Ausschnitt Glasfenster Pfarrkirche Ebikon: Gott ist uns nahe. Jederzeit. Darum ist er Mensch geworden. (Foto: marabu-fotografik.ch)

 

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Ein gutes neues Jahr?

 

Vor einem Jahr habe ich in einer Tageszeitung diesen «Brief» gelesen: «Sehr geehrter Herr Silvester. Hiermit mache ich Gebrauch von meinem Rückgaberecht und retourniere das Jahr 2022. Es weist erhebliche Mängel auf. Ich möchte es gegen ein neues, besseres Jahr austauschen. Vielen Dank!»

Diese Zeilen waren in einer Glosse zu lesen. Da schaut die «Briefschreiberin» mit Humor auf das zu Ende gegangene Jahr zurück, das sie als schwierig und bedrückend erlebt hat. Zwölf Monate später ist im vergangenen Jahr 2023 ebenfalls viel Schwieriges und Bedrückendes geschehen. Dazu kommt stets auch Privates, das in diese Kategorie fällt. Wie damit umgehen – gerade wenn sich Krisen immer schneller aneinanderreihen?

«Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!»
Dag Hammarskjöld war von 1953 bis 1961 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Nach seinem Tod ist dem Schweden der Friedensnobelpreis verliehen worden. Anfang 1953 hat er in sein Tagebuch geschrieben: «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!» Dag Hammarskjöld lebte in einer unsicheren Zeit. Schon damals: Spannungen zwischen Ost und West. Angst vor Eskalationen. Es herrschte Kalter Krieg. Und doch schreibt er zu Beginn des Jahres: «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!»

Die erste Hälfte der Notiz lese ich als Ermunterung, nie das Gute aus den Augen zu verlieren. Davon auszugehen, dass auch das Schwierige einen – wenn auch verborgenen – Sinn hat und zur menschlichen Reifung beiträgt. Nichts ist letztlich sinnlos.

Die zweite Hälfte empfinde ich als Einladung, ja als Aufforderung, dem noch unbekannten Jahr mit bewusst positiven Gedanken entgegenzugehen. Wie bei der Begegnung mit einem fremden Menschen ist die Einstellung entscheidend. Wenn ich Gutes suche, werde ich Gutes entdecken.

Auf ein gutes neues Jahr!
«Dem Vergangenen Dank?» Das ehrlich sagen zu können, ist eine Herausforderung. Aber so kann ich Frieden und Zufriedenheit finden. «Dem Kommenden Ja?» Auch hier habe ich Einfluss. Bin ich bereit, dem neuen Jahr, meinem Umfeld, der Kirche, mir selbst eine Chance zu geben? Versuche ich, «trotz allem» den Humor nicht zu verlieren?

Ich vertraue dabei Gott. Einem Gott der Liebe und des Lebens, der sagt:

Ich bin da – bei dir,
bei euch. Jederzeit.
Mag kommen, was will.

Ein gutes neues Jahr?
Auf ein gutes neues Jahr!

 

Die Katholische Kirche Rontal wünscht Ihnen ein frohes neues Jahr 2024!

 

Andres Lienhard,
Pfarreiseelsorger