Jedes Jahr am 1. August feiern wir den Bundesfeiertag der Schweiz. Doch was hat es mit diesem 1. August auf sich und brauchen wir überhaupt einen solchen Feiertag? Bis zur Entstehung des modernen Bundesstaates von heute war es ein langer Weg. Dass die Alte Eidgenossenschaft bereits 1291 gegründet wurde, wurde historisch längst widerlegt. Doch nichtsdestotrotz dürfen wir stolz auf unsere Geschichte und unser Land sein, auch wenn die Schweizer Mentalität damit Mühe hat.
1291–1848
Am 1. August gedenkt die Schweiz jeweils dem Bundesbrief aus dem Jahr 1291. Die Orte Uri, Schwyz und Unterwalden versprachen sich in diesem Verteidigungsabkommen gegenseitige Hilfe bei Gefahr von aussen. Der Legende nach leisteten die Vertreter der drei Gründerorte – «die drei Eidgenossen » – ihren Eid auf der Rütliwiese über dem Vierwaldstättersee. Sie gelobten sich, ihr Land von den Habsburgern – den vermeintlich fremden Verwaltern – zu befreien. Doch ein solches Bündnis war zu dieser Zeit nichts Aussergewöhnliches. Fast jeder Ort und jede Stadt versuchte sich mittels solcher Bündnisse abzusichern und zu schützen. Auch von «freien Eidgenossen» oder «der Eidgenossenschaft», geschweige denn von «der Schweiz» oder «den Schweizern» kann noch lange keine Rede sein. Ziemlich lange noch wird das Gebiet der heutigen Schweiz ein Flickenteppich von verschiedensten Herrschern und Herrschaftsansprüchen sowie mehr oder weniger losen Bündnissen sein. Erst 1848 sollte mit der ersten schweizerischen Bundesverfassung aus dem lockeren Staatenbund ein «moderner» Bundesstaat werden. Der 1. August als Schweizer Bundesfeiertag wurde übrigens erstmals 1891 gefeiert – in einer Zeit, als in Europa der Nationalismus in voller Blüte stand und das vereinheitlichende Selbstverständnis immer wichtiger wurde.
Und heute?
Ist der Bundesfeiertag denn überhaupt noch zeitgemäss?
Gefeiert wird heutzutage ganz unterschiedlich: Ob privat im kleinen oder grösseren Familien- und Freundeskreis, an der öffentlichen 1.-August-Feier in der Gemeinde oder an der offiziellen Bundesfeier auf der mythischen Rütliwiese – oder auch gar nicht. Auch wenn nicht alle Bewohner*innen der Schweiz am 1. August in frenetischen Patriotismus verfallen, so ist es doch wichtig, sich an einem solchen Tag der gemeinsamen Werte und der Zusammengehörigkeit bewusst zu werden. In der heutigen Welt, in der vieles auf das eigene Ich ausgerichtet ist, tut es vielleicht wieder einmal gut, sich auf das «Wir», auf die Gemeinschaft, zu besinnen. Wie wir das auch diesen Sommer an der EM waren: «Wir schaffen das», «wir sind super», hiess es auf einmal und alle lagen sich in den Armen und waren stolz auf die gute Leistung «der Schweiz», auch wenn es knapp nicht ins Halbfinale gereicht hat. Wir alle zusammen bilden die heutige Schweiz und machen sie zu dem, was sie heute ausmacht – egal welchen Hintergrund wir haben – seien wir hie und da stolz darauf.
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