Buchrain Perlen
Ebikon
Root

Die Heilige Rosa von Lima

Die erste Heilige der neuen Welt

 

Als ich nach saisongerechter Inspiration für diesen Leitartikel gesucht habe, bin ich auf den Gedenktag der Heiligen Rosa von Lima am 23. August gestossen. So lade ich Sie zu einer kleinen Reise nach Peru ein.

 

Wer war die Heilige Rosa?
Am 20. April 1586 kam Isabella Flores de Oliva als Tochter eines spanischen Ehepaares im damaligen Vizekönigreich Peru zur Welt. Den Namen Rosa bekam sie bei der Firmung zugesprochen, weil – der Legende nach – ihre Mutter bei der Taufe eine Rose über ihrer Tochter schweben sah.
Gegen den Willen ihrer Eltern wurde sie Dominikanerterziarin und lebte in einer Holzbaracke im Garten ihrer Eltern, die sie mit Hausarbeit und Handarbeiten weiterhin unterstützte. Anfangs unterzog sie sich selbst so grausamen Bussübungen, dass ihre Beichtväter einschreiten mussten. Gleichzeitig war sie bewundernswert mutig, indem sie etwa den Klerus für den oft ausschweifenden Lebensstil und die Kolonialherren für ihren grausamen Umgang mit der indigenen Bevölkerung kritisierte.
Im Jahr 1614 gründete sie das erste kontemplative Kloster Südamerikas und engagierte sich zusätzlich in der Krankenpflege und der Glaubensverkündigung. Kurz nach ihrem 31. Geburtstag verstarb Rosa an einer schweren Krankheit.

 

Welche Bedeutung hat die Heilige Rosa?
Bereits wenige Tage nach Rosas Tod wurde der Prozess zu ihrer Heiligsprechung eingeleitet. Noch bevor dieser abgeschlossen war, wurde sie 1669 zur Patronin von Peru ernannt. Durch ihre Heiligsprechung am 12. April 1671 durch Papst Clemens IX. wurde sie zur ersten Heiligen Amerikas.
Im ökumenischen Heiligenlexikon ist zu lesen, dass die Bedeutung von Santa Rosa de Lima für Südamerika vergleichbar ist mit derjenigen von Katharina von Siena und Teresa von Avila für Europa. Ein peruanischer Bekannter hat mir erzählt, dass an ihrem Todestag bis heute viele Menschen zu ihrem Haus pilgern, ihr Rosen bringen und Karten mit Bitten und Wünschen an sie richten.

 

Mein persönliches Fazit zur Heiligen Rosa
Meine Recherche zur Heiligen Rosa von Lima hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Einerseits ist es beeindruckend, wie viel die Heilige Rosa in ihrem kurzen Leben erreicht hat und wie nachhaltig sie trotz kritischer Haltungen auf ihr Umfeld wirken konnte.
Gleichzeitig ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie vielfältig das Gesicht des Christentums bis zum heutigen Tag ist. Zu diesem Gesicht gehören nicht nur Nächstenliebe, sondern auch Frömmigkeitspraktiken, die Leid verursachen, und politische Verstrickungen wie damals mit dem äusserst gewaltsamen spanischen Kolonialismus – selbst wenn einzelne christliche Stimmen dies bereits damals kritisierten.
Deshalb stehen wir jeden Tag in der Verantwortung: Welches Gesicht geben wir dem Christentum hier und heute?

 

Christa Grünenfelder
Pfarreiseelsorgerin Ebikon