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Alles neu macht der Mai

 

Wer kennt nicht dieses populäre Maienlied: «Alles neu macht der Mai»? Vielleicht summen Sie bereits die Anfangstakte des Liedes beim Lesen des Titels.
Es ist das populärste unter den zahllosen Liedern, die den Monat Mai thematisieren. Der Text stammt von Hermann Adam von Kampf. Es erschien 1829 erstmals in gedruckter Form. Ja – es scheint wirklich so, als mache der Mai alles neu.
Herausgesputzt
Die Natur hat ihr Winterkleid abgelegt und sich herausgesputzt. Die Jungvögel entdecken mit ihren Flugversuchen die Umgebung ausserhalb ihres Nestes. Die Wintermäntel sind gereinigt und im Schrank versorgt und auch die Winterschuhe werden nicht mehr gebraucht. Die Balkone sind ebenfalls bereit für das Bad in der Sonne und für eine Plauderstunde bei Kaffee und Kuchen mit den Nachbarn. Der Proviant ist vorbereitet für Ausflüge in die nahe Umgebung oder schon auf die nächste Alp. «Alles neu macht der Mai»  – die Laune beim Aufstehen ist auch viel besser als an grauen und kalten Tagen, so wie es eben auch im Lied gesungen wird: «Alles neu macht der Mai, macht die Seele frisch und frei».
Bewährtes im Licht des Maienmonats
Nun doch noch ein kritischer Einwand oder zumindest eine nachdenkliche Ansage. Muss es wirklich immer neu sein? Unsere Wegwerfgesellschaft würde die Frage bejahen. Kann die Sommerkollektion vom vergangenen Sommer doch noch aus dem Schrank genommen und nochmals getragen werden? Und wie ist das mit dem Bewährten? Sind langjährige Freundschaften nicht ein Segen? Und wie wäre es, den Partner oder die Partnerin mal wieder im neuen Licht – im Maienlicht zu sehen? Was schätze ich an ihr oder an ihm? Was tut er oder sie mir Gutes und unterstützt mich?
Bewährtes schätzen lernen
Und vielleicht ermuntert uns gerade der Monat Mai auch die Kirche wieder mal in einem anderen Licht zu sehen. In den letzten Jahren wurde viel Missbrauch ans Licht gebracht und aufgearbeitet. Da ist aber neben dem furchtbaren Schatten auch noch Licht, das leider nicht mehr gesehen wird. Gerade im diakonischen und sozialen Bereich ist die Kirche für die Gesellschaft nach wie vor unentbehrlich, ob man das nun sehen will oder nicht. All das, was einem gut tut, auch im religiösen Bereich könnte man gerade im Monat Mai wieder neu schätzen lernen und sich daran erfreuen. Was macht «meine Seele frisch und frei»?
Doch noch Blüten
Es gibt ein Sprichwort: «Kein Kaktus ist so dicht mit Stacheln besetzt, dass er nicht noch Platz für eine Blüte hätte». Im Maienlicht baden und trotz der vielen Stacheln noch eine Blüte im Bewährten entdecken – dazu kann uns der Monat Mai anregen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude, nicht nur Neues, sondern auch (Alt-)Bewährtes im Licht des Monats Mai zu entdecken.
Regina Osterwalder
Pastoralraumleiterin Rontal