen. Es herrschte Kalter Krieg. Und doch schreibt er zu Beginn des Jahres: «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!»

Die erste Hälfte der Notiz lese ich als Ermunterung, nie das Gute aus den Augen zu verlieren. Davon auszugehen, dass auch das Schwierige einen – wenn auch verborgenen – Sinn hat und zur menschlichen Reifung beiträgt. Nichts ist letztlich sinnlos.

Die zweite Hälfte empfinde ich als Einladung, ja als Aufforderung, dem noch unbekannten Jahr mit bewusst positiven Gedanken entgegenzugehen. Wie bei der Begegnung mit einem fremden Menschen ist die Einstellung entscheidend. Wenn ich Gutes suche, werde ich Gutes entdecken.

Auf ein gutes neues Jahr!
«Dem Vergangenen Dank?» Das ehrlich sagen zu können, ist eine Herausforderung. Aber so kann ich Frieden und Zufriedenheit finden. «Dem Kommenden Ja?» Auch hier habe ich Einfluss. Bin ich bereit, dem neuen Jahr, meinem Umfeld, der Kirche, mir selbst eine Chance zu geben? Versuche ich, «trotz allem» den Humor nicht zu verlieren?

Ich vertraue dabei Gott. Einem Gott der Liebe und des Lebens, der sagt:

Ich bin da – bei dir,
bei euch. Jederzeit.
Mag kommen, was will.

Ein gutes neues Jahr?
Auf ein gutes neues Jahr!

 

Die Katholische Kirche Rontal wünscht Ihnen ein frohes neues Jahr 2024!

 

Andres Lienhard,
Pfarreiseelsorger

Pfarreiblatt Dezember

Pfarreiblatt Dezember

(Fotos: pixabay.com)

 

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Im Dunkel scheint das Licht

 

Die Worte «Mehr Licht!» werden oft Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter, Natur-forscher und Politiker, in den Mund gelegt. Es soll sein letzter Ausruf auf dem Sterbebett gewesen sein. Ob das tatsächlich so war, ist umstritten. Der Satz «Mehr Licht!» passt jedoch gut in die Advents- und Weihnachtszeit. In der dunklen Jahreszeit wird jeden Sonntag eine Adventskerze mehr angezündet und so erfreuen wir uns schliesslich über immer mehr Licht.

Seit der Herbst-Tag- und Nachtgleiche, die jeweils auf den 22., 23. oder 24. September fällt, werden die Tage kürzer und es wird früher dunkel. Den kürzesten Tag, also die Wintersonnenwende, erwarten wir in diesem Jahr am 22. Dezember um 04:27 MEZ. (Quelle: https://weltzeituhren.info/wintersonnenwende-wann-ist-wintersonnenwende/)

Adventszeit
In der dunklen Jahreszeit zünden die Menschen wieder vermehrt Kerzen an. Auch das christliche Brauchtum hat’s mit dem Licht und den Kerzen. Mit jeder angezündeten Kerze am Adventskranz rückt das Weihnachtsfest näher und näher. Advent, vom Lateinischen adventus, heisst Ankunft. In dieser Zeit, in der immer mehr Kerzen angezündet werden, warten wir auf die gute Nachricht: «Ein Kind ist uns geboren». Wir nehmen uns Zeit und warten auf Weihnachten. Das kommt im Brauch des Adventkalenders gut zum Ausdruck, wenn die Kinder jeden Abend ein weiteres Türchen am Kalender öffnen können.

Licht für die, die nicht gesehen werden
Sie kennen vermutlich die Sätze aus der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht (1898-1956), deutscher Lyriker: «Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.» Wir wissen es alle. Immer mehr Menschen leben im Dunkeln – und das nicht nur in Krisengebieten. In der Adventszeit können wir unsere inneren Antennen ausrichten auf jene, die Licht so bitter nötig haben. Da haben wir alle Ideen und Möglichkeiten, mit kleinen oder grösseren Aufmerksamkeiten Licht ins Dunkel zu bringen.

Und jetzt dann Weihnachten
Wir feiern die Geburt Jesu am 25. Dezember. Das Fest beginnt aber bereits mit dem Dunkelwerden, also am Abend vor dem eigentlichen Festtag. Es ist der «Heilige Abend». Erst im Jahre 354 legte Papst Liberius den Weihnachtstermin auf den 25. Dezember. Bis ins Mittelalter war dies der Termin der längsten Nacht. In der dunklen Nacht wird uns ein Kind geboren, das erwachsen geworden, von sich selbst sagt: «Ich bin das Licht der Welt»
(Joh 8,12).

Wenn einer dem anderen Licht scheint, wenn die Not des Unglücklichen gemildert wird,
wenn Herzen zufrieden und glücklich sind, steigt Gott herab vom Himmel und bringt das Licht:
Dann ist Weihnachten.

Mit diesen Liedzeilen aus Haiti aus einem Weihnachtslied wünsche ich allen viel Lichtvolles in der Advents- und Weihnachtszeit und frohe Festtage.

 

Regina Osterwalder,
Pastoralraumleiterin Rontal

Pfarreiblatt November

Pfarreiblatt November

(Fotos: Christa Grünenfelder)

 

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Das volle Leben

 

Der November bietet sich gerade in Zusammenhang mit Allerseelen, aber auch mit der beginnenden Winterruhe der Natur dafür an, über das Thema Tod und Sterben nachzudenken. Auch wenn es nicht immer ein einfaches Thema ist, spreche ich eigentlich gerne über den Tod.

Vor einiger Zeit beim Spazieren am See bin ich zum Beispiel einem Bekannten begegnet. Weil er wusste, dass ich Theologin bin, hat er mich auf das Thema angesprochen. Er hat sich damals Sorgen gemacht, weil seine Nachbarin gestorben war und er wusste, dass sie keine Kinder oder sonstigen näheren Angehörigen hatte, die sich darum kümmern konnten. Wie ist das in der Schweiz geregelt? Konnte er da irgendwie helfen? Er selbst stammt aus Indien. Beim Gespräch hatte er Tränen in den Augen. Seit er hier in die Schweiz gezogen war, hatte er sich fast täglich mit der älteren Frau unterhalten und sie sehr ins Herz geschlossen. Er hat von ihr viel über Stadt, Land und Leute gelernt.

Auch kann ich mich noch an den Mittelstufenunterricht meiner ersten Pfarreistelle erinnern. Dort stand bei den 5. und 6. Klässlern das Thema Tod und Sterben auf dem Programm. Ich weiss noch, wie ich vor der ersten Lektion zu diesem Thema etwas nervös war. Aber dann war es total schön zu erleben, wie offen die Kinder darüber gesprochen haben. Besonders ein Moment hat sich mir eingeprägt, als ein Kind davon erzählt hat, dass es auch nach der Beerdigung des geliebten Grossvaters dessen Gegenwart weiterhin gespürt und diese ihm viel Kraft gegeben hat.

Als Heimseelsorgerin und im Zusammenhang mit Beerdigungen habe ich natürlich ebenfalls regelmässig mit diesem Thema zu tun. Es ist immer wieder beeindruckend, vom Tod her aufs Leben zu blicken. Einerseits auf das Leben eines ganz konkreten Menschen, der jetzt im Sterben liegt oder bereits verstorben ist. Aber oft kommt dadurch bei mir auch die Frage auf, wie es gerade um mein Leben und um das Leben meiner Mitmenschen steht und wie es in der Welt im Allgemeinen so läuft.

Vom Tod her das volle Leben in den Blick nehmen.

Da scheinen mir gewisse Dinge plötzlich wichtiger oder weniger wichtig als sonst so mitten im Hamsterrad des Alltags. Mir hilft es, mich zwischendurch wieder bewusster auszurichten und Prioritäten zu setzen.
Wie sieht es bei Ihnen aus?

 

Christa Grünenfelder

Pfarreiblatt Oktober

Pfarreiblatt Oktober

Die Flagge des Weltpostvereins. (Bild: Denelson83 – Derivative of Flag of the United Nations.svg and a manually-traced image in a document atthe UPU website., CC BY-SA 3.0.)

 

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9. Oktober – Weltposttag

Unserer Sendung auf der Spur

 

Jedes Jahr am 9. Oktober wird der Weltposttag begangen. Ich muss gestehen bis zur Recherche für diesen Artikel wusste ich nicht einmal, dass es diesen internationalen Tag überhaupt gibt. Dabei existiert der Weltpostverein schon seit 1874, und er wurde erst noch in Bern gegründet. Seitdem ist dort auch der Sitz des Weltpostvereins mit aktuell 192 Mitgliedstaaten. Im Jahr 1909 wurde auf der kleinen Schanze neben dem Bundeshaus als Ausdruck der internationalen Zusammenarbeit die grossartige Bronzeplastik namens «Autour du monde» (Rund um die Welt) des Franzosen René de Saint-Marceaux eingeweiht. Über dem Bergmassiv der Berner Alpen schwebt eine Weltkugel, um die fünf die Erdteile darstellende weibliche Gestalten einander Briefe weitergeben.

 

Eine Weltgeschichte der Post

Seit Erfindung der Schrift gibt es so etwas wie Briefe, die sich Menschen über Entfernungen zusandten. In Altbabylonien wurden schon im zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt Tontafeln beschrieben und von Ort zu Ort transportiert, die Römer kannten ein staatliches Postwesen und in Italien wurden im Mittelalter die Stationen, wo die Pferde gewechselt wurden, Posta genannt. Daher stammt denn auch der Name Post. Die Briefe, die früher verschickt wurden, wurden weniger oder kaum für persönliche Nachrichten verwendet, sondern dienten dem Austausch von politischen und wirtschaftlichen Nachrichten. Mittels Briefen wurden diplomatische Erfolge erzielt, Kriege geführt und Frieden geschlossen. Briefe erhielten in einer wachsenden internationalen Welt eine immer grössere Bedeutung. Sie vernetzten Menschen, Völker und Erdteile miteinander und trugen so zum Gefühl bei, eine Welt umspannende Gemeinschaft zu sein. Ein Alltag ohne Post wäre heute trotz der wachsenden Digitalisierung immer noch undenkbar. Jedes Paket, das uns nach dem Online-Kauf zugestellt wird, jede persönliche Postkarte aus den Ferien, und auch jede Rechnung, die uns ins Haus flattert, erinnert uns tagtäglich daran. Post sei Dank!

Biblische Briefe

Die Bibel trug ihren Teil zur Geschichte der Post bei. Vor allem der Apostel Paulus schrieb viele Briefe an die jungen christlichen Gemeinden der damaligen Welt. Mit diesen Briefen hielt er nicht nur die Verbindung mit den verschiedenen Kirchen aufrecht, sondern er führte sie auch, gab theologische Impulse, ermahnte, bestärkte und trug so das Christentum in die Welt.

A-POSTel – Gesandte Christi

Für uns Christ*innen ist der Apostel Paulus ein Vorbild und Beispiel dafür, welche Kraft vom geschriebenen Wort und von Briefen ausgehen kann. Wenn wir aber zum Ursprung dieser Kraft zurückgehen, dann kommen wir zu Jesus Christus selbst.

Am Ende des Matthäusevangeliums trifft Jesus seine Freunde auf einem hohen Berg, auf dem man die Welt bis zum Horizont sehen kann. An diesem weitsichtigen Ort gibt Jesus seinen Jüngern den Auftrag:

«Geht nun zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe.» (Mt 28,19-20)

In diesem Moment werden aus seinen Jüngern Apostel (griech. Gesandte). Aus jenen, die ihm bisher nachgefolgt waren, werden nun Boten seiner guten Nachricht. In der Taufe ist dieser Auftrag uns allen gegeben. Hier geht es nicht mehr nur um eine Briefsendung, sondern die Sendung als Christ*innen, mit unserem Wirken in dieser Welt einen Unterschied zu machen – zum Guten, zum Leben hin.

 

Lukas Briellmann

Offene Weihnacht Rontal 2023

Offene Weihnacht Rontal 2023

 

Rückblick: Gemeinsam feiern
Offene Weihnacht Rontal 2023

Am 24. Dezember luden die katholische und reformierte Kirche Rontal zur offenen Weihnacht im Pfarreiheim Ebikon ein. Über 80 Personen jeden Alters kamen zusammen – ob allein oder mit der Familie – um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Empfangen wurden die Gäste bei einem Apéro, bei dem man erste neue Kontakte schliessen konnte. Dabei wurde einem bewusst, wie bunt gemischt die Gesellschaft an diesem Mittag doch war. Es waren Familien mit Kindern, Alleinstehende, ältere Menschen und Neuzugezogene dabei.

Danach verteilte sich die Gästeschar an die festlich geschmückten Tische. Das feine dreigängige Mittagessen in Form eines Buffets ist vom Höchweid zubereitet und von Freiwilligen verteilt worden. Nach dem Hauptgang gab es für die 40 Kinder ein spezielles Programm, bei dem sie sich vergnügen konnten. Währenddem lauschten die erwachsenen Gäste den weihnachtlichen Klängen einer Sängerin und einer Klavierspielerin. Dazwischen wurden auch Lieder gemeinsam gesungen und die Weihnachtsgeschichte erzählt. Nachdem die Kinder zurückgekommen waren, wurde das Dessertbuffet eröffnet. Die süssen Köstlichkeiten, die unsere Gaumen verwöhnten, wurden ebenso von einer Gruppe von Freiwilligen gezaubert. Als Abschluss sangen alle gemeinsam «Stille Nacht», wobei man nochmals die besondere Atmosphäre der Feier spüren konnte.

Diese Feier hätte nicht stattfinden können ohne die sehr engagierten Freiwilligen. Durch ihren Einsatz haben sie es erst möglich gemacht, dass Menschen sich zur offenen Weihnacht treffen konnten.

Dieser Anlass zeigte einmal mehr, was das Wichtigste an Weihnachten ist: Jeder hat seinen Platz, egal welche Lebenserfahrungen man gemacht hat oder woher man kommt. Was zählt sind die Begegnungen in der Gemeinschaft. Bestärkt durch diese ging man mit Freude nach Hause.

Fotos und Text Pedro Schmidli

 

Pfarreiblatt September

Pfarreiblatt September

(Fotos: pixabay.com)

 

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15. September: Internationaler Tag der Demokratie

 

Am 26. Juni 1963 hielt der amerikanische Präsident John F. Kennedy in West-Berlin eine Rede, die in die Geschichte einging. Mit den Worten «ich bin ein Berliner» brachte er seine Verbundenheit mit denjenigen Menschen zum Ausdruck, die in der von Mauern umgebenen westdeutschen Insel inmitten des sozialistischen Ostdeutschlands lebten.

Kennedy hielt in diesem Rahmen folgendes Plädoyer für die Demokratie der westlichen Welt, ohne deren Nachteile zu verschweigen: «Freiheit bringt viele Schwierigkeiten mit sich, Demokratie ist nicht perfekt, aber wir mussten nie eine Mauer errichten, um unser Volk daran zu hindern, das Land zu verlassen.»

Am 15. September feiern wir den jährlichen Internationalen Tag der Demokratie im Wissen, dass diese auch heute noch in vielen Ländern nicht umgesetzt ist.

 

Unterschiedliche Demokratien
Gott sei Dank ist dies im seit 33 Jahren wiedervereinten Deutschland und in der Schweiz der Fall. Dennoch fällt auf, dass zwischen diesen beiden Ländern relevante Unterschiede hinsichtlich der Zufriedenheit mit der Regierung bestehen. Gemäss der deutschen Online-Plattform für Statistik «Statista» haben in unserem nördlichen Nachbarland dieses Jahr 79 % aller Befragten angegeben, weniger oder gar nicht zufrieden zu sein, während es in der Schweiz nur 44 % waren.

Aus politikwissenschaftlicher Sicht ist hierfür ein erklärender Faktor, dass wir anstelle einer Koalitionsregierung über eine Proporzregierung verfügen.Es ist meines Erachtens die grosse Stärke der Schweizer Politik, dass sie politische Minderheiten in Vergangenheit und Gegenwart immer wieder in die Verantwortung nahm und nimmt. Mit Kennedy gesagt, bringt dies die Schwierigkeit und Imperfektion mit sich, auch mit diametral Andersdenkenden zusammenarbeiten zu müssen. Eine Koalitionsregierung hingegen klammert einen meist beträchtlichen Teil der Meinungen aus.

 

Das Schweizer Erfolgsrezept
Leider nimmt auch in der Schweiz die Polarisierung der Bevölkerung tendenziell zu. Manche politische Lager sprechen anderen die Existenzberechtigung ab, was per Definition undemokratisch ist.

Zeit also, sich auf das Schweizer Erfolgsrezept zu besinnen. Dieses beginnt nach meinem Dafürhalten im Alltag aller. Anstatt uns nur mit Menschen abzugeben, die uns ähnlich sind und andere zu meiden, sollten wir auf alle mit einer offenen Haltung zugehen, so wie auch Jesus es tat.

Personen mit einer anderen Lebensgeschichte, haben oft auch andere Weltsichten, Werte und Meinungen. Den aufrichtigen Dialog mit ihnen zu suchen, bereichert die eigene Perspektive und stärkt letztendlich die Demokratie. Dass sie sich von dieser Maxime leiten lassen können, wünsche ich dem im nächsten Monat neugewählten Bundesparlament und Ihnen allen.

 

Dominik Arnold,
Pfarreiseelsorger i. A.

Pfarreiblatt August

Pfarreiblatt August

(Fotos: pixabay.com)

 

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Mit zwei Augen feiern

 

In meiner Kindheit hat es am 1. August eine feste Tradition gegeben. Wir Kinder haben uns auf dem Fussballplatz getroffen und dort kleine Knallkörper gezündet. Wir plauderten, lachten und tauschten Neuigkeiten aus.

Später haben sich die Rituale gewandelt. Ich habe innerhalb der Familie gefeiert oder eine offizielle 1. August-feier besucht. Immer aber haben wir daheim eine Schweizer Fahne an das Haus gehängt. Alle Nachbarn taten es uns gleich, oft ergänzt durch eine Kantonsfahne.

Heute stelle ich eine grosse Veränderung fest. Schweizer Fahnen sind nur noch wenige zu sehen. Kantonsfahnen noch weniger. Kein Vergleich mit früher.

 

Eine andere Zeit
Dafür sehe ich zwei Hauptgründe: Zum einen leben heute mehr Menschen ohne Schweizer Pass in unserem Land als damals. Zum anderen ist Nationalstolz immer verpönter. Es herrscht Verunsicherung.

In der Tat gibt es einen diskriminierenden Nationalstolz – den Nationalismus. Nationalismus in seiner negativen Form bezeichnet ein Über-
legenheitsgefühl gegenüber anderen Nationen. Die Überzeugung, dass die eigene Nation besser, bedeutender, «wertvoller» ist als die anderen. Die Folge: Unterdrückung, Ausgrenzung und Verachtung anderer Nationen und Menschen.

Mit christlichem Glauben lässt sich ein solcher Nationalismus nicht vereinbaren. Vor Gott sind alle Menschen gleich «wertvoll», würdig. Keine Nation hat das beste Wissen und die einzig richtigen Werte. Nur im Miteinander und durch Ergänzung kann es mehr Gerechtigkeit, Frieden und Würde geben. Im Kleinen wie im Grossen.

 

Mit doppeltem Blick
Ein Nationalfeiertag kann und soll den Blick weiten. Über das Eigene hinaus. Ich finde darum wichtig, den 1. August mit zwei Augen zu feiern.

Das eine Auge blickt auf uns selbst. Wir dürfen dankbar sein und dies guten Gewissens feiern. Dankbar sein, dass wir in einer Nation wie der Schweiz leben. Dass unsere Lebensumstände gut sind – zumindest was das Materielle betrifft. Und ja, wir dürfen auch stolz sein auf das, was früheren Generationen beim Aufbau dieser Nation gelungen ist.

Das andere Auge blickt auf die Menschen, die mit uns oder in anderen Nationen leben. Auch ihnen soll es gut oder besser gehen. Dankbarkeit muss Folgen haben. Engagement. Nur dann können die eigene Freude und das Feiern in der Tiefe stimmig sein.

 

Mit beiden Blickrichtungen feierten wir an diesem Tag auch Gottesdienst. Ich hoffe, Sie hatten einen schönen 1. August.
Nun wünsche ich Ihnen einen guten baldigen Schul- oder Arbeitsstart, falls Sie in den Ferien waren.

 

Andres Lienhard,
Pfarreiseelsorger Ebikon

Pfarreiblatt Juli

Pfarreiblatt Juli

(Fotos: pixabay.com)

 

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Sommerzeit – Ferienzeit:
Sun, Fun and nothing to do?

 

Sobald es wieder wärmer wird, die Tage länger und schliesslich die Schulferien eingeläutet werden, heisst es für viele: Endlich Ferien, endlich höchste Zeit, eine verdiente Ruhepause einzulegen und den Alltag hinter sich zu lassen. Gibt es denn etwas Schöneres, als sich dem süssen Nichtstun, dem «dolce far niente», wie es die Italiener*innen so schön ausdrücken, hinzugeben oder sollten wir diese Zeit nicht besser nutzen?

Dieses Jahr hat die für viele schönste Jahreszeit lange auf sich warten lassen. Die rekordhohe Brenndauer des Zürcher Bööggs am diesjährigen Sechseläuten liess nichts Gutes vermuten. Tatsächlich fiel der Frühling sprichwörtlich ins Wasser. Doch nun ist er da: der Sommer.

Sommer – eine Pause vom Alltag
Es ist die einmalige Zeit des Jahres, in der Mann und Frau meist einen Gang runter schalten können. Selbst bei der Arbeit geht mit schönem Wetter alles einfacher von der Hand. Die Uhren scheinen langsamer zu ticken und es scheint, als würde mit dem heissen Wetter die Erlaubnis erteilt, nach der südländischen Art eine Siesta einzulegen – in einer Zeit, in der Hektik an der Tagesordnung ist und der Druck im Berufsleben, in der Schule und im Alltag manchmal erdrückend ist. Die ganze Schweiz, ja ganz Europa, scheint im Ferienmodus zu sein und den Pausenknopf auf der Fernbedienung gedrückt zu haben.

Gutes für die Seele
Es ist zwar eine kurze Verschnaufpause, ja, aber keineswegs ein sinnloses Nichtstun. Vielmehr rücken nun wieder Dinge in den Fokus, die in der kälteren Jahreszeit zu kurz kommen. Während wir im Winter vermehrt im Inneren und im geschützten Warmen verbringen, zieht es nun alle nach draussen: Freunde werden wieder öfter getroffen, Festivals besucht, Grilladen veranstaltet oder Apéros an lauen Sommerabenden zelebriert und Tropennächte genossen. Allen Beispielen ist gemein, dass sie vor allem der Seele gut tun. Sie helfen, den oft tiefen Stand der eigenen Batterien wieder aufzuladen. Endlich durchatmen, das Hier und Jetzt ganz bewusst wahrnehmen und den Alltag hinter sich lassen. Die warme Jahreszeit oder sogar ein Tapetenwechsel bewirken dabei Wunder.

Altbekanntes neu entdeckt
Natürlich ist es schön, in den Ferien Neues zu erkunden und den Horizont zu erweitern. Gerade nach der langen Phase der Corona-Pandemie sind viele hungrig nach neuen Eindrücken ausserhalb des Altbekannten. Doch auch vor der eigenen Haustüre gibt es Altes neu zu entdecken. Und auch vermeintlich Selbstverständliches ist Balsam für die Seele. Auch das hat Corona gelehrt. Den warmen Sommerwind geniessen, dem abendlichen Vogelgesang lauschen, die orangeroten Mohntupfer auf den Feldern bestaunen und dabei die Weizenhalme im Wind tanzen sehen.

 

Wie auch immer Sie diesen Sommer verbringen – ob auf Entdeckungsreise, Ferien am Meer oder einfach mal eine kurze Pause auf Balkonien oder an den nahen Gewässern geniessen:
Wir von der Katholischen Kirche Rontal wünschen Ihnen eine schöne Sommerzeit und eine energievolle Auszeit.

 

Dunja Kohler-Pfister
Kommunikationsverantwortliche
des Pastoralraums

Pfarreiblatt Juni

Pfarreiblatt Juni

(Fotos: pixabay.com)

 

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Welche Begeisterung denn?

 

Fünfzig Tage nach Ostern feiert die Kirche das Pfingstfest. In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie Männer und Frauen voller Begeisterung von Jesu Taten berichteten. Und sie taten es, erfüllt mit der Kraft des Heiligen Geistes. Und wir alle spüren es – von dieser Begeisterung von den Anfängen der Kirche ist zurzeit wenig zu spüren.

 

Geistliche Lebensklugheit

Vor einiger Zeit habe ich meinem Team ein Büchlein von Matthias Sellmann geschenkt. Es war als Ermutigung gedacht. In der Einleitung erklärt der Autor, dass Christsein zum Minderheitsphänomen wird. «Wir bewegen uns in die nach-christliche Gesellschaft» (S. 12). Dann führt er weiter aus: Wer das Christsein weglege, der befreie sich von «jener realen kulturellen Kraft, die nachweislich eine Menge geschafft hat. Alles andere wäre ein zu billiger Gegner. Man bestreitet ja nicht die Schönheit Skandinaviens nur deswegen, weil man noch nie dort sein konnte» (S. 15). Der Autor wirbt in seinem Buch für ein Minimum an Respekt für eine bestimmte Form von geistlicher Lebensklugheit, die das Christsein entdeckt hat und die von allen Menschen – auch Nichtchrist*innen genutzt werden kann.

 

Christsein – eine Praxis

Diese geistliche Lebenspraxis besteht aus den drei folgenden Kompetenzen: immer weniger wegrennnen (physis), aus sich herauskommen (kenosis) und Kraft von aussen aufnehmen (dynamis). Und jede Kompetenz wird einem der drei grossen Feste im Jahr zugeordnet: Weihnachten (immer weniger wegrennen), Ostern (aus sich herauskommen) und Pfingsten (Kraft von aussen aufnehmen). Und da wir Ende Mai das Pfingstfest gefeiert haben, nun etwas zur dritten Kompetenz – Kraft von aussen aufnehmen.

 

Im Kraftfeld von viel Gutem

Wenn wir einen Blick in die Evangelien werfen, dann begegnen uns viele Geschichten von Jesus von Nazareth. Diese Geschichten von ihm erzählen vom Guten. Davon geht eine Kraft aus. Diese Kraft wird in der Bibel «Dynamis» genannt. Sie bedeutet «Fähigkeit, die Macht und die Kraft des Guten». Menschen sprechen von «Heil» oder von «Segen», andere von «Glück» oder «Erfüllung» oder «Gelingen», das sie erfahren haben. Und gerade an Pfingsten «trainieren die Christenmenschen, dass es diese Kraft gibt; dass sie zugänglich ist; dass sie inspiriert, motiviert und aktiviert» (S. 118).

Möge diese Kraft des Guten Sie weiterhin erfüllen und begeistern jeden Tag, auf dass Sie immer wieder denken können: «Ich vermag nämlich alles, weil Christus mich dazu stark macht» (Philipperbrief 4,13).

 

Regina Osterwalder

 

 

Literaturangabe:
Matthias Sellmann, Was fehlt, wenn die Christen fehlen? Echter Verlag GmbH, Würzburg 2020.

Pfarreiblatt Mai

Pfarreiblatt Mai

(Fotos: Felix Bütler-Staubli)

 

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Gedanken zum Muttertag:
Mütterliche Menschen

 

Der Muttertag, wie er am 2. Sonntag im Mai weltweit gefeiert wird, ist in dieser neuen Form ein «Import» aus den USA. Mit dem am 9. Mai 1907 zu Ehren von Ann Marie Reeves Jarvis abgehaltenen Gottesdienst in West Virginia startete eine Initiative für die Einführung eines offiziellen Feiertags zu Ehren der MütterDie Bewegung ist rasch gewachsen, bereits 1914 wurde der Muttertag zum nationalen Ehrentag erklärt. Die Wurzeln des Muttertages gehen jedoch viel weiter zurück: Bereits zur Zeit König Heinrichs III. (1220) ist in England ein Sonntag als «Mothering Day» begangen worden. Ursprünglich wurde an diesem Tag der «Mutter Kirche» für ihre Mutterschaft gedankt. Doch auch der leiblichen Mutter wurde gedacht. In England wurde der «Mothering day» schliesslich wiederbelebt. Dieser verbreitete sich nach 1920 über Skandinavien und Österreich in ganz Europa.

Jeweils am zweiten Sonntag im Mai
An diesem Sonntag steht das Mütterliche, die mütterliche Liebe und die Beziehung zur Mutter in der Herkunfts-Familie oder in der eigenen Familie im Zentrum. Dankbarkeit und Wertschätzung werden gepflegt. Diesen Dank und die Anerkennung möchte ich auf alle mütterlichen Menschen ausweiten – also auf alle Menschen, die sich in Familien, Vereinen, Nachbarschaften und der Gesellschaft mit der mütterlichen Kraft ein- und aussetzen.

Mütterliche Menschen
Mütterlichkeit ist die Fähigkeit, Menschen bedingungslos anzunehmen, sie zu nähren und zu tragen und ihnen Geborgenheit zu schenken – das sind zutiefst christliche Werte. Mütterlichkeit ist ein wesentlicher Aspekt der Liebe, die zutiefst in Gott gründet. Sie ist eine besondere Art der Nächstenliebe. Wir sind immer wieder mit Hand und Herz zu dieser Liebe herausgefordert. Wenn wir uns bemühen, als mütterliche Menschen zu leben, tun wir, was Jesus uns aufgetragen hat: Einander in Liebe zu begegnen, wie Jesus es uns vorgelebt hat.

Wunsch zum Muttertag
Der Muttertag kann uns ermutigen, uns diesem Lebensstil anzunähern. Besonders auch auf dem Weg zum Pfingstfest, an dem uns die heilige Geistkraft in der christlichen Gemeinschaft stärken möchte, begleite und stärke uns alle diese mütterliche Kraft.

Mütterliche Kraft
Gib mir Liebe mit
und viel Zärtlichkeit, lehre mich das Trösten
und das Lachen,
lass mich fröhlich sein
und gelassen werden,
lehre mich Geduld
und bring mir das
Hoffen bei,
lehre mich Gefühle zeigen
und auch das Weinen,
vermittle mir Sicherheit
und Geborgenheit,
in dieser hektischen
rücksichtslosen Zeit
braucht es viel
Menschlichkeit.
(
Autor unbekannt)

 

Felix Bütler-Staubli

Pfarreiblatt April

Pfarreiblatt April

(Fotos: Lukas Briellmann)

 

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Leitartikel: Ostern an der Strassenecke

 

Früher gab es in unserer Gegend in jeder Wohnung ein Kreuz, manchmal sogar mehrere. Sie hingen in der Küche, über dem Bett im Schlafzimmer, im Wohnzimmer. Auch ausserhalb des Hauses traf man überall auf dieses christliche Zeichen: in der Schule, in der Dorfbeiz, in der Bäckerei usw. Mit der Auflösung der volkskirchlichen Strukturen und der wachsenden Säkularisierung sind jedoch das Kreuz und religiöse Symbole immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwunden. Wir sind keine christliche Gesellschaft mehr, sondern eine plurale. Als Christ*innen mögen wir uns darüber ärgern, dass der christliche Glaube an Bedeutung verloren hat, aber wenn wir die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zurückverfolgen, dann ist dies ein logischer Schritt einer Entwicklung, die schon lange begonnen hat. Die Form der Kirche, wie wir sie in unserer Kindheit kennengelernt haben, ist am Sterben.

 

Das Kreuz – eine Sackgasse
Als ich vor Jahren in Florenz Ferien machte, stiess ich bei einem Stadtbummel auf das Strassenschild auf der Titelseite. Eine Sackgasse. Und auf diesem uns allen bekannten Verkehrszeichen fand sich der gekreuzigte Christus. Das Schild war nicht etwa überklebt oder verunstaltet. Nein, der Gekreuzigte war in dieses alltägliche Symbol integriert worden, und die Sackgasse hob auf moderne Art etwas hervor, das so tief in der Erfahrung des Kreuzes enthalten ist: Ende, fertig, es geht nicht mehr weiter. So ist auch das Gefühl vieler der Kirche gegenüber. Sie kommen sich vor wie in einer Sackgasse. Die vielen Kirchenaustritte unterstreichen dieses Gefühl.

Es ist nicht angenehm, Teil einer Struktur zu sein, die am Sterben ist. Nein, es ist eine grosse Herausforderung. Aber gerade dieses moderne modifizierte Strassenschild, kann uns einen Weg aus der Lähmung aufzeigen.

 

Das Kreuz – Signal für eine neue Zukunft
Das Strassenschild in Florenz ist für mich ein Ausdruck, dass der Glaube nicht einfach aus unserer Gesellschaft verschwunden ist, aber wir müssen vielleicht an ungewohnten Orten suchen.

Und bei dieser Suche sollten wir nicht in eine Hektik und einen Aktivismus verfallen. Damit lösen wir die Probleme nicht. Bedachtsamkeit ist angesagt. Nur in der Ruhe können wir die Zeichen der Zeit wahrnehmen. Nur wenn wir abbremsen, können wir auch unsere Richtung ändern.

Und schliesslich ist das Kreuz selbst seit 2000 Jahren das Kernsymbol unseres Glaubens. In diesem Kreuz sind wir als Christ*innen nicht nur an die Sackgasse des Sterbens und des Todes erinnert, an den Schmerz und den Verlust. Das Kreuz ist auch Ausdruck unseres Glaubens, der am Ostermorgen die Erfahrung macht, dass da etwas Neues anbricht, etwas das unser Vorstellungsvermögen übersteigt. Kann dies nicht gerade auch für unsere Kirche und unseren Glauben zutreffen?

An vielen Orten ist das Kreuz verschwunden, das stimmt. Und da ist ein Schmerz über das Verlorene, den wir nicht leugnen dürfen. Aber mitten unter uns entsteht etwas Neues. Die alten Wahrheiten erhalten eine neue Gestalt, an oft überraschenden Orten. Ostern eben! Die Freund*innen Jesu werden es damals nicht viel anders erfahren haben.

 

Lukas Briellmann

Pfarreiblatt März

Pfarreiblatt März

(Foto: iStock)

 

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Leitartikel: Wie weiter?

 

«So geht’s nicht», sagt mir der Mann im mittleren Alter. Er trifft mit Verspätung zu einer Besprechung ein und ist nervös. Ich lasse etwas Zeit verstreichen und mache mich gefasst auf empörte Äusserungen zur Weltpolitik, zum Klima, zur Wirtschaft. Oder geht’s um die Kirche, um den Glauben?

Unser eigentliches Gesprächsthema muss warten, der Mann ist derart aufgebracht. Dann frage ich ihn: «Was geht so nicht weiter?» «Ich rege mich über mich selbst auf», sagt er. Zuhause habe es Streit mit seiner Frau gegeben, er habe Dinge gesagt, die er bereue. Wegen ihm sei das Ganze eskaliert. Das sei nicht das erste Mal gewesen. Er habe sich in solchen Situationen einfach nicht im Griff. Dann schweigt er. Ich bin im Moment ebenfalls sprachlos. Nicht wegen des Streits. Den kann es in jeder Beziehung geben. Sondern weil der Mann die Verantwortung bei sich sieht. Schuld nicht einfach abschiebt. Ehrlich ist. Das beindruckt mich.

«So geht’s nicht»

Wir befinden uns in der Fastenzeit. Wir kennen die Redewendung «Asche auf mein Haupt». Am Aschermittwoch und bei uns am 1. Fastensonntag wurde in den Gottesdiensten etwas gesegnete Asche auf den Kopf gestreut. Die Redewendung hat ihren Ursprung in der Bibel, im Alten Testament: Der Prophet Jona als Beispiel hat von Gott einen Auftrag erhalten. Er soll der Stadt Ninive ihre Zerstörung ankündigen. Die Verhältnisse in Ninive waren überhaupt nicht gerecht und menschenfreundlich. Jona tut wie geheissen und ruft: «Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!» Überraschendes geschieht: «Die Leute von Ninive glauben Gott. Als die Nachricht davon den König von Ninive erreicht, legt er seinen Königsmantel ab und setzt sich in die Asche. Er lässt ausrufen: «Alle Menschen und Tiere sollen nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken. Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von der Gewalt, die an seinen Händen klebt.» (Buch Jona 3,5-8). Und dann: «Gott sah ihr Verhalten. Er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte. Und er tat es nicht.» (Jona 3,10). Gott selbst ändert seine ursprüngliche Absicht. Das Leben der Menschen geht über Pläne und Konzepte. Was für ein Gott!

Liebe ermöglicht Veränderungen

Fastenzeit. «Asche auf mein Haupt». Oder im Sinne des erwähnten Mannes: Ich sehe und akzeptiere meine Verantwortung. In aller Ehrlichkeit. Und ich bin bereit zu ändern, was geändert werden muss. Mut dazu macht Jesus. Sein und unser Gott. Denn was zur Zeit von Ninive gegolten hat, gilt heute genauso: Wir haben einen menschenfreundlichen Gott. Einen Gott, der liebt.

Wer geliebt ist, muss sich nicht fürchten.

Wer andere liebt, schafft Raum für Neues. Nur aufgrund von Liebe riskiert ein Mensch tatsächlich Veränderungen.

 

Sie, ich, wir alle sind von Gott geliebt. Das ist eine Grundbotschaft von Jesus. In dieser Zuversicht dürfen wir unser Leben wagen mit all seinen Irrungen und Wirrungen.

 

Andres Lienhard,
Pfarreiseelsorger Ebikon

Pfarreiblatt Februar

Pfarreiblatt Februar

(Foto: pixabay.com)

 

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Leitartikel:

Blumen oder Pralinen?

 

Am 14. Februar feiern wir den Valentinstag. Ich denke mir, dass der Heilige Valentin nicht nur der Patron der Liebenden ist, sondern auch der Freund*innen. Denn in den Hansestädten z. B. trafen sich am Valentinstag die Zünfte zum Freundschaftsmahl. Ein Lob also nicht nur auf die Liebe, sondern auch auf die Freundschaft.

 

«Was ich während der Corona-Zeit am meisten vermisst habe, ist das Zusammensein mit Freund*innen». Diesen Satz hörte und höre ich oft. Und ja – das ging mir auch so. «Ich habe fast keine Freundinnen mehr, sie sterben mir alle weg», so eine betagte Pfarreiangehörige. Ja – und manchmal sterben Freund*innen sehr früh, denke ich. In Gedanken sehe ich eine meiner Freundinnen, die nach einer schweren Krankheit sehr jung verstorben ist. Manchmal spreche ich in Gedanken mit ihr oder ich sage: »Jetzt wäre ich froh um einen Rat von dir». Wir hängen unser Herz nicht nur an unsere Liebsten, sondern eben auch an Freund*innen.

 

Das Kostbare einer Freundschaft
«Ein Freund, ein guter Freund – Das ist das Beste, was es gibt auf der Welt». Es sind bekannte Lied-Zeilen, die Werner Richard Heymann im Jahre 1930 für eine Tonfilm-Operette mit dem Titel «Die Drei von der Tankstelle» geschrieben hat. Besonders bekannt wurde das Lied durch die Interpretation des Berliner Vokalensembles «Comedian Harmonists» (1928 bis 1935).
Wie wertvoll Freundschaften sein können, das wusste auch der Schriftsteller des alttestamentlichen Buches Jesus Sirach mit seinen Weisheiten, wenn er schreibt:

Ein treuer Freund ist ein starker Schutz, wer ihn findet,
hat einen Schatz gefunden.
Sir 6,14

Einige möchten jetzt vielleicht widersprechen und sagen: Freund*innen können einen aber auch enttäuschen. Ja – auch das ist möglich, denn wo Licht ist, da ist auch Schatten.

 

In Freundschaft verbunden
Freundschaften können über Jahre dauern und es ist oft nicht so, dass sich Freund*innen regelmässig und in kurzen Abständen sehen müssen. Es gibt Freundschaften, die bestehen seit Jahrzehnten. Man sieht sich nicht oft. Aber wenn man sich trifft, dann ist es so, als hätte man sich erst gestern
getroffen. Man nimmt den Faden Freundschaft auf, als wäre es erst gestern gewesen, dass man ihn in den Händen hielt. Es ist eine Nähe da, die nicht verloren ging.

 

Einander nicht verloren gehen
Es gibt einen Satz von Ernst Bloch, den Dorothee Sölle in einem ihrer Gedichte zitiert:

Wir gehen uns nicht verloren.

Dieser Satz klingt nach Ewigkeit, nach dem darüber hinaus, wenn wir nicht mehr hier sind. Es ist wie eine Art Versprechen. Ich mag diesen Satz. Es ist schön zu denken, dass uns Menschen nicht verloren gehen. Und vielleicht ist das genau dieser tiefe Grund, warum wir am Valentinstag Blumen oder Pralinen schenken oder diesen Tag feiern: Das Einander-nicht-verloren-gehen.

 

Regina Osterwalder

Pfarreiblatt Januar 2023 – ein frohes neues Jahr!

Pfarreiblatt Januar 2023 – ein frohes neues Jahr!


 

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Leitartikel:

Gebrochener Vorsatz

 

Ein neues Jahr bricht an und manch einer macht sich anlässlich dessen gute Vorsätze. Einige mit Erfolg, andere ohne. Das Phänomen, sich ein Jahresabo im Fitnesscenter zuzulegen, um dann fast nie hinzugehen wurde ebenso oft in Zeitungsartikeln und dergleichen diskutiert, wie das erfolglose Geloben, dem Rauchen abzuschwören oder mehr Bücher zu lesen. Die alten und liebgewonnenen Gewohnheiten lassen sich offensichtlich nicht so leicht überwinden, wie wir es gerne hätten.

 

Dass Vorsätze scheitern, ist keineswegs eine neue Erscheinung. Bereits in der Bibel lesen wir von guten Vorsätzen, die nicht in die Tat umgesetzt wurden. Als Jesus beim letzten Abendmahl den Jüngern ankündigt, dass er bald sterben und von allen verlassen werde, schwört Petrus beharrlich, dass er ihn niemals verleugnen werde, selbst wenn er mit ihm sterben müsste (Mt 26, 31-35). Jesus prophezeit ihm, dass er dieses Versprechen noch bevor der Hahn krähe, dreimal brechen werde. Dies trifft dann auch so ein. Obschon Jesus diesen Verrat vorhergesehen hatte, baute er aber vollkommen auf Petrus und verlieh ihm gar eine Leitungsposition in seiner zukünftigen Kirche (Mt 16, 18-19). Nachdem Petrus diese Verleugnung bereut, wird er gemäss dem Zeugnis der Bibel diese Führungsrolle dann auch tatsächlich einnehmen.

 

Petrus am Kreuz

Eine schöne Fortsetzung der Geschichte zwischen Petrus und Jesus findet sich in den apokryphen Petrus-akten. Dort wird erzählt, wie Petrus aus der Stadt Rom flieht, weil ihm nach dem Leben getrachtet wird. Auf dem Fluchtweg begegnet er dem Sohn Gottes und fragt ihn, wohin dieser gehe. Jesus antwortet: «Nach Rom, um mich abermals kreuzigen zu lassen». Petrus realisiert, dass dies seine Aufgabe wäre und kehrt beschämt nach Rom zurück. Nachdem er zum Tod am Kreuz verurteilt wird, bittet er die Vollstrecker, dies kopfüber zu tun.

 

Seien Sie nicht zu streng mit sich

Diese Erzählungen zeigen uns auf, dass anscheinend sogar der bedeutendste Jünger Jesu in seinen Vorsätzen mehrmals gescheitert ist. Wir mögen mit grossen Erwartungen und voller Elan ins neue Jahr starten. Oft überschätzen wir uns aber, ähnlich wie Petrus, und es macht sich dann Ernüchterung breit, wenn wir auf dem Boden der Tatsachen zurückgekehrt sind.

Insofern empfehle ich Ihnen, machen Sie sich besser kleinere Vorsätze, die dann auch eher gelingen und wenn Sie sich doch an grössere wagen, verzagen Sie nicht, wenn sie misslingen. Meist können Sie es erneut versuchen und, wie schon der römische Dichter Ovid schrieb:

Steter Tropfen höhlt den Stein.

Seien Sie sich gewiss, auch wenn Ihnen mal etwas nicht gelingt, vom kleinsten Fehler bis zu einer grossen moralischen Verfehlung, dass Gott es mit uns immer wieder aufs Neue versucht. Wenn es sein muss, nimmt er das Kreuz sogar selbst auf sich.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Start ins neue Jahr.

 

Dominik Arnold

Pfarreiblatt Dezember

Pfarreiblatt Dezember


Bild: Maria und Josef auf der Flucht nach Ägypten. Miniatur aus einem Stundenbuch, um 1480, Bibliothèque Royale, Bruxelles.                               

 

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Leitartikel:

Weihnachten – von Flucht und Licht

 

Aus der christlichen Kunst kennen wir Darstellungen, auf denen wir die Mutter Mariens, die heilige Anna sehen, die ihrer Tochter das Lesen beibringt. Solche Darstellungen finden sich ab dem 14. Jahrhundert. Und auf dem diesjährigen Titelbild zur Weihnachtsnummer sitzt Maria auf dem Esel und liest, während Josef das Kind trägt und den Esel führt. Dieses Bild stammt aus einem Gebets- und Andachtsbuch um 1480.

 

Die dargestellte Rollenverteilung mutet gar modern an, bedenkt man deren Entstehungszeit. Die lesende Maria wird als Idealtyp, als Vorbild dargestellt. Die Betrachtenden sollen Maria nacheifern und sich in die Bibel oder in das Stunden- bzw. Gebetsbuch vertiefen.

 

Maria liest und Josef trägt das Kind
Das Titelbild der Weihnachtsausgabe ist eine Darstellung von der Flucht nach Ägypten. Wenn man den Titel nicht kennen würde, käme wohl keinem Betrachtenden in den Sinn, dieses Bild mit einer Flucht in Verbindung zu bringen. Keine Eile, keine heranstürmenden Soldaten des Herodes in Sicht – eher eine idyllische Atmosphäre. Zugegeben, ob es für Maria so gemütlich beim Lesen war auf einem trabenden Esel – das lassen wir mal dahingestellt. Und trotzdem vermittelt das Bild keine Schreckensszenarien einer Flucht, sondern eher Ruhe, Gemächlichkeit und Geborgenheit. Auch Josef scheint ganz vertieft zu sein und betrachtet liebevoll das Kind in seinem Armen. Noch kann er es liebevoll in seinen Armen halten – einige Jahre später wird er diesen Sohn nicht mehr beschützen können vor dem schreienden Mob, der den Tod dieses so liebenswürdigen Menschen fordert.

 

Menschen auf der Flucht
Nein, Bilder von Menschen auf der Flucht sind anders. Wir sehen es immer wieder in Berichten aus Zeitungen oder aus dem TV. Diese Bilder versetzen uns in Angst und lassen uns nachdenklich und sprachlos zurück. Da kann und will keine oder kaum Weihnachtsstimmung aufkommen.

 

Weihnachten – die Würde des Geborenseins
Weihnachten als Fest der Geburt eines Gotteskindes – das feiern wir an Weihnachten. Und wir alle sind auf die Welt gekommen. Und Kraft unseres Geborenseins können wir auch hoffen und Vertrauen haben und mit anderen zusammen handeln. Wenn wir Menschen sein wollen, dann so, dass wir nach wie vor verwundbar sind, um dem Schwierigen die Stirn zu bieten oder zumindest uns davon berühren zu lassen. Wir wollen uns nicht vom Licht abschotten, sondern Beziehungen schaffen, uns um Verständigung bemühen, auf Mitteilung aus sein. Das ist die gute Nachricht von Weihnachten. Der Gott mit uns – Immanuel – lässt uns nicht allein im Regen stehen. Und vielleicht liest Maria reitend auf dem Esel gerade die Verheissung aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jes 7,15), wo es heisst:

Darum wird Gott selbst euch ein Zeichen geben:
Siehe, die Jungfrau hat empfangen,
sie gebiert einen Sohn und
wird ihm den Namen Immanuel geben.

 

Regina Osterwalder

Pfarreiblatt November

Pfarreiblatt November


Der Umgang mit dem Tod ist nicht einfach. Doch der Glauben an Gott schenkt Vertrauen.                                (Foto: pixabay.com)

 

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Leitartikel:

Warum weinen Sterbende nicht?

 

Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.
Der Tod wird nicht mehr sein.
Keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.
Was früher war,
ist vergangen.

 

Neues Testament, Buch der Offenbarung, Kapitel 21, Vers 4

 

Seit drei Jahren lebe und arbeite ich als Pfarreiseelsorger in Ebikon. Davor war ich 25 Jahre im Freiamt tätig, zehn davon als Spitalseelsorger im Kreisspital Muri. Die Begegnungen im Spital haben mich überaus bereichert, berührt und dankbar gemacht.

In dieser Aufgabe bin ich regelmässig auf der Geburtsabteilung gewesen und habe mich mit den Müttern und Vätern über ihr neugeborenes Kind gefreut. In besonderer Erinnerung geblieben sind mir jene Besuche, als plötzlich mein Piepser ertönte und eine Pflegefachperson mich suchte. Ein Patient liege im Sterben. Ob ich sogleich vorbeigehen könne? Ich verabschiedete mich von den glücklichen Eltern und war kurze Zeit später beim sterbenden Menschen. Ein existentieller Wechsel innert Sekunden.

Im Zimmer setzte ich mich jeweils ans Bett und verblieb in Stille. Wenn ich glaubte, es wäre angebracht, legte ich meine Hand auf jene des sterbenden Menschen. Er soll spüren können: Ich bin nicht allein. Je nach Gefühl habe ich ein Lied gesummt oder gesungen, ein Gebet gesprochen, häufig still.

Mehrere Male bin ich unmittelbar dabei gewesen, als der Mensch verstarb. Diesen Übergang zu erleben und zu begleiten, hat mich mit tiefer Ehrfurcht erfüllt. Und ich habe es als grosse Ehre empfunden.

Was mir auffiel: Ich habe bei den Sterbenden nie Tränen gesehen. Weder bei jungen noch bei alten Menschen.

 

Warum weinen Sterbende nicht?

Stattdessen habe ich eine grosse Ruhe wahrgenommen, ein leises Weitergehen. Natürlich wirkten die Medikamente. Doch das allein war es nicht. Ich habe deutlich gespürt: Da geschieht etwas, das zu den tiefsten und persönlichsten Momenten des Menschseins gehört. Ein Geheimnis, das grösser ist als das Irdische, das Wahrnehmbare.

Für mich war ganz konkret der lebendige Gott spürbar, der diesen Menschen mit offenen Armen und voller Liebe in seiner «neuen Welt» willkommen hiess. Und diese Liebe erfüllte die Ankommenden mit Frieden und Ruhe.

Mögen wir – nicht nur in diesen Novembertagen – getrost an unsere Verstorbenen denken. Und mögen wir voller Vertrauen unserem eigenen Sterben entgegengehen.

 

Andres Lienhard

Pfarreiblatt Oktober

Pfarreiblatt Oktober


Der neue Kaplan des Pastoralraums Rontal: Joseph Chidi Anumnu.                                                  (Foto: marabu-fotografik.ch)

 

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Leitartikel:

Joseph Chidi Anumnu: «Priester ist mein Traumberuf»

 

Nach der Demission von Beat Jung ist Joseph Chidi Anumnu seit dem 1. Mai 2022 für die priesterlichen Dienste im Pastoralraum zuständig. Im Gespräch mit Dunja Kohler-Pfister erzählt er unter anderem, wie er die letzten Monate im Rontal erlebt hat, wie es ihm in der Schweiz gefällt und was ihm in seinem Beruf wichtig ist.

 

Herr Anumnu, möchten Sie sich kurz vorstellen?

Ich bin Joseph Chidi Anumnu, bin 42 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nigeria und bin das älteste von zehn Kindern. Ich habe eine schöne Kindheit erlebt: zwar eine einfache und demütige, aber eine sehr schöne. Meiner Grossmutter, bei welcher ich ab sieben Jahren gelebt habe und die leider schon früh verstorben ist, verdanke ich viel. Sie hat mir beispielsweise auch beigebracht zu kochen, was mir heute sehr zugute kommt. Sie war ein wahrer Engel.

In der Stadt Okigwe habe ich sodann das Gymnasium besucht und anschliessend das Priesterseminar – der erste Schritt in Richtung Priester. Nach meiner Ausbildung wurde ich am
22. August 2009, am Tag des Maria-Königin-Festes zum Priester geweiht. Dieses Jahr sind es nun bereits dreizehn Jahre. Danach arbeitete ich drei Jahre in meinem Heimatbistum (Okigwe/Nigeria), bevor ich im Oktober 2012 mit einem Stipendium nach Deutschland gekommen bin. Da absolvierte ich mein Aufbaustudium und arbeitete im Anschluss im Bistum Limburg. Nun freue ich mich, seit bald einem halben Jahr hier im Pastoralraum Rontal als Kaplan tätig zu sein.

 

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kaplan und Pfarrer?

Der Pfarrer leitet eine Pfarrgemeinde, während der Kaplan, der ebenfalls ein Priester ist, eine mitarbeitende Funktion innehat.

 

Wieso sind Sie Priester geworden? Was hat Sie dazu bewogen?

Als Junge war es mein Traum, Priester zu werden. Wir hatten in unserem Heimatort sehr gute und nette Priester. Sie waren meine Vorbilder als junger Messdiener und haben mich motiviert, ebenfalls Priester zu werden. Während den Gottesdiensten habe ich jeweils gedacht: «Das möchte ich eines Tages auch machen.» Mein Traum ist glücklicherweise wahr geworden.

 

Herr Anumnu, Sie stammen aus Nigeria, haben in Deutschland studiert und gearbeitet und sind nun bei uns in der Schweiz. Wie gefällt es Ihnen hier im Rontal? Haben Sie sich bereits gut eingelebt?

Mir gefällt es sehr gut und ich fühle mich hier wirklich sehr wohl. Die Schweizer sind sehr nette und hilfsbereite Leute. Nach meiner Ankunft wurde ich sehr unterstützt, angefangen bei der Wohnungssuche bis hin zu meinen Teamkollegen, die mich gut aufgenommen und in die Arbeit eingeführt haben. Ausserdem habe ich bereits einigen schönen Veranstaltungen und Gottesdiensten beigewohnt, wie der Prozession zum Fronleichnam, dem Hasliwaldgottesdienst oder verschiedenen Mittagstischen in den drei Pfarreien, wo ich schon einige freundliche Leute kennenlernen und mich austauschen konnte.

Lustigerweise überreichte mir mein ehemaliger deutscher Chef Pfarrer Werner Portugall ein Stück Schweizer Käse als Abschiedsgeschenk. So wusste ich, was auf mich zukommt. Ich esse selbst nicht viel Käse, aber zum Glück vertrage ich ihn. An den hohen Käsekonsum und an das Schweizerdeutsche muss ich mich wohl aber noch gewöhnen [lacht]. Das Leben in der Schweiz ist auch teurer, aber was ich hier besonders schön finde, ist, dass die Schweizer*innen sehr stolz auf ihr Land sind. Das ist eine gute Sache und darüber freue ich mich.

 

Wie unterscheidet sich die Ausübung Ihres Berufes hier in der Schweiz zu Nigeria? Gibt es Unterschiede?

Der Dienst eines Priesters ist überall der gleiche: Es ist ja die gleiche katholische Kirche mit den gleichen Sakramenten und den gleichen grundlegenden Theologien. Der Unterschied besteht jedoch im Umfeld, der Mentalität des Volks und allgemein in der Leitung und der Organisation der kirchlichen Strukturen, wie auch in der Vergütung der kirchlichen Mitarbeiter*innen. In Nigeria beispielsweise ist der Priester auf das Wohlwollen der Bevölkerung angewiesen, wie Opfergaben oder Mahlzeiten, denn von der katholischen Kirche erhält er keinen Lohn wie hier in der Schweiz durch die Steuern.

In Nigeria sind die Leute generell sehr gläubig. Das hängt mit den wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen zusammen, aber auch mit der Gesellschaft. Ausserdem ist es in Nigeria keine Seltenheit, dass während des Gottesdienstes mal getanzt und voller Inbrunst gesungen wird. Wer weiss, vielleicht ändert sich das hier im Rontal ja auch bald [schmunzelt]?

 

Was ist Ihnen wichtig in Ihrem neuen Amt als Kaplan im Pastoralraum Rontal und was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Arbeit?

Mir ist es wichtig, meinen priesterlichen Dienst gut auszuüben, ein gutes Miteinander im Arbeitskreis sowie einen guten Kontakt mit den Menschen unseres Pastoralraumes zu pflegen. Mein Beruf als Priester gibt mir die Möglichkeit, am Leben der Menschen teilzuhaben: ihre Sorgen und Ängste zu teilen, aber natürlich auch ihre Freude – sie also in allen Lebenslagen zu unterstützen. Das liegt mir am Herzen.

Besonders schön finde ich denn auch das freudige Ereignis der Taufe, bei der ich ein kleines Kind auf dieser Welt willkommen heissen und für einen guten Start in das Leben segnen darf.

 

Dunja Kohler-Pfister

Pfarreiblatt September

Pfarreiblatt September


Das Paradiesgärtlein eines unbekannten oberrheinischen Meisters um 1410/ 1420 verbindet auf geschickte Weise Elemente des sakralen «hortus conclusus» (geschlossener Garten) mit Motiven profaner Schloss- und Liebesgärten. (Bild: Städel Museum)

 

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Leitartikel: Gärten – auf der Suche nach dem Paradies

 

Ich habe weder einen grünen Daumen noch einen Garten. Trotzdem faszinieren mich Menschen, die ihren Garten hegen und pflegen. Es scheint gar so, als wäre der Garten für diese Menschen so etwas wie ein Paradies.

 

Ein Garten ist keine unberührte Natur. Er ist ein Ort schöpferischen Gestaltens und auch Ergebnis von Mühe und Arbeit – oft umgeben von einem Zaun, von Hecken oder sogar von einer Mauer. Es gibt ein Drinnen und ein Draussen. Wer einen Garten hat, kennt die Mühen und Freuden der Gartenarbeit am eigenen Leib. Doch das ist nicht alles – Gärten sprechen von Fruchtbarkeit, Harmonie, der Sehnsucht nach Lust und Gartenfesten, vom Duft der Natur und vom Rhythmus der Jahreszeiten. Ein Garten ist eine Welt für sich.

 

Sehnsucht nach dem Paradies
Die Sehnsucht nach einem idyllischen Ort, an dem es weder Krieg noch Hass noch irgendwelche andere Probleme gibt, die tragen vermutlich viele Menschen in sich. Heute vielleicht mehr denn je. Das hebräische Wort «Gan/Ganna» bedeutet Umwallung, Zaun eines Geheges und Garten. Das dazugehörige Verb ganan bedeutet «schützen/hegen». Dieses hebräische Wort wird mit dem griechischen «paradeisos» übersetzt. Das Paradies ist also biblisch gesehen «der Garten».

 

Ein Garten wie ein kleines Paradies
Was tun Menschen neben dem Jäten, Pflanzen, Giessen und Ernten in einem Garten? Im Titelbild «Paradiesgärtlein» liest Maria im blauen Kleid seelenruhig in einem Buch. Sie jätet nicht, giesst nicht. Sie ist die Ruhe selbst, ganz bei dem was sie tut. Der Garten – ein Ort des Rückzuges, ein Ort, an dem die Seele zur Ruhe kommt. Aber auch ein Ort, an dem unsere Bilder, Träume, Wörter, Geschichten und das Staunen geborgen und aufgehoben sind. Der Garten – auch ein Ort des Zusammenseins.

 

Und wer keinen Garten hat
Menschen, die keinen Garten haben, auch sie haben Orte oder einen Ort, an dem sie sich gerne aufhalten, zurückziehen und sich wohl fühlen. Das wünsche ich allen Menschen. Oft wird bei einer Klosteranlage auch die Vorhalle der Klosterkirche Paradies genannt. Und wie der heilige Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153), Abt, Kirchenlehrer und Mystiker, der auch keinen eigenen Garten besass, schon sagte:

 

Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füssen, 
sondern mit dem Herzen.

 

Regina Osterwalder

Pfarreiblatt August

Pfarreiblatt August


Eine grosse Vielfalt an Kräutern und Blumen, die uns mit ihren verschiedenen positiven Eigenschaften guttun. (Fotos: Nicole Sigrist)

 

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Leitartikel: Schönheiten, die in uns aufblühen

 

Die Kirche feiert das Fest «Mariä Himmelfahrt» am Ende des Sommers und trägt zu Ehren Marias mit der Kräuterweihe die Gaben der Natur in den Gottesdienst hinein. Es symbolisiert auch die Verbindung zur Schöpfung und Schönheit.

 

Allem Anschein nach geht der Brauch der Kräutersegnung auf eine alte Legende zurück, nach der die Jünger das Grab der Jungfrau Maria geöffnet und dort statt ihres Leichnams Blüten und Kräuter vorgefunden hätten.

 

Geschenke des Himmels
Für mich ist Mariä Himmelfahrt ein Fest, das die Mütterlichkeit von Maria betont. Es ist die Zeit, wenn Kräuterbüschel mit heilkräftigen Kräutern in die Kirche getragen werden, um gesegnet zu werden, damit sie in den dunklen Monaten Heilung und Linderung bringen.

Im August verschwindet die Blütenpracht und die Kräuter reichern sich mit ätherischen Ölen und Harzen an. Schon seit frühester Zeit sind Kräuter und ihre heilende Wirkung für die Menschen aller Kulturen lebenswichtig. Ausserdem wurden sie häufig als Geschenke des Himmels oder des Göttlichen angesehen.

 

Das Heilende und Schöne in der Natur
Je nach Tradition werden sieben, neun oder zwölf Kräuter in die Kräuterbüschel gebunden. Laut Anselm Grün steht in der Mitte die Königskerze, als Zeichen für unsere königliche Würde und Schönheit. Rundum reihen sich die Schafgarbe und der Frauenmantel als Frauenmittel, der Haselnusszweig für Schutz, der Beifuss für Inspiration, das Mädesüss für die Süsse im Leben und die Engelwurz für die innere Verwandlung. Die Wegwarte stärkt die Verbindung zum Herzen und dem Johanniskraut werden Licht und Leichtigkeit zugesprochen.

Vielleicht haben Sie Lust, Anfang August alleine oder mit ihren Kindern in die Natur zu gehen und zu schauen, welche Blütenpracht sich da zeigt. Es entspricht einer Sehnsucht von uns Menschen, das Heilende und Schöne in der Natur wieder neu zu entdecken. Nehmen Sie sich während dem Sammeln Zeit, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken und überlegen Sie sich, für was Sie alles dankbar sind. Was durfte bis jetzt alles erblühen, welches einen Dank und eine Würdigung verdient?
Es tut gut, ab und an innezuhalten in unserem stressigen Alltag und Freude sowie Demut zu zeigen, für das, was ist, was war und noch sein wird.

 

  • In Ebikon werden an Mariä Himmelfahrt im Gottesdienst und in der Andacht in der Lourdesgrotte Kräuter(-sträusse) gesegnet.
  • In Root wird die Pfarrkirche mit Heilblumen/-kräutern dekoriert. Die Gottesdienstbesuchenden können eigene Kräuter zum Segnen mitbringen.
  • Beachten Sie die Kräuterwanderung am 8. September (Details im Pfarreiblatt oder auf der Website unter den Anlässen).

 

 

Nicole Sigrist

 

 

Pfarreiblatt Juli

Pfarreiblatt Juli


Einer der Sommerklänge: Das Singen von Amseln an einem Sommertag. (Foto: pixelio.de)

 

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Leitartikel: Der Klang des Sommers

 

Es gibt Klänge, die berühren mich zuinnerst. Dazu gehören im Frühling das erste Summen der Bienen, im Herbst das Rascheln von Baumblättern im Wind, im Winter die tiefe Stille – auch die Stille ist für mich ein Klang. Bei diesen Klängen muss ich innehalten. Und meine Gedanken gehen auf weite Reisen.

Wenn ich an den Sommer denke, sind solche Klänge das Zirpen von Grillen im Gras, das ferne Kindergeschrei aus einer Badi – und besonders der Gesang der Amseln. Oft singen sie ganz zuoberst – auf einem Baum oder einem Dachfirst. Ich weiss: Es singen die Männchen. Jene mit dem sonnengelben Schnabel und ganz in Schwarz. Doch muss es nicht auch jene geben, die zuhören können?

Glaube ist der Vogel, welcher singt,
wenn die Nacht noch dunkel ist.

 

(Rabindranath Tagore, indischer Dichter)

Singen die Amseln an einem sommerlichen Tag in ruhiger Dämmerung – ich vermag kaum in Worte zu fassen, was ich empfinde. Es ergreifen mich Sehnsucht, Wehmut, Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Manchmal muss ich das Lauschen bewusst beenden, um im Moment nicht zu sehr berührt zu werden.

Diese Gesänge der Amseln sind für mich spirituelle Momente. Sie führen mich über mich hinaus und verbinden mich mit Himmel und Erde. Ich verspüre Ewigkeit.

Was berührt Sie selbst zutiefst? Welchen Klang hat der Sommer für Sie?

Ich wünsche Ihnen erfüllende Sommertage.

 

Andres Lienhard

 

 

Pfarreiblatt Juni

Pfarreiblatt Juni


Betrunken sein: nicht vom Alkohol, sondern vom Leben und Gottes Gegenwart. (Foto: pixelio.de)

 

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Leitartikel: Trunken vor Glück

 

Sie sind von süssem Wein betrunken.

Apg 2.13

 

So stelle ich mir den Heiligen Geist vor, den wir an Pfingsten feiern und mit dem ich mich auch im Rahmen der Firmvorbereitung immer wieder befasse: In der Pfingsterzählung bleiben die Jünger und Jüngerinnen Jesu erst einmal unter sich. Aber dann kommt Bewegung in die Sache. Sie gehen nach draussen, verständigen sich über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg mit allen möglichen Menschen und bei einigen von ihnen hinterlassen sie den Eindruck, als wären sie von süssem Wein betrunken.

 

Das Wirken des Heiligen Geistes
Dieses Gefühl würde ich gerne unseren Firmand*innen vermitteln, wie betrunken sein vom Leben und von Gottes Gegenwart. Aber wie?

Vielleicht ist das aber auch einfach die falsche Denkrichtung und ich nehme mich damit in meiner Rolle als kirchliche Mitarbeiterin viel zu wichtig. Ich bin überzeugt, dass der Heilige Geist, die göttliche Dynamik, sowieso in dieser Welt wirkt – innerhalb und ausserhalb der Kirche. Wie können wir das kirchliche Handeln immer wieder nach dieser Dynamik ausrichten?

Manchmal habe ich den Eindruck, wir warten heutzutage eher darauf, dass der Heilige Geist zu uns in die Kirche kommt – wo wir ihm doch so schöne Gebäude gebaut und tolle Flyer entworfen haben. Dabei bin ich ziemlich sicher, dass diese Haltung keine Zukunft hat.

 

Trunkene Momente inner- und ausserhalb der Kirche
Obwohl es auch in der Kirche immer mal Momente gibt, bei denen durchaus ein gewisses Suchtpotential besteht und wo ich mich wie betrunken fühle, weil es so schön ist. Zum Beispiel wenn ich mit Heimbewohner*innen Gottesdienst feiere und wenn Geschwister aus der ganzen Schweiz anreisen, um bei der Krankensegnung ihres Vaters mitzubeten. Oder wenn Firmand*innen anfangen, Projekte zu entwerfen und von dem zu erzählen, was sie bewegt. Letztens war ich auch an einem Treffen der katholischen Neutestamentler*innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, wo ich ganz trunken von all den spannenden Diskussionen, neuen Perspektiven und interessanten Bekanntschaften ins Rontal zurückkehrte – trunken vor Glück sozusagen.

Aber daneben gibt es eben auch das Kaffeegespräch mit der Nachbarin, die Biergespräche mit Freund*innen aus der Tanzszene oder vom Ruderclub und das Gläschen Rotwein mit dem Atheisten aus Aachen. Alles Momente, in denen ich mich nicht nur wegen des Alkoholpegels in meinem Blut, sondern auch deswegen leicht trunken fühle, weil ich viel über Gott und seine wunderbare Schöpfung lerne. Nur die Frage, wie ich diese beiden Welten innerhalb und ausserhalb der Kirche zusammenbringen kann, macht mich oft etwas ratlos.

 

Christa Grünenfelder

 

 

Mut-Worte

Wir machen Pause. Aktuell finden Sie keine neuen Mut-Worte.

Pfarreiblatt Mai

Pfarreiblatt Mai


Der Feigenbaum: Symbol des Friedens und der Hoffnung. (Fotos: pixabay.com)

 

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Leitartikel: Ein Baum des Friedens

 

Mitte März war Redaktionsschluss für den Leitartikel des Mai-Pfarreiblattes. Die Idee war, etwas über den Monat Mai zu schreiben – so ganz nach dem Motto «Der Mai ist gekommen», wie es in einem deutschen Volkslied heisst. Aber es kam anders – nun herrscht Krieg in der Ukraine.

 

Ein Artikel über den Monat Mai mit seinen Bräuchen und mit den verschiedenen Volksliedern, die den Mai zum Thema haben, wäre leichtere Kost gewesen. Und das spätromantische Frühlingsgedicht von Emanuel Geibel «Der Mai ist gekommen», das dann von Justus Wilhelm vertont wurde und als Frühlings- und Wanderlied populär wurde, hätte auch Mai-Gefühle wecken können.

 

Ob schon Friede ist?
Beim Schreiben dieses Artikels ist März und aus der Ukraine flüchten Tausende Familien mit ihren Kindern. Am Mittwoch, den 8. März haben die Glocken der Kirchen morgens um 10.00 Uhr geläutet, um damit den Protest gegen diesen Krieg auszudrücken. In der ganzen Schweiz wird gegen den Krieg demonstriert und für den Frieden gebetet. Niemand weiss, wie lange dieser Krieg dauern wird und ob dann im Mai wieder Friede ist, wenn Sie das Pfarreiblatt mit diesem Artikel in den Händen halten. Und so ist die Frage, ob schon Friede ist, berechtigt.

 

Hoffen in Krisenzeiten
Unzählige Berichterstattungen in den Medien berichten zurzeit über das Kriegsgeschehen und über die Folgen für die Zivilbevölkerung. Kann oder darf trotzdem über den Frieden nachgedacht und gesprochen werden oder ist es nur naiv, in diesen Zeiten überhaupt daran zu glauben oder gar auf Frieden zu hoffen?
Johan Galtung gilt als Gründungsvater der Friedens- und Konfliktforschung. Im Jahre 1959 gründete er in Oslo das erste Friedensforschungsinstitut Europas. Galtung ist überzeugt davon, dass wir Menschen die innere Neigung und Kraft besitzen, Probleme auch anders zu lösen als mit Gewalt. Zu dieser Haltung gehören Mitgefühl, Kreativität, Wissen, Optimismus und auch ein langer Atem.

 

Der Feigenbaum
In schwierigen Zeiten schöpfen Menschen ihre Hoffnung aus Visionen und Bildern. Auch das Buch der Bücher – die Bibel – lebt von solchen Bildern und Visionen. Neben dem Olivenbaum ist der Feigenbaum im Land der Bibel eine der wichtigsten Pflanzen. So sind auch Weisheiten mit dem Feigenbaum verbunden.

Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben,
erkennt ihr, dass der
Sommer nahe ist.
(Mk 13,28)

Es ist ein Aufruf für Hoffnung und Zuversicht. Menschen, die sich gewaltlos für den Frieden engagieren, bergen sich in solchen Bildern und Sätzen. «Oh, das ist aber nicht viel», denken Sie vielleicht. Und dennoch stärken solche Bilder und Sätze die Hoffnung auf Frieden. Mögen auch Sie daraus Kraft schöpfen.

 

Regina Osterwalder

 

 

Pfarreiblatt April

Pfarreiblatt April


Palmsonntag: Auf dem Weg zum Osterfest. (Foto: Yves Zurkirch)

 

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Leitartikel: Auf dem Weg zum Osterfest

 

Am Palmsonntag beginnen Christinnen und Christen die „Heilige Woche“. Am Ende dieser Woche steht der Höhepunkt an: das Osterfest. Alle Gläubigen sind eingeladen, hineinzugehen in das Geheimnis vom Tod ins Leben.

 

Der Palmsonntag bildet sozusagen das Eingangstor in die Karwoche. An vielen Orten werden im Palmsonntags-Gottesdienst Palmprozessionen durchgeführt. In Erinnerung an die Palmzweige, die zum Einzug Jesu in Jerusalem geschwenkt wurden, tragen Kinder, Jugendliche und Erwachsene Palmen in die Kirche. Es heisst in der Liturgie: «Wie einst das Volk von Jerusalem Jesus zujubelte, so begleiten auch wir jetzt den Herrn und singen ihm Lieder.»

 

Alle sind eingeladen, bewusst in diesen Tagen einzutreten und uns einzureihen unter diejenigen, die seinerzeit den Einzug von Jesus in Jerusalem mitverfolgten.

 

Im Matthäus-Evangelium steht:

Viele Menschen breiteten
ihre Kleider auf der Strasse aus, andere schnitten Zweige
von den Bäumen und
streuten sie auf den Weg.
Die Leute aber, die vor ihm hergingen
und die ihm folgten, riefen:

«Hosanna dem Sohn Davids!
Gesegnet sei er,
der kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe.»

 

Viele Menschen fragten: Wer ist das?

In der Karwoche ist auch meine Antwort gefordert. Die «Heilige Woche» läuft im Leben Jesu auf die grosse Entscheidung zu, sich wirklich ganz dem Willen des Vaters anzuvertrauen. Hier und heute gilt diese Einladung auch für alle Christinnen und Christen. Vertrauensvoll den eigenen Glaubensweg weitergehen in der Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern dass am Ende der Osterjubel steht.

 

Felix Bütler-Staubli

Ukrainische Flüchtlinge im Kleiderraum Rontal

Ukrainische Flüchtlinge im Kleiderraum Rontal

Foto: Olena Halter, 3. von rechts, zusammen mit Flüchtlingen aus der Ukraine.

 

Bereits zum zweiten Mal konnten wir unseren Kleiderraum für ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine öffnen. Dankbar nutzten 25 Personen die Gelegenheit, sich ein Frühlingsoutfit zusammenzustellen. Sehr gesucht waren Sommerschuhe und -bekleidung, sind die Ukrainer doch in aller Eile mit Winterkleidung in die Schweiz geflüchtet.

Olena Halter, Leitung Fachbereich Sozialberatung der Ökumenischen Fachstelle Diakonie Rontal, ist selber Ukrainerin und konnte so das Angebot auf Ukrainisch per WhatsApp-Gruppe vermitteln und persönlich im Kleiderraum begleiten. An dieser Stelle bedanken wir uns sehr herzlich für die Spende der vielen sehr gut erhaltenen Kinder- und Erwachsenenkleider und das grossartige Engagement des Teams der freiwilligen Helferinnen im Kleiderraum.

Was konkret für die neu ankommenden Flüchtlinge im Rontal benötigt wird, ist noch ungewiss. Aktuelle Informationen finden Sie unter www.kathrontal.ch/fachstelle-diakonie. Private Wohnbegleiter aus dem Rontal können sich bei Fragen gerne an die Ökumenische Fachstelle wenden.

Kontakt:
Ökumenische Fachstelle Diakonie Rontal

 

 

Pfarreiblatt März

Pfarreiblatt März


Was bedeutet fasten: verzichten, beten und sich besinnen? (Fotos: Canva)

 

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Leitartikel: Fastenzeit – die Zeit der Besinnung

Am 2. März beginnt für uns Christen die Fastenzeit: 40 Tage des Verzichts, des Gebets und der Besinnung. Für die einen spielt das Fasten eine untergeordnete Rolle, andere nehmen es durchaus ernst. Inzwischen hat sich der Begriff des Fastens respektive Verzichts verschoben. Seltener wird wirklich beim Essen gefastet, eher wird geschaut, auf was im Leben bewusst in dieser Zeit verzichtet werden könnte: Sei es der Internet-Konsum, die Handy-Nutzung oder Genussmittel wie Alkohol und Süssigkeiten.

 

Das Verzichten verfolgt keinen Selbstzweck, sondern dient der Vorbereitung auf das wichtigste Fest für uns Christen: dem Osterfest. Jedes Jahr stellt sich die Frage neu: Was bedeutet Jesu Tod am Kreuz und seine Auferstehung für mein Leben?

 

Pro Nobis – für uns

Dieses Jahr bietet sich aufgrund der aktuellen Diskussion rund um das Impfen, den Freiheitsbegriff und das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Blick auf Jesu Motivation für seine Worte und sein Wirken an. Stets war er für die Menschen da, auch wenn es für ihn gefährlich wurde. Er stellte sich vor Menschen, die gesteinigt werden sollten. Er ass an einem Tisch mit Zöllnern, die in der Gemeinschaft verhasst waren. Immer riskierte er dabei sein eigenes Leben. Auch heilte er Menschen an Leib und an Seele bis zur Erschöpfung. Sein Leben war auf die Mitmenschen ausgerichtet – auf uns. Ja, er lebte für uns – pro nobis. Er nahm auch Auszeiten des Gebets und des Rückzugs, was sein Liebesgebot unterstreicht: Liebe Gott, den anderen und dich selbst.

 

Der Kreuzestod

Am Kreuz erfolgt der Höhepunkt seines Wirkens für uns und alle Menschen: Er gibt sein Leben, nimmt die Schuld von uns allen auf seine Schultern und ermöglicht uns ein neues Leben ohne Schuld. Seine Auferstehung bestätigt das neue Leben und schenkt uns Hoffnung auf einen immer wieder möglichen Neuanfang.

 

Nachfolge

Wenn wir als Christen Jesus nachfolgen, dann geht unser Denken, Handeln und Wirken über uns selbst hinaus und nimmt auch den Nächsten wahr. Wer das Liebesgebot in seiner dreifaltigen Ausprägung ernst nimmt, tut sich schwer damit, nur die eigene Freiheit und das eigene Recht auf Unversehrtheit zu verteidigen, ohne die Einschränkungen dieser Rechte des anderen zu sehen.

 

Fastenzeit – eine Zeit der Besinnung

Jesus lebte und wirkte für uns. Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um anderen wieder ein Leben in körperlicher und seelischer Freiheit zu ermöglichen. Sein Liebesgebot bezieht den anderen, neben Gott und sich selbst, ausdrücklich ein. Zudem leben wir in einer Gemeinschaft, in der das Recht des einzelnen seine Begrenzung dort erfährt, wo es das Recht des anderen einschränkt. In dieser Fastenzeit können wir mal auf etwas ganz Anderes verzichten: auf den alleinigen Blick auf unsere Freiheit und unsere Bedürfnisse. Vielleicht ergibt sich
daraus auch ein anderer Blick aufs Impfen.

 

Johannes Frank

Pfarreiblatt Februar

Pfarreiblatt Februar


Sollen wir den Spuren folgen oder uns an Neuem orientieren? (Foto: Lukas Briellmann)

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Leitartikel: Folge (nicht) den Spuren der Meister

Spuren haben etwas Faszinierendes, vor allem frische Spuren, die wir in einer unberührten Landschaft vorfinden. Sie zeigen in eine Richtung, geben unseren Augen Halt, und wenn wir verunsichert sind und nicht mehr genau wissen, wohin wir uns wenden sollen, folgen wir ihnen gerne.

Vor vielen Jahren durfte ich die Bergwanderung über den Lötschbergpass ins Wallis machen. Von Kandersteg führte der Weg über das wunderschöne Gasterntal hinauf zur Lötschberghütte. Dabei musste ich auch ein kleines Stück über den Lötschegletscher gehen. Als ich da am Rand des Eisfeldes stand, wurde mir sehr bewusst, dass ich mit Gletschern keine Erfahrung hatte. Und da ich alleine unterwegs war, entschloss ich mich, den Spuren einer Wandergruppe zu folgen. Nach einiger Zeit holte ich sie ein, weil sie langsamer wurde. Sie wusste auch nicht mehr, wo es weiterging. Um uns herum waren überall kleine Gletscherspalten. Da wurde mir schon ein wenig mulmig zumute. Ich entschloss mich, umzukehren und meinem eigenen Instinkt zu folgen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich wieder festen Felsgrund unter meinen Füssen hatte.

Es lohnt sich nicht immer, den Spuren anderer zu folgen. Oder anders gesagt: Wenn ich schon anderen Spuren folge, dann sollte ich mein eigenes Urteilsvermögen nicht ausschalten. Kürzlich stiess ich auf ein Weisheitswort des japanischen Dichters Bashô (1643 – 1694). Dieser schreibt:

Folge nicht den Fussspuren der Meister: Suche, was sie gesucht haben.

Spuren im christlichen Glauben
In unserem Glauben und auf unserem Lebensweg finden wir immer wieder Meister und Vorbilder, die uns beeindrucken. Nicht selten verspüren wir den Drang oder werden sogar dazu aufgefordert, ihren Spuren zu folgen, so auch in unserem christlichen Glauben.

Das Wort von Bashô hingegen sagt mir, dass ich genau das nicht machen sollte. Sonst kann es sein, dass ich an einen Punkt komme, der mich überfordert oder einfach nicht meinen Fähigkeiten entspricht. Vielmehr sollte ich weiter blicken als auf die Spuren unmittelbar vor mir und mich mehr auf das ausrichten, was sie gesucht haben. Dabei darf ich meinen eigenen Weg gehen, in meinem Tempo und mit einem Schwierigkeitsgrad, der zu mir passt.

Sucht und ihr werdet finden!
Bezogen auf unseren Meister, Jesus Christus, heisst das dann, dass ich nicht so werden muss wie er. Meine Füsse müssen nicht in seine Spuren passen. Auch nicht in die Spuren anderer Menschen. Aber was er gesucht und gelebt hat, die Fülle des Lebens und eine Gottesnähe, die zugleich Kraft, Inspiration und Herausforderung ist, diesen Horizont will auch ich suchen und leben – auf meine Art und Weise. «Sucht, und ihr werdet finden!» (Lk 11,9)

Lukas Briellmann

Selfie mit dem Samichlaus

Selfie mit dem Samichlaus

Im Dezember miteinander Samichlaus zu feiern ist ein Erlebnis, besonders im Kafi Fürenand.
Viele Familien kamen zu diesem Anlass, um den Samichlaus einmal ganz nah zu sehen.
Die Geschichte, das gemeinsame Singen, die Samichlaussäckli und das «Selfie mit dem Samichlaus»
machten den Anlass zu einem bleibenden Ereignis.

Uta Siebel
Ökumenische Fachstelle Diakonie Rontal

Weihnachtsstimmung im Kafi Fürenand

Weihnachtsstimmung im Kafi Fürenand

Viele glückliche Gesichter konnte der Besuch vom Samichlaus und das gemeinsame «Grittibänze» im Kafi Fürenand im Dezember hervorzaubern.
Im Kafi Fürenand treffen sich Menschen mit verschiedenem kulturellem Hintergrund zur Begegnung und zum Austausch.
Gerade die Bräuche eines Landes üben eine grosse Faszination aus und wurden von allen teilnehmenden Familien mit Freude gefeiert.

Kafi Fürenand
Das Kafi ist offen für alle Menschen. Es findet alternierend in Root, Buchrain und Ebikon statt.
Nächstes Kafi: Dienstag, 25.1.21, von 14 – 16 Uhr, in Buchrain, ref. Begegnungszentrum, Ronmatte 10.
Gäste und Freiwillige sind immer herzlich willkommen.
Kontakt: Uta Siebel, 041 440 13 04 (Di – Do) oder uta.siebel@kirchenrontal.ch

Uta Siebel, Leitung Kafi Fürenand
Ökumenische Fachstelle Diakonie Rontal

Pfarreiblatt Januar

Pfarreiblatt Januar


Aus einer Krise wachsen und die Hoffnung nicht verlieren. (Foto: Dunja Kohler-Pfister)

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Leitartikel: Die Kirche – Kraftort in der Krise

Das Wort Krise ist in aller Munde: Sei es die Klimakrise, humanitäre Krise, Flüchtlingskrise oder die Sinnkrise, Kirchenkrise, Glaubenskrise und seit bald zwei Jahren nun auch die Corona-Krise. Fast täglich erscheint das Wort in unterschiedlichem Kontext in den Medien – gesprochen oder gedruckt. Bei Redaktionsschluss endete gerade die UN-Klimakonferenz in Glasgow. Es ist allen bewusst – die Krisen enden nicht am Ende eines Jahres. Wir nehmen sie mit in ein neues Jahr.

Über die Ergebnisse der Klimakonferenz in Glasgow, die am 13. November 2021 zu Ende ging, waren sich nicht alle einig. Unzufrieden waren am Ende die vielen Klima-Aktivist*innen sowie Klimaforschende. Da kommt einem der Satz aus dem Römerbrief in den Sinn. Da heisst es:

Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zum heutigen Tag mit uns seufzt und in den Geburtswehen liegt.
Röm 8,22

Zehntausende Menschen demonstrierten in Glasgow während der Klimakonferenz für mehr Klimaschutz. Auf ihren Plakaten stand nicht der Satz aus dem Römerbrief – das muss es auch nicht – sondern beispielsweise «Fossile Brennstoffe haben keine Zukunft» oder «Verteidigt die Zukunft». In Krisenzeiten sich nicht ohnmächtig und stumm zurückzuziehen, sondern aktiv zu werden, das ist eine von mehreren Möglichkeiten, mit Krisen umzugehen.

Vom Wünschen und Beten
«In den alten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat» – so beginnt das Märchen vom Froschkönig. Was würden Sie antworten, wenn eine  Fee zu Ihnen sagen würde: «Du hast drei Wünsche frei»?

Wünschen gehört zu den Märchen wie das Beten zur Kirche, oder? «Beten ist Wünschen – nur feuriger!» war einer der Lieblingssätze der evangelischen Theologin und Dichterin Dorothee Sölle (1929-2003). Der Satz stammt ursprünglich aus der deutschen Literatur von Jean Paul (1763-1825).

Der lichtvolle Kraftort in unseren Kirchen
In katholischen Kirchen gibt es einen Ort, an dem täglich Kerzen flackern. Menschen kommen in die Kirche mit ihren Hoffnungen, ihren Sorgen und auch ihren Anliegen und zünden dafür eine Kerze an. Mit dem Kerzenanzünden vertrauen sie oftmals auch eine ihnen wichtige Person Gott oder der Mutter Gottes an. Meist brennen da bereits einige Kerzen. «Aha, da waren vor mir schon andere da!», denken sie. Und das kann verbinden. Die Menschen vertrauen darauf, dass ihre Anliegen in guten Händen sind. Und manchmal liegt bei den Kerzen auch ein Buch auf, in das sie dann ihre Fürbitte reinschreiben können.

Einen Ort haben in Zeiten der Krise
Überall auf der Welt, wo in Kirchen solche Kerzen zum Anzünden bereitstehen, kommen die Menschen hin und zünden Kerzen an für Menschen, die einen Platz in ihrem Herzen haben. Sie wissen, dieser Mensch braucht heute ein Licht und ein Gebet. Und bevor die Menschen die Kirche wieder verlassen, spüren sie – da ist jemand aus einer andern Welt, der hinhört und hinschaut, und alles wird gut.

Regina Osterwalder

Pfarreiblatt Dezember

Pfarreiblatt Dezember


Krippe in der Pfarrkirche Ebikon. (Foto: marabu-fotografik.ch)

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Leitartikel: Kleiner Gott

Gott ist stark. Allmächtig. Ewig.
Gott wohnt im Himmel.
So kennen es viele. Davon singt auch das Kirchenlied «Grosser Gott, wir loben dich»: «Herr, wir preisen deine Stärke. […] Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit. […] Starker Helfer in der Not, Himmel, Erde, Luft und Meere sind erfüllt von deinem Ruhm.»

Das alles ist zutreffend. Wir haben einen ewigen, grossen, mächtigen Gott.
– Ewig: Gott hat keinen Anfang und kein Ende.
– Gross: Gott umfasst alles Lebendige und sogar Materielle.
– Mächtig: In der Verbindung mit Gott ist Unvorstellbares möglich.

Doch sind diese Superlative nur die eine Seite unseres Glaubens. Die andere Seite:
– Der ewige Gott wird Mensch. Er bindet sich damit ganz konkret und fassbar an Zeit, Ort und Materie.
– Der grosse Gott wird Mensch in einem kleinen Kind. Mehr Solidarität mit den Menschen ist nicht möglich. Der ferne Gott ist auch ein unendlich naher Gott.
– In Jesus liefert sich Gott den Menschen aus – bis zum Tod am Kreuz. Gott ist genauso (all)mächtig und ohnmächtig, wie die Liebe (all)mächtig und ohnmächtig ist.

Weihnachten ist das Fest einer wundervollen Verbindung:
Gott ist menschlich.
Himmel und Erde kann ich nicht mehr trennen.
Geist und Materie gehören zusammen.
Kleines kann unendlich wertvoll sein.
Was zählt, ist die Liebe.

«Kleiner Gott, wir lieben dich»
Ich singe «Grosser Gott, wir loben dich» gern. Es drückt einen tiefen Inhalt unseres Glaubens aus.
Doch vor ein paar Jahren habe ich eine weihnachtliche Version dieses Lieds erhalten: «Kleiner Gott, wir lieben dich». Diese Fassung gefällt mir ebenso gut. Sie verkündet für mich die andere Seite unseres Glaubens. Die Worte lassen sich mit der Melodie von «Grosser Gott» singen – Nummer 175 in unserem katholischen Kirchengesangsbuch.

Kleiner Gott, wir lieben dich.
Kind, uns rührt das Schwache, Zarte.
Wieder zeigt an Weihnachten sich:
Weiches bricht das Starke, Harte.
Klein fängst du auf Erden an,
dass der Mensch dich lieben kann.

Gott zeigt sich als Menschenkind,
denn wir fürchten seine Grösse.
Weil wir eingeschüchtert sind,
zeigt er sich in seiner Blösse.
Und er zittert und er friert,
dass der Mensch die Angst verliert.

Kleiner Gott, dich lieben wir.
Klein ist auch dein Reich auf Erden.
Gute Menschen dienen dir
und dein Reich wird grösser werden.
Friede sei in diesem Haus
und dring in die Welt hinaus.

Konrad Engler

Vielleicht eine Idee für Ihre private weihnachtliche Feier?

Andres Lienhard

Pfarreiblatt November

Pfarreiblatt November


Wurzeln bedeuten Leben. Wie habe ich gelebt? (Foto: pixabay.com)

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Leitartikel: Abschied, Hoffnung, Zuversicht

Anfang November feiern wir Allerheiligen und Allerseelen. Für viele ist der November ein Totenmonat. Deshalb mögen sie ihn nicht, weil der Tod und das Sterben nicht mehr sein darf. Ich persönlich finde es schade, dass der Tod und das Sterben negiert werden. Sie haben keinen Platz in unserer modernen Welt.

Abschiedlich leben
Für mich ist das Wissen darum, dass ich nicht ewig auf dieser Erde lebe, ein Ansporn, meine Wünsche und meine Vorstellungen von einem guten Leben jetzt umzusetzen und nicht immer wieder auf später zu verschieben. Vielleicht hilft uns die gegenwärtige Krise, diesem Aspekt wieder mehr Gewicht zu geben …

Franz von Assisi spricht vom Tod als einer «Schwester». Der Tod ist mitten im Leben eine Einladung, sich zu fragen: Wie habe ich bisher gelebt? Wie bin ich so geworden, wie ich heute bin? Bereits Kohelet/Prediger hat geschrieben:

Ich war zu der Erkenntnis gekommen:
Das einzige, was der Mensch zu seiner Freude tun kann, ist,
dass er sein Leben geniesst, solange er es hat.
Koh 3.12, aus:
Die gute Nachricht
in heutigem Deutsch – die Bibel

Verwurzelt im Leben
Viele Menschen empfinden den November als trist, trostlos und kahl. Die Bäume haben die Blätter verloren und das Leben zieht sich zurück. Nebel und Regen wechseln sich ab. Der Novemberblues mit Traurigkeit und Melancholie gehören wieder eher zur Tagesordnung.

Diese Zeit hat auch positive Seiten. Es ist der Monat, in dem wir wieder mit unsern Wurzeln in Berührung kommen können. Die kurzen Tage laden ein, wieder vermehrt zu Hause zu bleiben. Rückzug vom Aussen ins Innen. So wie ein Baum ohne ein tiefreichendes Wurzelwerk in der Erde nicht leben kann, so müssen auch wir immer wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren. In diesem Monat können wir wieder unsere Wurzeln entdecken, beispielsweise beim Gang über die Gräber.

Orientierungspunkte
Die Heiligen zeigen uns durch ihr Wirken unsere eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Sie waren nicht perfekt, sondern Menschen, deren Schwächen und Wunden durch Gott geheilt wurden. Sie vermitteln Hoffnung und Zuversicht.

Nicole Sigrist

Pfarreiblatt Oktober

Pfarreiblatt Oktober


Sonnenuntergang in Umbrien, der Heimat von Franz von Assisi. (Foto: Lukas Briellmann)

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Leitartikel: Sonnengesang für die Zukunft

Nach dem eher durchzogenen Sommer sehnen wir uns alle nach einem goldenen Herbst. Es soll eine Zeit sein, in der wir nochmals Sonne tanken und die vielen Farben und die Früchte der Erde geniessen dürfen; eine Zeit, die uns mit den Worten des Sonnengesangs des heiligen Franz von Assisi sagen lässt: «Gelobt seist Du, Gott, für Mutter Erde, für Wasser, Sonnenschein, Feuer und Wind und für alle Geschöpfe.»

Doch wenn wir die letzten Monate zurückblicken, dann sehen wir in vielen Teilen der Welt eine andere Wirklichkeit. Wohin wir auch blicken, haben wir eine Anti-Fassung des wunderbaren Sonnengesangs des heiligen Franz erfahren. Da kamen Hagelstürme und zerstörerische Wasserfluten statt der «demütigen, kostbaren und keuschen Schwester Wasser». Da gab es fürchterliche Hitzewellen statt einer Sonne, «die Glanz und Sinnbild ist des Höchsten». Da brannte das Feuer ganze Landstriche nieder statt mit seinem Licht und seiner Wärme ein Bruder zu sein, «der die Nacht erhellt, kraftvoll ist und stark». Und «unsere Schwester, Mutter Erde, die uns ernährt und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt» wird weltweit schonungslos ausgebeutet, bedroht und vergiftet. Die Sorge darum zeigte sich auch in der Schweiz in den beiden Agrarinitiativen, über die wir im Juni abstimmten, und den wiederholten Klima-Demos. Könnte da Franz von Assisi immer noch «Gelobt seist Du», «Laudato si» singen?

Laudato si
Im Jahr 2015 hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika
«Laudato si» die grosse Sorge um den Zustand von Gottes Schöpfung ausgedrückt. Darin zitiert er den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus, der mit unmissverständlichen Worten sagt: «Dass Menschen die biologische Vielfalt in der göttlichen Schöpfung zerstören; dass Menschen die Unversehrtheit der Erde zerstören, indem sie Klimawandel verursachen, indem sie die Erde von ihren natürlichen Wäldern entblössen oder ihre Feuchtgebiete zerstören; dass Menschen anderen Menschen Schaden zufügen und sie krankmachen, indem sie die Gewässer der Erde, ihren Boden und ihre Luft mit giftigen Substanzen verschmutzen – all das sind Sünden.» Denn «ein Verbrechen gegen die Natur zu begehen, ist eine Sünde gegen uns selbst und eine Sünde gegen Gott.» («Laudato Si» 8)

Schönheit, Zerstörung, Umkehr
Es gibt sie Gott sei Dank, diese Orte und Momente, in denen wir die Schönheit der Schöpfung sehen, erkennen und besingen. Besonders in der Schweiz sind wir diesbezüglich privilegiert. Aber im Blick auf die weltweiten Zeichen von Extremwetter, von Ausbeutung und Zerstörung, kommen wir um eine persönliche und gesellschaftliche Umkehr nicht herum. Wir können uns noch ewig streiten, ob der Klimawandel menschengemacht ist oder nicht. Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass wir uns mit diesen ewigen Grundsatzdiskussionen nur den Aufruf nach Umkehr und der Änderungen unseres Lebenswandels vom Leibe halten – und es dabei verpassen, unsere Verantwortung für die Schöpfung Gottes wahrzunehmen und etwas gegen die fortschreitende Zerstörung zu tun. Es ist zugegebenermassen nicht einfach und angenehm, sich diesen Fragen zu stellen und seine Lebensweise zu ändern. Aber wenn wir wie der Hl. Franz diese Hymne an die wunderbare Schöpfung, unsere aller Heimat heute singen, dann können wir doch gar nicht anders, als alles daran zu setzen, dass dieser Sonnengesang auch in Zukunft gesungen werden kann, von allen Menschen, in der ganzen Welt.

Lukas Briellmann

 

Gebet für unsere Erde

Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls
gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschliesst,
giesse uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf
für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. AMEN

Gebet aus der Enzyklika «Laudato Si»

Pfarreiblatt September

Pfarreiblatt September

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Leitartikel: Seid mutig!

Das Motto des eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettags lautet dieses Jahr «Mut» (siehe auch Seite 23). Zuerst bin ich mit diesem Stichwort auf eine Stelle im ersten Korintherbrief gestossen. Dort heisst es: «Seid mutig!» (1 Kor 16,13). In einem digitalen Wörterbuch erfahre ich, dass das griechische Wort dafür auch als «Verhaltet euch wie ein Mann!» übersetzt werden könnte. Da aber Männer genau wie Frauen recht unterschiedliches Verhalten zeigen, hilft mir diese Umschreibung nicht wirklich weiter. Welche Bilder ruft das Wort Mut bei Ihnen hervor? Hier zwei biblische Bilder, die mir eingefallen sind.

Die hässliche Lea (Gen 29,15–30)
Erinnern Sie sich daran, wie sich Jakob in die schöne Rahel verliebt und sieben Jahre lang für ihren Vater Laban gearbeitet hat, um sie sich zu verdienen? Als die sieben Jahre um sind, schmuggelt Laban dem armen Jakob die hässliche ältere Schwester Lea ins Hochzeitsbett. Wie ging es Lea wohl in dieser Situation? Mut kann definiert werden als die Fähigkeit, seine Angst zu überwinden. Ich an Leas Stelle, hätte in dieser Situation grosse Angst vor den Konsequenzen eines solchen Heiratsschwindels für mein zukünftiges Leben gehabt. Aber hatte sie eine andere Wahl, als ihrem Vater zu gehorchen? Welche Alternativen hatte sie? Ist man auch dann mutig, wenn man sich in eine schwierige Situation schickt und versucht, das Beste daraus zu machen?

Die Dirne Rahab (Jos 2)
Zwar hat Mose das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt, aber erst unter Josua wurde das gelobte Land erobert. Zuvor hat Josua jedoch zwei Kundschafter nach Jericho geschickt. Diese vernachlässigen ihre Pflichten und gehen auf direktem Weg zu einer Prostituierten namens Rahab. Dummerweise erfährt der König Jerichos von der Präsenz feindlicher Spione und sendet seine Soldaten aus. Nur dank Rahabs Hilfe gelingt den Kundschaftern die Flucht. Hierin könnte man die stärker politisch ausgerichtete Definition von Mut erkennen, nämlich die Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält. Ihr mutiges Eingreifen hat Rahab denn auch einen Platz in Jesu Stammbaum im Matthäusevangelium eingebracht.

Ist Mut gut?
Beim Nachdenken über Mut habe ich realisiert, dass dieser Begriff für mich intuitiv positiv konnotiert ist. Auch in der Bibel wird Rahab als Heldin dargestellt, weil sie das Volk Gottes unterstützt hat. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die damaligen Bewohner*-
innen Jerichos, die später Opfer der Eroberung wurden, Rahab vielleicht eher eigennützige Motive unterstellen würden – etwa dass sie sich im Falle einer Eroberung absichern wollte. Bei Leas Geschichte stellt sich mir zudem die Frage, welche Ängste man überwinden muss, um als mutig zu gelten und welche Ängste zurecht oder zu Unrecht belächelt oder sogar als krankhaft eingestuft werden. Sie sehen: Fragen über Fragen. Aber lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen.

Christa Grünenfelder

 


 

Ökumenischer Gottesdienst im Rontal
Zum eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag: 19. September, 9.30 Uhr, Pfarrkirche Ebikon

 

Zehn Schritte zu mehr Geschwisterlichkeit

Zehn Schritte zu mehr Geschwisterlichkeit


Illustration © 2021 Katholische Kirche im Kanton Luzern

Die katholische Landeskirche Luzern schlägt „Zehn Schritte zu einer geschwisterlichen Kirche von Frauen und Männern“ vor. Die von einer Arbeitsgruppe erarbeiteten Schritte sollen zu einer Kirche führen, die „Gleichberechtigung im Sinne des Reiches Gottes“ konsequent umsetzt. Mehr dazu lesen Sie im Juni-Pfarreiblatt und auf → www.geschwisterliche-kirche.ch.

 

 

Kirchensteuern sei Dank!

Kirchensteuern sei Dank!

Wissen Sie, was Sie mit Ihrer Kirchensteuer ermöglichen … und dass weit mehr als 90 % der von Ihnen bezahlten Kirchensteuer «in Ihrer Gemeinde» bleibt, um hier vieles zu bewirken?

Auf → www.kirchensteuern-sei-dank.ch entdecken Sie gleich selbst, wo Ihr Geld hinfliesst.

In den Pfarreiblattausgaben von Mai und Juni finden Sie zusätzliche Informationen und zeitgleich auch auf unserer Website.

Wertschätzende Pastoral – uns ein Herzensanliegen

Wertschätzende Pastoral – uns ein Herzensanliegen

Zu einer wertschätzenden Seelsorge gehört auch das Segnen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*personen und Intersexuellen (LSBTI). Die Kongregation für die Glaubenslehre hat verkündet, dass es nicht möglich ist, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Diese Mitteilung stösst auf Kritik und verletzt homosexuelle und lesbische Menschen. Unser Bischof Felix Gmür hat auf diese Nachricht auf Twitter reagiert: «Das vatikanische Segnungsverbot für homosexuelle Paare entspricht der traditionellen Lehre. Theologie und Seelsorge müssen sich jedoch auch in diesem Bereich weiterentwickeln. Dazu dient unsere Regenbogenpastoral.»

In einem Schreiben an die Seelsorger*innen teilt Bischof Felix Gmür mit, dass kein Mensch vom Segen Gottes ausgeschlossen sei. Er unterstützt eine wertschätzende Pastoral gegenüber lesbischen und schwulen Menschen, für die wir auch im Pastoralraum Rontal einstehen. Seit Jahren schon gibt es in unserem Bistum Basel die → «Regenbogenpastoral» in Anerkennung der verschiedenen Lebensentwürfe und vielfältigen Liebesgemeinschaften, die Menschen wählen. Wir vertreten die Ansicht, dass nicht die sexuelle Orientierung, sondern die gegenseitige Liebe das Zentrale ist, das Menschen miteinander verbindet. Es ist diese Liebe, die Gott segnet, und die Sexualität ist das Geschenk, das Gott uns dabei gibt. Und so sind bei uns alle Menschen willkommen, ihre Liebe unter den Segen Gottes zu stellen.

Beat Jung, Leitender Priester
Regina Osterwalder, Pastoralraumleiterin und Gemeindeleiterin Ebikon
Lukas Briellmann, Gemeindeleiter Root
Felix Bütler-Staubli, Gemeindeleiter Buchrain-Perlen

Pfarreiblatt August

Pfarreiblatt August

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Leitartikel: Das Kreuz in der Flagge

Es gibt Zeichen und Symbole, die sind allgegenwärtig. Zeichen und Symbole helfen bei der Orientierung. Ohne sie ist der Strassenverkehr undenkbar. Die Technik ebenso. Auch in den Beziehungen gibt es sie – denken wir an Ringe, Blumen, kleine Aufmerksamkeiten.

Ein Zeichen ist auch unsere Schweizer Flagge. Das weisse Kreuz auf rotem Grund. Das Symbol geht auf die Schlacht bei Laupen im Kanton Bern im Jahr 1339 zurück. Schweizer Soldaten nähten es auf ihr Hemd, um sich gegenseitig zu erkennen. Zum offiziellen Zeichen unseres Landes wurde es im Jahr 1848.

Dabei darf unsere Flagge nicht irgendwie aussehen. Alles ist genau festgelegt. Ihr Rot ist die Pantone-Farbe 485C. Die Arme des Kreuzes sind exakt um einen Sechstel länger als breit. Und neben derjenigen des Vatikans ist die Schweizer Flagge weltweit die einzige in quadratischer Form.

Alltägliches wird mit der Zeit kaum mehr beachtet. Der Inhalt wird nicht mehr bewusst wahrgenommen. Unserer Flagge geht es ebenso. Darum der Hinweis: Gross in der Mitte – ein Kreuz. Das Kreuz. Es ist das christliche Kreuz.

Egal, was in früheren Zeiten unter diesem Zeichen alles geschehen ist, Rühmliches und Unrühmliches: Das christliche Kreuz ist Zentrum unserer Flagge. Die Politik hat bei ihrer Offizialisierung bewusst darauf Bezug genommen. Der christliche Glaube war allgegenwärtig.

Was immer dieses Zeichen auslöst: Das Kreuz erinnert auch heute an Jesus. An das, was er gesagt und getan hat. Dass Jesus vorgelebt hat: Nicht Gewalt, Egoismus und Reichtum führen zum Glück, sondern Friedensbereitschaft, gegenseitige Achtung und Liebe. Kein Mensch ist weniger «wert» als ein anderer. Jeder Mensch ist einzigartig. Wir sind aufeinander angewiesen.

Das Kreuz in unserer Flagge ist weiss, hell. Für mich bedeutet dies: Das Kreuz möchte nicht niederdrücken. Sondern Hoffnung, Mut und Vertrauen schenken. Umflossen wird das Kreuz vom Rot, der Farbe der Liebe. Sie geht in alle Ecken, in alle Himmelsrichtungen. Liebe, echte Liebe, sollen alle Menschen erfahren können.

Unsere Nationalflagge – ein herausforderndes Zeichen. Die Schweiz darf zu ihrer Geschichte und ihren Werten stehen.
Gleichzeitig sind wir – gerade als Christi*nnen – aufgerufen, das Zentrum unserer Flagge lebendig zu erhalten. Den Geist von Jesus zu leben. Dort wo wir denken, reden und handeln.

Andres Lienhard, Pfarreiseelsorger Ebikon

Pfarreiblatt Juli

Pfarreiblatt Juli

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Leitartikel: Juli – die perfekte Welle

Im Sommer 2004 veröffentlichte die deutsche Popgruppe «Juli» den Song «Die perfekte Welle». Der Song passt wunderbar zum Sommerfeeling und wurde ein grosser Hit. Doch dann, ein paar Monate später, ereignete sich das furchtbare Erdbeben im Indischen Ozean, das einen riesigen Tsunami auslöste. Die gigantische Welle kostete über 200 000 Menschen das Leben. Die Betroffenheit war auf der ganzen Welt so gross, dass es unmöglich wurde, den Hit «Die perfekte Welle» weiterhin zu spielen.

Unterschiedliche Wellen
Seit mehr als einem Jahr wird die Welt von einer anderen Art Welle erfasst: die Pandemie, ausgelöst durch das Coronavirus. Auch hier ist das Ausmass riesig. Mittlerweile ist es auch nicht bei nur einer Welle geblieben. Weitere folgten und legten nicht nur das gesellschaftliche Leben in weiten Teilen lahm, sondern forderten auch viele Todesopfer und Langzeitbeschwerden bei Erkrankten.

Vom Meer lernen
Mittlerweile sind wir wieder im Sommer angelangt. Für viele beginnt die Ferienzeit. Die Planung war auch in diesem Jahr nicht einfach. Die Voraussetzungen änderten sich ständig. Wohin können wir überhaupt fahren? Welche Auflagen gibt es, wenn wir ans Meer wollen? Wird es Reisebeschränkungen für Ungeimpfte geben?

Vor vielen Jahren erzählte mir John von seinem Glaubensweg und verglich ihn mit seiner Erfahrung als Surfer. Das Meer lehrt uns, dass wir von etwas Grösserem umgeben sind, das wir nicht kontrollieren und planen können. Nur wenn wir uns darauf einlassen, können wir es für uns nutzen. Seine Augen leuchten, als er vom Gefühl erzählte, wenn man eine perfekte Welle erwischt: diese Energie, dieses Getragen sein, das Salz, die Sonne, die Gischt war für ihn vergleichbar mit seiner Gotteserfahrung. Es gibt Wellen, die können zerstören. Aber es gibt auch Wellen, die tragen, geben Kraft, lassen das Herz sprudeln vor Freude, eröffnen eine spirituelle Dimension. Wir können das Meer des Lebens, in dem wir uns befinden, nicht ändern, aber wir können versuchen, die Kräfte und Strömungen gut zu nutzen und uns von den Wellen tragen zu lassen, so wie sie eben kommen. Diese Sommerzeit, ja jeder Tag bietet diese Möglichkeit an, von der auch der Refrain des Songs «Die perfekte Welle» singt:

Das ist die perfekte Welle,
das ist der perfekte Tag,
lass dich einfach von ihr tragen,
denk am besten gar nicht nach.
Juli

Lebe in den Sommer hinein und finde an jedem Tag etwas, das dich trägt!

Text und Foto: Lukas Briellmann

Pfarreiblatt Juni

Pfarreiblatt Juni

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Leitartikel: Kirchensteuer gut angelegt

Die Aussage eines Kirchgängers «ihr seid ja nur interessiert an meiner Kirchensteuer» stimmt so für alle, die in der Pfarreiseelsorge engagiert sind, nicht. Was aber stimmt: Dank der Kirchensteuern können die Kirchgemeinden im Rontal Personal anstellen, Kirchen und Gebäude, also Kulturgüter renovieren und in Stand halten, lokale Vereine unterstützen, Räume zur Verfügung stellen und vieles mehr.

Die Dienstleistungen der Kirchen im Rontal sind vielfältig und sind dank der Kirchensteuern möglich. Weit über 90 Prozent der Kirchensteuern bleibt in der Region. Die Katholische Kirche im Kanton Luzern lanciert aufgrund der steigenden Kirchenaustritte die Kampagne «Kirchensteuern sei Dank», um die Menschen darüber zu informieren, wie viel Gutes mit den Kirchensteuern bewirkt wird.

Zum Beispiel Dienst am Nächsten
Dank der Kirchensteuern der katholischen und reformierten Kirchen im Rontal konnte die Ökumenische Fachstelle Diakonie Rontal aufgrund der grossen Nachfrage seit Anfang dieses Jahres aufgestockt werden. Diese soziale Einrichtung berät und unterstützt Menschen im Rontal und versteht sich als Drehscheibe. Ein Projekt der Fachstelle ist beispielsweise der Kleiderraum. Seit Oktober 2020 gibt es ihn im Pfarreiheim Ebikon für armutsbetroffene Menschen im Rontal. Der grösste Teil der Kirchensteuern fliesst in die Seelsorge vor Ort, in der Menschen und ihre Angehörige durch’s Leben begleitet werden – von der Taufe über die Hochzeit, in Beziehungs- und Lebenskrisen, bei Krankheit und bis zum Tod. Dafür erhalten die Mitarbeitenden ihren Lohn. Hinter allen Angeboten in den Pfarreien und im Pastoralraum Rontal stehen Mitarbeiter*innen, die mit viel Herzblut ihre seelsorgerlichen Dienste tun.

Zum Beispiel Medien
Wenn Sie diesen Artikel lesen, dann halten Sie ein zentrales Printmedium in den Händen – das Pfarreiblatt (ausser, wenn Sie den Artikel online lesen – und auch Online-Kommunikation ist uns wichtig). Dank der Kirchensteuern wird dieses Medium finanziert und sind Sie regelmässig und monatlich darüber informiert, was hier im Rontal im kirchlichen Alltag tagtäglich geschieht und auf die Beine gestellt wird. Informationen über Angebote werden auch auf den Websites und auf anderen digitalen Medien aufgeschaltet. So verfügt beispielsweise die Pfarrei Root über eine → Facebook-Seite und Sie sind eingeladen, auf → www.kathrontal.ch unseren → Blog «Mut-Worte» zu abonnieren.

Zum Beispiel Bildungsauftrag
Ausgebildete Religionslehrpersonen sind im Rontal im Bereich BIG (Begegnung im Glauben) tätig. Sie unterrichten die Kinder und Jugendlichen im Religionsunterricht und bereiten sie auf die Sakramente vor. Sie begleiten sie durch Weitergabe und Stärkung des Glaubens im Religionsunterricht und darüber hinaus in der Katechese. In den sogenannten → WAPF-Angeboten (Wahlpflichtanlässe) wird den Lernenden die Chance geboten, Menschen mit einer Geschichte zu begegnen und in verschiedenen Angeboten besondere Erfahrungen zu machen. Dazu wählen die Schüler*innen aus einem umfangreichen ausserschulischen Angebot aus. Sie können sich beispielsweise anmelden für den Anlass «Pilgern auf dem Jakobsweg» oder «Dem Himmel entgegen … joggen aufs Michaelskreuz!» Auf dem Weg zum Michaelskreuz werden Pausen gemacht, in denen Impulse zum Nachdenken, Grübeln, Schmunzeln und meditieren gegeben werden. Glaube wird damit nicht nur als geistiger Akt, sondern auch körperlich erfahrbar.

Wollen Sie noch mehr erfahren, was Sie mit Ihren Kirchensteuern alles möglich machen? Weitere Informationen erhalten Sie im Faltblatt der katholischen Kirche im Kanton Luzern (dem Juni-Pfarreiblatt beiliegend und in unseren Kirchen, Pfarrämtern und Pfarreiheimen aufliegend), auf → www.kirchensteuern-sei-dank.ch oder natürlich immer auch in Begegnung und in Gesprächen mit den kirchlichen Mitarbeiter*innen im Rontal.

Regina Osterwalder, Pastoralraumleiterin

Pfarreiblatt Mai

Pfarreiblatt Mai

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Leitartikel: Gegrüsset seist du Maria

Im Hinblick auf den Marienmonat Mai habe ich mich auf die Suche nach Maria gemacht. Mich fasziniert an Maria, dass eine Frau, über die wir aus der Bibel nur wenig wissen, über Jahrhunderte hinweg auf unterschiedlichste Weise vielen Menschen zum Vorbild geworden ist. Etwa meiner Grossmutter, die zusammen mit anderen Frauen die Lourdesgrotte in Wangs pflegte und regelmässig morgens mit Nachbarinnen den Rosenkranz betete. Oder einigen feministischen Theologinnen, für die Maria eine Frau mit starkem Glauben ist, die mutige Entscheidungen trifft und von Gerechtigkeit träumt. Diesen Aspekt wollte ich weiterverfolgen.

Was schätzen Sie an Maria?
Natürlich ist es problematisch, wenn Maria oder andere Berühmtheiten zu einem idealen Menschen zurechtgestutzt werden, den man sich selber oder anderen als ein Vorbild vor die Nase hält, das man nie erreichen kann. Aber sich jemanden zum Vorbild zu nehmen, kann auch etwas sehr Kraftvolles sein. Gerade wenn das Vorbild ein Mensch ist, den man gut kennt und von dem man auch schon die Schattenseiten gesehen hat. Das hat mich auf die Idee gebracht, einige Menschen in meinem Umfeld nach den Marias ihres Lebens zu fragen. Konkret habe ich sie gefragt, ob sie eine Maria kennen und was sie an ihr schätzen.

Eine Vielfalt von Antworten
Die Antworten waren unglaublich spannend. Marias sind unsere Schwestern, Freundinnen, Nachbarinnen, Tanten, Schwiegermütter und vieles mehr. Marias können fein kochen, sind grosszügig und schenken vorbehaltlos Vertrauen. Sie stellen ihre Küche bei Regenwetter als Holzchueli-Stall für ihre Grosskinder zur Verfügung und scheuen harte Arbeit nicht. Sie sind intelligente Powerfrauen, die die Welt im Sturm erobern und bereit sind, sich auch nach einem grossen Streit um Versöhnung zu bemühen. Marias laden ein, sich gemeinsam für Frauenanliegen einzusetzen und ermöglichen inspirierende Begegnungen. Auch gibt es Sagenerzählerinnen mit Gespür für das Übersinnliche unter den Marias, die es gleichzeitig schaffen, als junge Witwen ihre fünf Kinder durchzubringen. Es war für mich sehr inspirierend, von diesen Marias zu hören und ich hatte den Eindruck, dass es auch den Befragten Freude bereitete, von ihren Marias zu erzählen.

Ich kann dieses Experiment nur empfehlen. Natürlich kann man auch einen anderen Namen wählen. Aber Maria war für mich ein guter Start. Auch wenn ich dabei nicht direkt etwas über die biblische Maria gelernt habe, so habe ich diese im Schreibprozess doch irgendwie tiefer ins Herz geschlossen. Schliesslich war sie auch einfach irgendeine Maria, als Gott an ihre Tür geklopft hat.

Christa Grünenfelder, Pfarreiseelsorgerin

Pfarreiblatt April

Pfarreiblatt April

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Leitartikel: Sehen oder staunen

Sehen ist Physik. Auch die Medizin befasst sich mit dem Sehen. Kameras imitieren das menschliche Sehen. Technik simuliert das Sehen verschiedener Tiere. Aber sehen wir tatsächlich, was wir sehen?

Sehen ist etwas sehr Individuelles. Reines, unverfälschtes Sehen gibt es nicht, Sehen ist immer auch Interpretation. Wir sehen, weil unsere Umgebung Licht unterschiedlich reflektiert oder absorbiert. Jedoch wissen wir erst, was wir sehen, wenn unser Gehirn diese Impulse interpretiert. Ich nehme «etwas» anders wahr als Sie, deute es anders, gebe eine andere Bedeutung. Und spätestens seit dem kleinen Prinzen von St. Exupéry wollen wir nicht nur mit den Augen sehen, sondern auch mit dem Herzen – das macht die Sache auch nicht unbedingt einfacher.

Zeit und Entfernung
Dann wären da noch die optischen Täuschungen, die uns Streiche spielen und ausserdem die Faktoren «Zeit» und «Entfernung», die uns verwirren können. Es stellt sich sogar die Frage, ob wir überhaupt sehen, was wir sehen oder ob das, was wir sehen, gar nicht (mehr) existiert. Stellen Sie sich vor, ein Stern ist 2000 Lichtjahre entfernt und erlischt heute. Dann erfahren wir dies erst in 2000 Jahren. Oder umgekehrt: Wir sehen heute noch Sterne, die zur Zeit Jesu bereits erloschen waren.

Ostern sehen oder glauben
Ich versuche, das Ganze umzukehren. Wenn wir davon ausgehen, dass Jesus vor gut 2000 Jahren auf unserem Planeten geboren, kreuzigt und begraben wurde und auferstand … und wir uns vorstellen, dass wir von einem etwas mehr als 2000 Lichtjahre entfernten Himmelskörper aus auf diese Erde blicken würden: Könnten wir dann heute sehen, was damals in Jerusalem oder anderswo geschah?
Oder ist es gar nicht entscheidend, dies zu sehen, weil «glauben» im christlichen Kontext wichtiger ist als «sehen»?

Was sind schon 2000 Jahre?
2000 Lichtjahre sind nichts. Nichts im Vergleich zu den 100 000 Lichtjahren Durchmesser «unserer» Milchstrasse. Darin blicken wir höchstens 100 000 Jahre in die Vergangenheit. Und das wiederum ist nichts – denn es ist nur ein Bruchteil der Zeit, die ein Stern existiert. Über all diese Dimensionen können wir letztlich nur staunen – wie auch über das Wunder von Ostern.

Marcel Bucher, Kommunikationsverantwortlicher des Pastoralraums (Foto: pixabay.com)

Pfarreiblatt März

Pfarreiblatt März

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Leitartikel: Auf der Suche nach dem goldenen Faden


Das MISEREOR-Hungertuch 2021/2022 «Du stellst meine Füsse auf weiten Raum» von Lilian Moreno Sánchez. (Bild: © MISEREOR)

 

Mit den Hungertüchern wurde eine mittelalterliche Tradition wiederbelebt. Da viele Gläubige damals des Lesens unkundig waren, wurden vor Ostern nicht nur Altäre und Kreuze mit Stoffbahnen verhüllt, sondern auch biblische Szenen auf Hungertücher gemalt. Analphabet*innen bekamen so Zugang zur Heiligen Schrift.

Dieses Jahr hat das Misereor-Hungertuch die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez geschaffen. «Du stellst meine Füsse auf weiten Raum» (Ps 31,9) ist der Titel dieses Hungertuches, das aus drei Teilen besteht. Es ist ein Triptychon – alle Teile gehören zusammen.

Ein Röntgenbild
Als Grundlage diente der Künstlerin ein Röntgenbild. Es zeigt den Fuss eines Menschen, der im Oktober 2019 in Chile gegen die soziale Ungleichheit im Land demonstrierte und dabei verletzt wurde. Besonders junge Demonstrant*innen wehrten sich dort gegen die steigenden Lebenskosten und die dadurch zunehmende soziale Ungleichheit. Die schwarzen Linien aus Zeichenkohle zeigen die Umrisse des verletzten Fusses. Der menschliche Schmerz wird durch das Schwarz symbolisiert und verbindet ihn mit der Leidensgeschichte Jesu. Die leicht und beschwingt wirkenden Linien weisen trotz gebrochenen Füssen hin auf Hoffnung und auf die Kraft, die Wandel herbeiführen kann.

Strassenstaub und Blumen
Das Hungertuch ist auf gebrauchten Leintüchern gestaltet worden. Sie stammen aus einem Krankenhaus und einem bayerischen Frauenkloster. Mit der Bettwäsche ging die Künstlerin in Santiago de Chile auf den «Platz der Würde». Auf diesem Platz wurde der Mensch verletzt, dessen Fuss das Hungertuch zeigt. Hier hat Lilian Moreno Sánchez Strassenstaub in den Stoff gerieben. Er erinnert an den Mut der protestierenden Menschen, die für ihre Rechte einstanden, aber auch an die Gewalt. Die zwölf Blumen aus Blattgold symbolisieren Schönheit und Kraft. Schmerz und Leiden können überwunden werden. Gold ist die Farbe der Ewigkeit und weist hin auf Gott, der neues Leben schenkt.

Der Faden
Der Stoff des Hungertuches wurde auseinandergeschnitten, wieder zusammengelegt und mit goldenem Faden genäht. Die Künstlerin sagt dazu, dass der goldene Faden an Nähte von Chirurgen oder an bleibende Narben erinnert. Dieser Faden soll Heilung und Zukunft ermöglichen. Der goldene Faden – Erinnerung an unsere biblischen Vorväter und Vormütter, die beteten «Du stellst meine Füsse auf weiten Raum» (Psalm 31,9).

Regina Osterwalder, Pastoralraumleiterin

Pfarreiblatt Februar

Pfarreiblatt Februar

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Leitartikel: Etwas Gutes sagen

In der ersten Februarwoche finden traditionsgemäss verschiedene Segnungen statt. Segnen heisst auf Lateinisch «benedicere», was übersetzt heisst: etwas Gutes sagen. In den Gottesdiensten der kommenden Tage sagt Gott uns etwas Gutes zu. Und es ist doch wohltuend, wenn ich als Mensch so von Zeit zu Zeit ganz ausdrücklich eine besondere Zuwendung erlebe.

Bei der Kerzensegnung am Fest «Darstellung des Herrn» (2. Februar, Lichtmess) spricht Gott uns Licht zu. In jedem Leben gibt es dunkle Ecken, die wir nicht gerne ausleuchten, sondern gerne in der Dunkelheit lassen. Gott möchte uns ermuntern, gerade auch diese Punkte ins Licht zu halten und in seinem Licht zu betrachten. Dann kann zum Beispiel eine alte Verletzung plötzlich in einem neuen Licht erscheinen. Oder ich kann eine «dunkle» Seite an mir, die ich eigentlich nicht wahrhaben will, annehmen als etwas, das zu mir gehört.

Atemnot und Hoffnung
Mit dem Festtag des heiligen Blasius am 3. Februar ist die Halssegnung verbunden. Sie geht zurück auf eine Legende, die besagt, dass der Heilige einen Jungen vor dem Ersticken bewahrt hat. Er hat den Hals des Jungen von einigen Fischgräten befreit. Dass uns durch Fischgräte das Ersticken droht, ist wohl äusserst selten. Aber was müssen wir tagtäglich alles schlucken, oder was lässt uns schwer atmen? Angefangen von kleinlicher Kritik durch Mitmenschen bis zu einschränkenden Entscheidungen unserer Staatsgremien. Dies alles gehört zu den Grenzen dieser Zeit in unserer Welt und unseres Menschseins. Gottes Zuspruch kann uns helfen, uns durch solch unliebsame Erfahrungen nicht lähmen zu lassen und hoffnungsvoller der Zukunft zu begegnen.

Brot und Dankbarkeit
Mit dem Festtag der heiligen Agatha am 5. Februar ist die Brotsegnung verbunden. Für uns ist es sozusagen selbstverständlich, jeden Tag Brot auf dem Tisch zu haben. Das ist nicht für alle Menschen so. Das heisst nun nicht, dass wir uns ständig mit einem schlechten Gewissen an den Tisch setzen sollen. Aber das gesegnete Brot des Agatha-Tages kann uns daran erinnern, dass auch unser tägliches Brot letztlich eine Gabe Gottes ist.

Segnung und Stärkung
Sich von guten Wünschen – den Segnungen – betreffen lassen, ist wie eine zusätzliche Stärkung in dieser speziellen Zeit und im winterlichen Alltag. Wir freuen uns, Sie bei den Segensfeiern zu begrüssen. Angaben zu den Gottesdiensten finden Sie → hier.

Felix Bütler-Staubli

 

Pfarreiblatt Januar

Pfarreiblatt Januar

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Leitartikel: Hundert Jahre Pfarreiblatt im Rontal

«Liebe Pfarrkinder» – lautete die Begrüssung der Leserinnen und Leser des ersten St. Martins-Boten vor hundert Jahren. Dieses «Kirchliche Anzeigenblatt für die Pfarrgemeinde Root», erschien am 1.1.1921 erstmals. In Dierikon, Gisikon, Honau und Root wirkte damals Pfarrer Josef Bucher. Er setzte mit dem St. Martins-Boten den Grundstein für unser heutiges Pfarreiblatt.

«Neue Zeiten verlangen neue Wege», schrieb damals Pfarrer Bucher und rief sein Pfarreiblatt als «modernes Mittel der Seelsorge» ins Leben, um das Wort Gottes über den Kirchenraum hinaus zu verbreiten und damit «alle, alle zum göttlichen Heiland zu führen».

Pfarreiblatt heute
Die Zeiten haben sich seither erneut geändert. Grundwerte unseres Glaubens sind geblieben – aber will das heutige Pfarreiblatt noch immer «alle zum Heiland führen»? Sicher nicht. Wichtig bleibt jedoch, dass das Pfarreiblatt von einer Kirche berichtet, in der Gott nah bei uns Menschen sein und uns im Alltag berühren möchte. Im Alltag heisst: diese Begegnung kann genauso gut bei einer frühmorgendlichen Andacht in der Kirche, auf einem Waldspaziergang, beim gemeinsamen Mittagessen, während eines Bastelnachmittags, im Kleiderraum, beim Besuch der «Gassechuchi», im gemeinsamen Gesang wie auch beim Feierabendbier oder in einem Online-Angebot stattfinden. Diese Vielfalt im Pastoralraumleben zeigt das Pfarreiblatt. Es informiert über Aktivitäten und Angebote. Es regt mit spirituellen Inhalten zum Nachdenken an, es öffnet den Blick über unsere Kirchentüre hinaus, über die Pfarreigrenzen hinweg.

Pfarreiblatt morgen?
Ist das Pfarreiblatt noch zeitgemäss? Gibt es modernere Kommunikationsmittel, die wir nutzen können und teilweise bereits einsetzen? Wir sind unterwegs und suchen nach Möglichkeiten, verschiedene Kommunikationsmittel zu verwenden und zu kombinieren. Wir möchten mit verschiedenen Mitteln unterschiedliche Menschen ansprechen. Das Pfarreiblatt wird dabei weiterhin eine Rolle spielen und sich weiter entwickeln.

Änderungen im Pfarreiblatt
Mit der aktuellen Pfarreiblattausgabe führen wir folgende Änderungen ein:

  • Seitenreihenfolge: Sie finden ab sofort die Inhalte immer in gleicher Reihenfolge: Pastoralraumseiten – Gottesdienste – Pfarreiseiten – Chronik/Adressen – Agenda – Seiten der Zentralredaktion des Vereins Kantonales Pfarreiblatt Luzern.
  • Angepasste Darstellung der Gottesdienste an Wochenenden: Samstagabendgottesdienst erscheint als zugehörig zum Sonntagsgottesdienst.
  • Gendergerechte Sprache: Die Sprache unseres Pfarreiblatts richtet sich an alle Menschen. Wo es den Lesefluss nicht stört, verwenden wir ab sofort nicht nur weibliche und männliche Formen, sondern den sogenannten «Genderstern». Aus Leserinnen und Lesern werden dadurch Leser*innen.

Dankeschön
Dass das Pfarreiblatt etwas zu berichten hat, verdanken wir vielen motivierten Menschen. Freiwilligen und Mitarbeiter*innen, welche Anlässe organisieren und im Pfarreiblatt dazu einladen. Menschen, welche am Leben des Pastoralraums teilhaben und über Erlebtes berichten. Pfarreiangehörige, welche uns Mitarbeiter*innen mit neuen Ideen anregen und uns mit Rückmeldungen unterstützen.

Dass das Pfarreiblatt etwas bewirken kann, haben wir gleichzeitig Ihnen, liebe*r Leser*in verdanken. Danke für Ihr Interesse!

Marcel Bucher, Kommunikationsverantwortlicher des Pastoralraums Rontal

 

Pfarreiblatt Dezember

Pfarreiblatt Dezember

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Leitartikel: (K)ein Platz in der Herberge

Wer kennt sie nicht – die Krippenspiele. Die Rollenzuteilung ist nicht leicht, denn die Buben wollen den Josef spielen und die Mädchen natürlich die Rolle der Maria übernehmen. Ochs und Esel, die Hirten und die Engel müssen aber auch besetzt werden und natürlich der Wirt, der mit polternder Stimme das Paar abweist mit den Worten: «Hier hat es keinen Platz mehr für euch – die Herberge ist voll».

Das vermasselte Krippenspiel
Nun war da also Walter. Eigentlich wollte er den Schäfer mit der Flöte sein. Aber Frau Schmitt hatte ihm eine andere wichtige Rolle zugedacht. Es kam der Moment, wo Josef auftrat und mit Maria an die Tür der Herberge klopfte. Walter stand hinter der Tür und fragte barsch: «Was wollt ihr?» Und wir kennen die Antwort von Josef und Walter sprach mit kräftiger Stimme: «Die Herberge ist voll». Josef erklärt ihm die Situation, dass sie schon überall vergeblich gefragt haben und sie von weither kommen. Walter blickte wieder streng. Doch Josef liess nicht locker: «Das hier ist meine Frau Maria. Sie ist schwanger und braucht einen Platz zum Ausruhen. Ihr habt doch sicher ein Eckchen für sie. Sie ist müde …». Da entstand eine lange Pause, so dass es für die Zuhörenden ein bisschen peinlich wurde. Der Souffleur flüsterte: «Nein! Schert euch fort!» Und nun – der Wirt ging nicht mehr zurück in die Herberge. Er sah dem Paar nach, das eben den Weg fortsetzen wollte. Walter blieb stehen, die Stirne sorgenvoll gefurcht. Und plötzlich wurde dieses Krippenspiel anders als alle bisherigen. «Bleib hier, Josef!» rief Walter. «Bring Maria wieder her!». Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. «Ihr könnt mein Zimmer haben!». Manche Leute meinten, Walter habe das Spiel vermasselt und verdorben. Aber viele hielten es für das weihnachtlichste aller Krippenspiele, die sie je gesehen hatten.

Einen Platz bekommen oder haben
Das Kind in der Krippe, dann erwachsen geworden, wird Menschen einen Platz geben oder sie vom Rand in die Mitte zurückholen. Wer Menschen einen Platz gibt, sie in die Mitte zurückholt, wie der Rabbi aus Nazareth, bei dem wird Gottes Gerechtigkeit spürbar und erfahrbar. Diese Menschen verkörpern die Barmherzigkeit Gottes. «Barmherzigkeit verweist auf die mütterliche Dimension Gottes: Das hebräische Wort für «Barmherzigkeit» (rachamim) ist der Plural von «Gebärmutter» (rechem), deren Wortwurzel «Wärme» bedeutet (cham). Wenn ein Mensch einen Platz hat im Herzen eines Menschen, dann wird ihm warm ums Herz.

Das wäre auch ein Weihnachtsgeschenk – Menschen einen Platz geben, so dass es ihnen warm ums Herz wird. Warmherzige und frohe Festtage.

Regina Osterwalder
(Foto: pixabay.com)

 

Pfarreiblatt November

Pfarreiblatt November

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2+2=4

2+2=4 … Das ist richtig, aber ist es deswegen auch wahr? Ist es nicht wahr, dass sich ein Team von vier Leuten, zusammengesetzt aus jeweils zwei Leuten unterschiedlicher Gruppen, gut harmonierend zusammenarbeitend, sich nach mehr als nur vier Leuten anfühlt? Der «gute Geist», der als fünfte Kraft mitwirkt? Dann wäre es richtig, dass 2+2=4 ist, gleichzeitig aber wäre 5 auch wahr.

Richtig und wahr wird häufig in der gleichen Art und Weise benutzt, obwohl die Wörter unterschiedliche Bedeutungen haben. In der Logik wird der Wahrheitsgehalt einer Aussage mit «wahr» und «falsch» bezeichnet. Und als in der Aufklärung schliesslich der Verstand und das rationale Denken über alles gestellt wurden, sind «wahr» und «richtig» endgültig gleichgesetzt worden und «falsch» als das Gegenteil.

Richtig ist jedoch etwas, das wissenschaftlich, mathematisch oder eben logisch eindeutig ist. Man könnte einfach sagen: beweisbar. Bei «wahr» kommt ein Beziehungsaspekt dazu: wie stehe ich zu der Aussage? Ist die Sache für mich wahr? Was bedeutet es mir?

Jesu Geburt zu Bethlehem
Weihnachten rast auf uns zu. Ist es richtig, dass Jesus in Bethlehem auf die Welt kam, unterwegs mit seinen Eltern? Ist es richtig, dass er, der Erlöser der Menschheit, in einem Stall in armseligen Verhältnissen geboren wurde und die ersten «Gratulanten» Hirten von der Weide waren? Ist es richtig, dass ein Stern drei Weise (oder drei Könige?) zu dem Stall gelotst hat?
Für mich ist es wahr. Ob es richtig ist, weiss ich nicht. Aber für mich macht es Sinn, dass Jesus nicht in einem Palast geboren wurde, dass nicht viele Könige und Herrscher von überall herkamen, um ihm wie einem Kaiser zu huldigen. Ich fühle mich diesem Jesus viel näher, seinen Eltern, die danach flüchten mussten. Zu diesem Jesus kann ich von Geburt an eine Beziehung aufbauen und diese an Weihnachten feiern, in dem ich mich mit den Hirten identifiziere, die dem Wunder der Geburt eines hilfebedürftigen Babys beiwohnen, der schliesslich für mich da sein wird und sein Leben am Kreuz geben wird.

Pastoralraum Rontal
Es ist richtig, dass vor vier Jahren im November durch Zusammenschluss der Pfarreien Buchrain-Perlen, Ebikon und Root der Pastoralraum Rontal gegründet wurde. Ist es deswegen wirklich schon für alle wahr? Es wird noch Zeit brauchen, bis die Menschen in den Pfarreien, im Pastoralraum, eine Beziehung zu diesem Verbund aufgebaut haben. So lange ist es noch nicht wahr, aber richtig. Aber es ist wichtig, dass wir uns dieser Beziehungsarbeit immer wieder stellen, damit es in uns wahr werden kann und Früchte bringen kann. Genauso wie Jesu Geburt.

Johannes Frank

(Bild: Tiramisu, pixabay.com)

Pfarreiblatt Oktober

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Jetzt ist die Zeit, Farben zu sammeln!

Im Kinderbuch «Frederick» von Leo Lionni sammeln die Mäuse eifrig Essens-Vorräte für den Winter. Nur Frederick schert aus: Er sammelt Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Wie recht er hatte, zeigte sich gegen Ende des Winters. Jetzt ist es Oktober: Zeit, Farben zu sammeln! Langsam geht das Jahr 2020 dem Winter zu. Es ist Erntezeit. «Herr, es ist Zeit» schreibt Rilke in seinem Herbstgedicht. «Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin, und jage die letzte Süsse in den schweren Wein.»

Farben zum Leuchten bringen
Wie die Natur im Herbst noch einmal ihre ganze Farbenpracht entfaltet, so hat der Glaskünstler André Bréchet (1921–1993) Farben in die moderne Saint-Nicolas de Flue-Kapelle im Weiler Mormont bei Courchavon, zwischen Pruntrut und Bure in der Ajoie, gebracht. Weil keine grossen Mittel vorhanden waren, wurde diese Kapelle auf Initiative von Abbé Bitschy 1976 von Maurergesellen aus Europa gebaut, ohne Architekt und ohne Bauunternehmung. Um keine statischen Probleme zu schaffen, hat sich der Künstler für Dutzende von kleinsten Fenstern mit bunten Glasbausteinen in den Betonwänden entschieden. Entstanden ist ein Bijou, das man so abgelegen auf dem Land nicht erwarten würde!

Leben ist bunt
Der Herbst mit seinen Farben macht uns bewusst, wie vielfältig das Leben ist. Wenn wir jetzt Farben sammeln, haben wir Nahrung für die Seele, wenn der Nebel kommt und die Farben verblassen.

Beat Jung, leitender Priester im Pastoralraum Rontal

Pfarreiblatt September

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Mit Poesie ins Paradies

«Praxis bedeutet: den Ort, an dem du jetzt stehst, zum Paradies zu machen, das Himmelreich unter deinen Füssen zu entdecken». Dieser Satz stammt von dem Zen-Meister Kodo Sawaki (1880–1965). Und wie machen wir das? Jede und jeder auf ihre/seine Art und Weise. Wir entdecken Dinge oder machen Erfahrungen. Eine entdeckt die Musik, ein anderer die Natur und manche die Poesie. Andere fühlen sich beim Waldlauf oder auf einer Bergtour dem Paradies etwas näher. Während der Corona-Zeit entdeckte ich über facebook das Video «Aus dem Homeoffice eines Schauspielers». Da rezitierten bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler das Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief (1. Kor 13,1–13). Im Hintergrund ertönte Klaviermusik von Johann Sebastian Bach. Ich habe diesen biblischen Text noch nie so wunderbar rezitiert gehört. Dieser Beitrag hat mich tief berührt. In diesem Moment atmete ich einen Hauch Paradiesluft.

Literatur als Partnerin
Was oder wer Ihnen, werte Lesende, ab und zu ein wenig Paradiesluft herzaubert oder Sie das für sich oder für andere tun – das macht den Alltag erträglicher, erfrischend, interessant, abwechslungsreich, stimmungsvoll und vieles mehr. Neben der Musik kann auch die Poesie den Alltag durchaus bereichern. Und dann gibt es auch immer wieder Theologinnen und Theologen, die überzeugt davon sind, dass Predigende von der Literatur lernen können. Das war nicht immer so. Es gab in der Geschichte eine Zeit, da war man in der Kirche überzeugt davon, dass die Literatur für den Glauben nachteilig oder sogar schädlich sei. Im Zweiten Vatikanischen Konzil aber wurde festgehalten, dass die Literatur und die Kunst von grosser Bedeutung sind. Literatur wird «als Partnerin im Suchen nach dem Glücken des Menschen gewürdigt» – so der Theologe Erich Garhammer, dessen Forschungsschwerpunkt dem Gespräch und der Auseinandersetzung mit der modernen Literatur galt.

Ab und zu ein wenig Paradiesluft
Von Horst Bienek, Schriftsteller, (1930–1980) gibt es folgenden Text:

Wörter
meine
Fallschirme
mit euch
springe
ich
ab
Ich fürchte nicht die Tiefe
wer euch richtig
öffnet
schwebt

Horst Bienek, Gleiwitzer Kindheit. Gedichte aus zwanzig Jahren, 1976 Carl Hanser Verlag, München

Beim Lesen von Gedichten oder Romanen kann es sein, dass die Lesenden eigene Erfahrungen, Krisen oder positive Erlebnisse an dem Gelesenen gedeutet und ausgedrückt finden. Das Gelesene lässt mich Welten entdecken, mit denen ich vielleicht nie in Kontakt gekommen wäre oder denen ich sonst aus dem Weg gehen würde. Und manchmal provoziert Literatur zu neuem Denken und «löst Schwarz-Weiss-Töne auf», so Garhammer. Und dann wird einem Tiefe zuteil, von der man vorher kaum eine Ahnung hatte.
Lassen wir uns manchmal doch mit Wörtern der Dichterinnen und Dichter fallen und fallen dann ein wenig ins Paradies. Viel Vergnügen dabei.

Regina Osterwalder, Gemeindeleiterin Pfarrei Ebikon/Pastoralraumleiterin

Pfarreiblatt August

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Grenzüberschreitung als Chance

Ich bin im Dreiländereck in Basel aufgewachsen. Seit meiner Kindheit gehörten Grenzen immer zu meiner Umgebung. Schon in den Sechzigerjahren war es ohne weiteres und ohne Bürokratie möglich, die Landesgrenzen auf einem Sonntagsspaziergang oder einer Velotour zu überschreiten. Die Grenzen hatten für mich nie etwas Einschränkendes, sondern waren immer viel mehr eine Erweiterung meines Horizontes und die Chance, etwas Neues zu entdecken. Leider ist dies nicht überall auf der Welt so.

Uneingeschränkte Reiselust
Heutzutage wird mehr gereist als je zuvor. Besonders die beiden Monate Juli und August sind Zeiten des Reisefiebers. Ganz Europa macht sich auf den Weg von Nord nach Süd, Ost nach West, von den Ufern der Meere in die Berge und umgekehrt. Grenzen gibt es keine mehr; wenigstens werden sie nicht als Hindernisse angesehen. Höchstens das Budget grenzt unsere Reiselust ein.

Grenzen als Schutz
Im scharfen Kontrast zu dieser grenzenlosen Freiheit haben wir in der ersten Hälfte dieses Jahres das Begrenztwerden in allen Lebensbereichen erfahren. Die Landesgrenzen wurden in ganz Europa geschlossen, dazu Schulen, Restaurants, Bars, Geschäfte und vieles mehr. Gottesdienste waren nicht mehr möglich. Die persönliche Freiheit wurde eingegrenzt. «Zuhausebleiben» war das Motto. Nicht Distanzen zurücklegen war angesagt, sondern Distanz wahren wurde zur Regel. Und auf einmal war Mitten im Jahr eine Ruhe da, die man sonst nur von den Sommerferien kennt. Die Strassen waren fast menschenleer und es gab sogar keine Staus mehr. Das kleine Virus, das keine Grenzen kannte, zeigte uns unsere Grenzen auf.
Seitdem ist uns vieles wieder bewusster: Reisen ist ein Privileg, Gesundheit ein Geschenk, Freiheit keine Selbstverständlichkeit, Solidarität nicht nur ein Wort, ein stabiles politisches System unbezahlbar. Ganz gemäss dem Sprichwort «Weshalb denn in die Ferne schweifen, wenn doch das Gute liegt so nah?» entdeckte die Schweiz wieder die nähere Umgebung und ihre eigene Schönheit.

Mut zur Horizonterweiterung
Mit diesen sehr entgegengesetzten Erfahrungen im Hintergrund lässt sich neu fragen, was Grenzen für uns bedeuten: Einschränkung oder Schutz, Einschluss oder Ausschluss, Abgrenzung oder Horizonterweiterung? In der Bibel finden sich verschiedene Beispiele für den Umgang mit Grenzen. Es gibt Ausgrenzung von Kranken und solchen, die nicht konform mit den Gesetzen waren. Da finden sich Fälle von Diskriminierung von Frauen, Fremden und Menschen anderer Hautfarbe und Kultur. Und natürlich wird auch von Kriegen gegen die Bedrohung von aussen berichtet. Doch die Grundbotschaft der Bibel und vor allem auch das Wirken Jesu zielt darauf hin, Grenzen zu überwinden, Verständnis zu schaffen und Gemeinschaft zu fördern. Gerade die Ausgegrenzten haben dies wohltuend und heilsam erfahren. Und letztlich weist sein Weg auch über die letzte Grenze unseres Daseins hinaus, den Tod.

Der Glaube macht frei und eröffnet neue Horizonte. Dies ist die Grundbotschaft Jesu und der Bibel. Wenn wir als glaubende Menschen unser Leben und Reisen, unser gesellschaftliches Zusammenleben und auch unsere Kirche als eine ständige Grenzüberschreitung im Sinne einer Horizonterweiterung verstehen, dann eröffnen sich unbekannte Welten und neues Leben wird möglich. Nutzen wir nicht nur die Sommerferien dafür.

Lukas Briellmann

Pfarreiblatt Juli

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Ferienzeit – Entdeckungszeit

Die Frühlingsferien fielen buchstäblich ins Wasser. Das sonnige Wetter hat hier vieles wettgemacht. Das Wiedersehen mit meiner Cousine in Holland musste ich in den Kamin schreiben. Gut – man kann ja auch per Skype in Kontakt treten. Und nun stehen die Sommerferien vor der Tür. Jetzt, beim Schreiben dieses Artikels, ist noch vieles unsicher, was das Reisen im Sommer betrifft.
Viele von uns nutzen die Ferienzeit – vor allem im Sommer – um zu reisen, andere Länder kennenzulernen oder ans Meer zu fahren, um sich von der Sonne wärmen zu lassen und im kühlen Nass zu schwimmen. Kinder werden Sandburgen bauen und zuschauen, wie sie von den Wellen wieder aufgelöst werden.
Doch Ferienzeit heisst ja nicht nur reisen. Es gibt Menschen, die können nicht mehr weg oder können sich Ferien weder in der Schweiz noch im Ausland leisten. Und dieses Jahr werden es vermutlich noch mehr Menschen sein. Sie kommt und ist dann da – eben diese Ferienzeit.

Zur Ruhe kommen
Menschen, die zwischen Beruf, Familie und Privatleben eingespannt sind, haben unzählige Termine. Wir holen schnell ein Glas Wasser, kochen schnell das Mittagessen, gehen schnell noch einkaufen, schauen schnell die Hausaufgaben an, holen schnell die Post aus dem Briefkasten, gehen rasch in den Keller.
Und dann ist sie da – die Ferienzeit. Als erstes kommt das zur Ruhe kommen. «Abefahre» sagen wir dann auch. So einfach gelingt dieser Übergang von rasch zu herunterfahren nicht. Dazu brauchen die einen ein paar Stunden, andere einen Tag bis mehrere Tage. Manchen gelingt es kaum oder gar nicht. Sie brauchen das Tempo auch in den Ferien.

Die Seele baumeln lassen
Warum sich nicht mal auf das Herunterfahren konzentrieren und diese Momente des zur Ruhe Kommens auskosten und in der kommenden Ferienzeit bewusst angehen? Es könnte ja sein, dass wir Dinge entdecken, die wir sonst kaum bemerken oder geniessen können. Die Stille zum Beispiel, das Herumhüpfen der Spatzen, das Zirpen der Grillen, das Rascheln der Blätter im Wind, das Bellen eines Hundes, den eigenen Atem, spielende Kinder.

Ich wünsche Ihnen eine erholsame Ferienzeit.

Regina Osterwalder

 

 

Pfarreiblatt Juni

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Findet es statt oder nicht?

«Findet es statt oder nicht?» – eine Frage, die kirchliche Gruppierungen wie Blauring und Jungwacht seit Anfang März stets begleitete. Diese ungewisse Zeit fordert auch von jungen Menschen viel Flexibilität und Geduld.

Schon lange ist klar, dass im Juli 2020 ein grosses Highlight für die Scharen im Kanton Luzern stattfinden wird – das Kantonslager (kurz: KALA 2020). Ein Lager mit 59 Jungwacht- und Blauringscharen aus dem Kanton Luzern, welche in Rotkreuz gemeinsam ein Zeltlager durchführen. Ein Vorhaben, welches ungefähr zwei Jahre Vorlaufzeit benötigt und für das schon viele ehrenamtliche Stunden investiert wurden. Die Vorfreude ist gross und es ist schon viel Kreativität in die mögliche Lagerplatzgestaltung investiert worden. Erste Materialbestellungen sind erledigt und auch die Feinplanung des Programms läuft auf Hochtouren. Dann plötzlich ist er da – der Stillstand. Ein Virus löst einen abrupten «Stopp» bei der ganzen Vorbereitung aus und ab diesem Punkt herrscht grosse Unsicherheit. Kann das Lager durchgeführt werden oder nicht?

Abgesagt …
Woche für Woche vergeht. Gespannt werden die Medienkonferenzen des Bundesrats, aber auch die Weisungen von JuBla Schweiz erwartet. Immer dabei ist die «Hoffnung». Die Hoffnung, dass das Lager stattfinden wird.
Dann der definitive Entscheid: Das Kantonslager wird auf den Sommer 2021 verschoben.

… aber die Hoffnung bleibt …
Auf einmal ist nichts mehr so wie vorher. Ungewissheit herrscht. Ein Sommer ohne Zeltlager? Unvorstellbar. Trotz grosser Ungewissheit ist da aber immer noch die «Hoffnung», welche die Scharen motiviert. Denn JuBla-Schweiz empfiehlt, ein normales Sommerlager zu planen. Ein sportliches Vorhaben, da nur noch wenige Wochen für die gesamte Vorbereitung (Lagerplatzsuche, Programm erstellen und vieles mehr) bleiben. Und trotz ungewisser Planung ist eine grosse Motivation und Zuversicht zu spüren. Die Leiterinnen und Leiter sind voll in der «neuen» Planung und ich wünsche ihnen von Herzen ein Happyend dieser aussergewöhnlichen Zeit.

Nicole Oppliger-Burri, Jugendarbeiterin RPI/Präses Jungwacht Ebikon